Test - Tenchu Z : Ein Ninja reif fürs Altenheim
- X360
Solid Snake? Sam Fisher? Alles Jungspunde im Vergleich zu den Ninjas aus ’Tenchu’. Die Reihe zählt zu den Gründungsvätern unter den 3D-Stealth-Games. Nun will From Software mit einer neuen Episode auf der Xbox 360 im Next-Gen-Zeitalter landen – leider ist das ziemlich in die Hose gegangen.
Altbewährtes
Solid Snake? Sam Fisher? Alles Jungspunde im Vergleich zu den Ninjas aus ’Tenchu’. Die Reihe zählt zu den Gründungsvätern unter den 3D-Stealth-Games. Natürlich schlich etwa Snake auch schon zu seligen 2D-Zeiten, den großen Aufschwung nahm das Schleich-Genre aber erst durch die 3D-Spiele – und ’Tenchu’ auf PSone zählt zu den wichtigsten Titeln, die den Weg für weitere Hits geebnet hatten.
Seitdem sind zahlreiche ’Tenchu’-Spiele auf allerlei Plattformen erschienen. Weder spielerisch noch technisch entwickelte sich die Reihe aber grundlegend weiter, sondern setzte strikt auf Altbewährtes. Wer nun glaubt, die Entwickler hätten bei ’Tenchu Z’ den Sprung der PS2- zur Next-Gen-Ära genutzt, um der Reihe eine Frischzellenkur zu verpassen, sieht sich getäuscht: Auch das X360-Spiel fühlt sich genau so an wie die früheren ’Tenchu’-Episoden. Das mag immerhin die Hardcore-Fans der Serie erfreuen.
Müder Schleicher
Eine Überraschung gibt es bei der Story: Zwar schlüpft ihr einmal mehr in die Rolle eines männlichen oder weiblichen Ninjas, der als Auftragskiller einer Verschwörung nachgeht, aber es steht diesmal nicht das bekannte Ensemble aus den bisherigen Teilen zur Verfügung. Stattdessen bastelt ihr euch im kargen Editor einen eigenen Helden, später schaltet ihr gar zusätzliche Kostüme frei. Auch den "Geschäftspartner" des Assassinen erstellt ihr im Editor. Außerdem besucht ihr vor der Action erst mal eine lauschige Zentrale, wo ihr euch gegen Bares mit Items ausrüsten und die nächste Mission auf einer Karte auswählen könnt.
Im eigentlichen Spielgeschehen erwartet euch die übliche Kost: Ihr agiert aus der Third-Person-Ansicht und sollt im Level meist einen Oberschurken zur Strecke bringen. Hierzu bewegt ihr euch unauffällig durch das Gebiet, geht Wachen aus dem Weg oder bringt sie unauffällig um die Ecke. Werdet ihr entdeckt, gibt es Punktabzug und es kommt zum Kampf. Hierbei schwingt ihr das Schwert und versucht, möglichst wenig Treffer einzustecken. Seltsamerweise wurde das Kampfsystem im Vergleich zum Vorgänger wieder etwas abgeschwächt – es gibt weniger Attacken, die Kampf-KI ist mies und die Kollisionsabfrage unbefriedigend. Dies sind aber auch generelle Probleme des Spiels: So kommt es schon mal vor, dass euch ein Gegner durch eine massive Wand hindurch entdeckt, ihr ein paar Zentimeter über dem Boden "geht" oder dass euer Bein zur Hälfte in einem Dach verschwindet.
Ebenso enttäuschend, dass die KI der Feinde kaum besser geworden ist als zu ’Tenchu’-Anfangszeiten. So könnt ihr etwa seelenruhig eine Wache meucheln, während deren Kollege vier Meter weiter keine Miene verzieht, da er gerade nicht genau in eure Richtung schaut. Umso skurriler, dass eine neue Geräuschanzeige selbst den Hall eurer Schritte in einer Höhle oder das Ziehen der Waffe berücksichtigt. Ebenfalls seltsam: Die Tastenbelegung spottet jeglichen Trends der letzten fünf Jahre und ist somit höchst gewöhnungsbedürftig.
Team Ninja
Dazu kommen die alten Probleme der Serie: Veraltetes Gameplay und eine nervige Kameraführung. Schade, denn das meist offene Leveldesign und die Möglichkeit, sich dank des Greifhakens selbst auf hohe Gebäude zu ziehen und sich dort zu verstecken, haben durchaus noch ihren Charme. Ansonsten gibt es nur wenig Positives zu berichten: Der Umfang geht mit 50 Missionen in Ordnung (viele Levels erinnern aber frappierend an frühere Episoden, überdies fehlt es an spielerischer Abwechslung), der Vier-Spieler-Koopmodus via Xbox Live ist das einzige Highlight des Spiels, die Weitsicht hat deutlich zugenommen und die Grafik wurde im Vergleich zu den PS2/Xbox-Versionen verbessert.
Leider bedeutet Letzteres nicht, dass die Optik zeitgemäß ist. Die miesen Texturen, die puppenhaften Figuren, die lächerlichen Blutspritzer und die kümmerlichen Spezialeffekte hätten schon auf der ersten Xbox enttäuscht. Ähnlich schwach geben sich der Sound und die generelle Präsentation.
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