Preview - Too Human : Krieg der Menschen, Götter und Monster

Dieses dichte Gewand legt sich schon in unserer Vorabfassung gut über das eigentliche Gameplay-Skelett. Nüchtern betrachtet ist 'Too Human' nämlich ein eher konservativer Mix aus Action und Rollenspiel - ganz in der Tradition von 'Diablo' oder 'Baldurs' Gate: Dark Alliance' oder im Stile aktuellerer Titel à la 'Enclave' oder 'Kingdom Under Fire: Circle of Moon'. Eher exotisch wirkt dagegen die mehr als deutliche Inspirierung von 'Devil may Cry'. Baldur schwingt nämlich genau wie Action-Kollege Dante eine gefährliche Klinge auf überaus elegante Weise - er wirbelt wie im Tanz durch die feindlichen Scharen, schleudert locker die Fieslinge in die Luft und setzt zu spektakulären Kombos an. Genau wie Dante verfügt Baldur darüber hinaus über Schusswaffen. Mit diesen nehmt ihr Gegner aus der Distanz aufs Korn oder kombiniert die Ballermänner mit eurer Klinge zu spektakulären Manövern. Kombos sind so wichtig, weil ihr damit eine Spezialleiste auffüllt. Ist diese voll, könnt ihr teils mehrstufige Spezialattacken im Stil von Magie-Angriffen ausführen.

Allerdings fällt die die Steuerung merklich anders aus als bei 'Devil May Cry'. Um mit dem Schwert zuzuschlagen, bewegt ihr einfach den rechten Analog-Stick in die jeweilige Richtung. Rotiert ihr den Stick und achtet etwas auf den Rhythmus, metzelt sich der Cybergott gleich durch ein Dutzend Monster. Dies gilt zumindest für die Standardfeinde. Hin und wieder läuft euch aber auch ein größerer Brocken über den Weg, den ihr erst schwächt und dann in einer Art Quick-Time-Minispiel erledigt. Die Steuerung ist ziemlich gewöhnungsbedürftig und hat in der Preview-Fassung noch ein deutliches Manko: die Perspektive. Da ihr die Kamera nicht per Stick ändern könnt, müsst ihr ständig per Button-Druck die Perspektive neu zentrieren. Das reicht aber nicht aus, sodass ihr öfters mal in der temporeichen Action den Überblick verliert. Zum Glück beginnt das Spiel in puncto Schwierigkeitsgrad noch sehr gemächlich, wodurch man sich in Ruhe in das Spiel einarbeiten kann.

Action-Rollenspiel à la 'Diablo'

Was jetzt eher nach einem Actionspiel klingt, hat in Wahrheit aber durchaus ernst zu nehmende Rollenspielaspekte. Das beginnt schon damit, dass ihr euch zu Beginn für eine von vier Charakterklassen entscheidet. Baldur wird so flugs zum ausgewogenen Kämpfer, zur Berserker-Kampfsau, zum vorsichtiger vorgehenden Verteidiger oder zum heilenden Bioingenieur, der an Weißer-Ritter-Typen in anderen RPGs erinnert. Dem nicht genug: In den Dungeons und Missionen findet ihr immer wieder neue Gegenstände. Mit allerlei Rüstungen mit unterschiedlichen Zusatzfähigkeiten verbessert ihr Baldurs Items, wobei per optionale Autofunktion gleich das beste Teil ausgerüstet wird und schwächere Gegenstände abgelegt werden. Natürlich findet ihr ebenfalls viele Waffen, die Baldur Stück für Stück wirklich zum Kampfgott machen. Ähnliches gilt für kybernetische Implantate, ähnlich wie RPG-typische Magiefähigkeiten.

Das Levelsystem ist ebenfalls komplex. Durch Kämpfe und Missionen steigt euer Figurenlevel, wobei ihr Verbesserungspunkte individuell in einem Level-Baum (wie bei 'Diablo' & Co.) belegen könnt. Darüber hinaus sorgen Level-Zusatzaufgaben ('Kingdom Under Fire: Circle of Doom' lässt grüßen) und Ähnliches für noch mehr Tiefe beim Aufleveln. Alles in allem gibt es also reichlich Möglichkeiten, seinen Helden individuell auszustatten, heranwachsen zu lassen und Schritt für Schritt zu verbessern. Erfreulich: Schon jetzt ist fest geplant, dass ihr euren auf- und ausgerüsteten Helden in kommende Fortsetzungen importieren dürft. Die Entwickler können sicher nicht leugnen, sich in vielerlei Hinsicht vom Klassiker 'Diablo' inspirieren lassen zu haben. Interessanterweise ist von dem Blizzard-Titel ebenfalls eine neue Episode in der Mache. Man darf gespannt sein, wie sich beide Action-Rollenspiele im Vergleich schlagen werden. Wer lieber in geselliger Runde kämpft, geht in 'Too Human' übrigens nicht leer aus: Die X360-Action besitzt einen Online-Koop-Modus für zwei Spieler.

Technisch hinterlässt 'Too Human' schon in unserer Vorabfassung einen ansprechenden Eindruck. Vor allem die aufwändigen In-Game-Zwischensequenzen machen ordentlich was her, aber auch das generelle Design der Umgebung ist äußert stimmig. Die Figuren besitzen eine ausdrucksstarke Mimik, bloß zuweilen an der Texturqualität, der schwankenden Detaildichte und einigen sonstigen Unsauberkeiten könnten die Entwickler bis zum Release noch feilen. Allerdings soll sich laut Silicon Knights gegenüber der Preview-Disc gerade im technischen Bereich tatsächlich noch etwas bis zur Veröffentlichung tun. Der Sound überrascht mit einem aufwändigen Soundtrack und einer sehr professionellen deutschen Synchro. Nur die (Schuss-)Geräusche sollten noch etwas zulegen.