Test - Test Drive: Ferrari Racing Legends : Schrott auf Rädern
- PS3
- X360
Rutschpartie aus der Hölle
Geht es auf die Piste, wird zunächst in einer untertitelten Sepia-Sequenz eine kleine Aufgabenbeschreibung im fahrenden Wagen gegeben, die dann in die normale Spielgrafik überblendet. Manchmal allerdings etwas ungeschickt, denn die Sequenz an sich lenkt ab, gibt einem kein Tempogefühl und nicht selten folgt direkt eine Kurve nach dem eigentlichen Einstieg ins Rennen. So landet man durchaus mal im Kiesbett, wenn man den Übergang verpennt. Immerhin, ein netter Versuch, dem Spiel einen historischen Touch zu verpassen, allerdings in Summe überflüssig.
Bereits nach den ersten Metern wird klar: Ferrari Racing Legends ist kein Zuckerschlecken, sondern im Gegenteil ein Quell reichlichen Frustes. Die Fahrzeuge wirken seltsam gewichtslos und vermitteln das Gefühl, dass man stetig auf Schmierseife oder einem Ölfilm über die Pisten brettert. In den Kurven wird es dann völlig fatal, denn das Verhalten der Fahrzeuge wird absolut unberechenbar und nicht nachvollziehbar. Das nervt, zumal quasi jeder kleine Fahrfehler dazu führt, dass ihr die Zielvorgabe nicht erreichen könnt, denn die Zeiten sind extrem knapp bemessen. Die Kurvenrutscherei war schon bei früheren Titeln des Studios problematisch, wenn auch wenigstens noch im erträglichen Rahmen, aber hier schießen die Entwickler wirklich den Vogel ab.
Nicht nur dass die Fahrzeuge auf jedes Manöver übertrieben empfindlich und zickig reagieren, hinzu kommt die ruppige KI, die wenig Rücksicht auf euch nimmt, ihrerseits bei Kollisionen aber in etwa so anfällig wie eine Betonmauer ist. Sprich: Rammt ihr einen Gegner, fährt der mehr oder minder unbehelligt weiter, während ihr eine muntere Karussellfahrt ins Kiesbett erleben dürft. Der einzige Pluspunkt ist, dass es sich ausnahmsweise mal nicht um eine Gummiband-KI handelt. Mit authentischem Fahren hat das alles jedenfalls nichts zu tun, denn wenn dem so wäre, wäre Ferrari längst pleite und die Besitzer säßen wegen mehrfachen Mordes im Knast.
Dünne Optionen
Leider bietet das Spiel auch herzlich wenig Möglichkeiten, dem furchtbaren Fahrverhalten entgegenzuwirken. Es gibt nämlich absolut keine Einstellmöglichkeiten für das Fahrverhalten, lediglich die Stufen "Anfänger", "Normal" und "Profi", die sich auf verschiedene Fahrhilfen auswirken. Und ihr könnt ein wenig an der Lenkempfindlichkeit herumspielen, was aber letztendlich auch nicht viel bringt. Es macht übrigens auch wenig Unterschied, ob ihr mit Controller oder Lenkrad spielt, das Fahrverhalten bessert sich auch mit Kurbel und Pedal nicht im Geringsten. Völlig unverständlich, dass ein Studio, das sich mit Authentizität rühmt, derartige Mängel abliefert.
Auch visuell reißt der Titel keine Bäume aus, bleibt zumindest aber auf einem guten Niveau. Zwar sind die Strecken hinreichend detailliert und die Grafik ist flüssig, es fehlt allerdings auf den Konsolen an Kantenglättung und irgendwie wirkt alles ein wenig altbacken. Immerhin, die Fahrzeuge sind detailliert modelliert und entsprechen ihren Originalen. Vor allem beim Sound macht sich das bemerkbar, wie bei Slightly Mad üblich klingen die Motoren wuchtig, bissig und authentisch. Dafür wird auf vieles verzichtet: Es gibt kein nennenswertes Schadensmodell, Rennen finden nur morgens, mittags oder abends statt und als Wetter erlebt ihr nur Sonne oder bewölkten Himmel. Von Regen oder Schnee keine Spur und wenn man das Fahrverhalten auf trockener Straße betrachtet, kann man darüber nur froh und glücklich sein.
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