Test - Time Crisis 4 : Dieser Schuss geht voll daneben
- PS3
Das Grauen aus der Ego-Sicht
Ihr merkt schon, 'Time Crisis 4' begeistert weder Lightgun-Shooter-Anhänger noch sonstige Actionfans und schon gar nicht die langjährigen Wegbegleiter der Serie. Zu lustlos das Leveldesign und die Story, besonders aber schmerzt die technische Seite des Spiels. Okay, 'Time Crisis' war nie ein audiovisuelles Juwel und die Optik galt schon zu PS2-Zeiten als veraltet. Aber man reibt sich schon verwundert die Augen, wenn man die flimmerige, detailarme, ruckelige und mies texturierte Grafik von 'Time Crisis 4' zu sehen bekommt. Irgendwie hat man das Gefühl, ein PS2-Spiel an einem schlechten Tag vorgesetzt zu bekommen. Doch ganz so schlimm ist es nicht - die Feindesanimationen sind merklich besser als in früheren Teilen und auch der eine oder andere scheue Bump-Mapping-Effekt hat es ins Spiel geschafft. Leider sind sogar die Render-Zwischensequenzen meilenweit vom heutigen Standard entfernt.
Ähnliches gibt es über den Sound zu berichten: Wie gewohnt ist die hektische Musikuntermalung belanglos, die Geräuschkulisse ist aber überraschend schal und surround-technisch enttäuschend ausgefallen. Die deutsche Sprachausgabe ist in der Serie schon immer kultig-schlecht, in der vorliegenden Fassung vergeht einem aber das Lachen, wenn Dialoge ohne Sinn und Verstand sowie teils komplett falsch intoniert werden.
Wer sich bereits im Vorfeld über 'Time Crisis 4' informiert hat, der wird nun empört anmerken, dass das größte Feature des Titels ja noch gar nicht angesprochen wurde. Schließlich soll 'Time Crisis' mit einem neuen Modus ein neues Lightgun-Shooter-Zeitalter einläuten. Der Grund ist, dass selbst diese Neuerung enttäuscht. Gemeint ist der FPS-Modus. In diesem wurden um die normalen Arcade-Levels noch lange und äußerst langatmige Abschnitte gestrickt. Dort bewegt sich der Held nicht wie üblich auf vorgegebenen "Schienen" durch die Stages, vielmehr könnt ihr ihn wie in einem Ego-Shooter frei bewegen und die Sicht kontrollieren - die beiden Analog-Sticks machen es möglich. Selbst Sprünge, In-Deckung-Gehen, das Aufheben von Waffen und kleinere Schlüssel/Schalter-Rätsel sind vorhanden. Ihr ballert allerdings nach wie vor durch das Zielen mit der Lightgun auf die Feinde. Klingt spannend (wenn auch nicht wirklich neu), funktioniert aber alles andere als gut. Das Tempo ist zu niedrig, die Steuerung viel zu kompliziert und das Leveldesign ist die reinste Schlaftablette. Unglaublicherweise ist es den Entwicklern sogar gelungen, die miese Grafik in den FPS-Levels nochmals massiv zu unterbieten.
Somit ist der neue Modus vielleicht gut gemeint, aber alles andere als gelungen. Schon etwas besser ist der altbekannte Zweispielermodus, in dem ihr die Arcade-Levels aus zwei Perspektiven gemeinsam angeht. Leider gibt es aber nur Split-Screen, eine Online-Variante fehlt. Nicht mal Online-Highscores wurden realisiert. Der Arcade-Modus bietet durch Verzweigungen immerhin einen gewissen Reiz zum mehrmaligen Durchspielen, die zusätzlichen Minispiele im Schießbudenstil sind dagegen grausig spartanisch. Hier hätte Namco sich besser an den hauseigenen Klassiker 'Point Blank' erinnern sollen.
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