Test - The Book of Unwritten Tales 2 : Adventure der Herzen
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Ganz ohne Revolution oder großartige Innovation erschien vor fünfeinhalb Jahren mit The Book of Unwritten Tales ein gewöhnliches Point-and-Click-Adventure, das gerade aufgrund seiner Bodenständigkeit sowie einer cleveren Mischung aus Märchenambiente und zeitgenössischem Humor viele Fans für sich gewann. Für die Fortsetzung ging KING Art keine Experimente ein und setzte ganz im Gegenteil auf “Never change a winning team”.
Alle vier Spielcharaktere aus The Book of Unwritten Tales sind erneut mit dabei, wobei die Story ein paar Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers ansetzt. Während sich Gnom Wilbur als Lehrer in einer Magierschule versucht, haben sich Ivo und Nate überraschenderweise getrennt. Sie wird seither von ihrer Mutter tagein, tagaus genervt, einen für eine Elfenprinzessin angemessenen Mann zu heiraten, während er sich mit zwielichtigen Piraten und skrupellosen Kopfgeldjägern auseinandersetzen muss. Mit dabei ist selbstverständlich Nates treuer Gefährte, genannt das Vieh, der weiterhin durch sein zotteliges Aussehen und seine kindliche Brabbelsprache auffällt.
Viel mehr möchten wir nicht verraten, denn bereits früh müsst ihr mit einigen Überraschungen rechnen. Der Plot betritt dabei freilich kein Neuland, ist jedoch bis zum Showdown prima durchdacht und voller Charme. Das Charakter-Design profitiert nicht nur von den sehr gut geschriebenen Dialogen, sondern überdies von der erstklassigen Sprachausgabe und einer im Vergleich zum Vorgänger deutlich aufgebohrten Grafik. Allein Wilbur wirkt nun für eine Comic-Figur enorm plastisch und “lebensecht“.
Überhaupt ist es bemerkenswert, mit welch Feingefühl und Professionalität praktisch jeder relevante Aspekt im Vergleich zum Vorgänger verbessert wurde. Sogar der Humor, an dem es beim Vorgänger wenig auszusetzen gab, erfährt eine Steigerung: Wo sich damals neben cleveren Pointen einige arg platte Witze eingeschlichen hatten, da zündet diesmal nahezu jeder Gag. Selbst peinliche oder derbe Seitenhiebe funktionieren prächtig und regen nicht mehr zum Fremdschämen an.
Klassisch, spaßig, musikalisch
Das Rätsel-Design ist ebenso vorbildlich und erstaunlich knackig. Trotzdem liegt hier eine der wenigen Schwächen des Spieles begraben, denn ihr müsst bereits zu Beginn geschickt um die Ecke denken und solltet entsprechend etwas Adventure-Erfahrung mitbringen. The Book of Unwritten Tales 2 richtet sich ganz klar an die Kenner des ersten Teiles.
Dezent lästige Trial-&-Error-Passagen sind zwar vorhanden, jedoch eine Seltenheit und deshalb eher eine gelungene Abwechslung denn ein Ärgernis. Schon eher stört die Unsitte, dass ihr oftmals bereits bekannte Orte auf Verdacht erneut besuchen müsst, weil dort ohne Vorwarnung ein neues Objekt oder ein neuer Gesprächspartner aufgetaucht sein könnte. Glücklicherweise hält sich die Anzahl der Ortschaften in Grenzen, weshalb dieser Makel halb so wild ist.
Trotz der Überschaubarkeit der Schauplätze ist The Book of Unwritten Tales 2 dank seiner zahlreichen Rätsel ein verdammt umfangreiches Adventure. Selbst wenn ihr nirgends lange hängen bleibt und euch flüssig durch das Abenteuer rätselt, solltet ihr bis zu fünfzehn Stunden Spielzeit einrechnen.
Die vielleicht größte Qualitätssteigerung hat die Musikabteilung erfahren: Der vollständig orchestral eingespielte Soundtrack ist bereits vom Hauptmenü an eine echte Wucht und kann diese Qualität bis zum Ende hin auch halten. Einzig die relativ geringe Anzahl an Musikstücken sorgt auf Dauer für Abwechslungsarmut.
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