Test - State of Mind : Cyberpunk 2048
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Fazit
State-of-Mind-Entwickler Martin Ganteföhr (The Moment of Silence, Overclocked) gilt als Garant für hintergründige Geschichten, geschliffene Dialoge und vielschichtige Charaktere, die aber oft vom Makel etwas einfallsloser Rätsel begleitet werden. In seinem neuen Spiel widmet er sich dem Thema des sogenannten Transhumanismus und entwirft dafür die Vision einer nicht allzu fernen Zukunft, in der die Menschen mit ihrem Geist aus der Realität in die Illusion einer simulierten Cloud flüchten.
Mit State of Mind verlässt Daedalic die klassische Point-n-Click-Tradition ihrer bisherigen Adventures und vollzieht den Schulterschluss mit den rein narrativ motivierten Spielen aus dem Hause Telltale & Co. Die Versuche, die dadurch entstandenen spielerischen Leerstellen mit Minispiel-artigen Auflockerungen zu füllen, bleiben jedoch im Ansatz stecken und stehen symptomatisch für den halbgaren Zustand, in dem sich State of Mind befindet.
Über weite Strecken ist die Geschichte dramaturgisch holprig, stellenweise geradezu konfus erzählt. Gleichzeitig gelingt es ihr weder emotional mitzureißen, noch durch ihre Geheimnisse und Wendungen zu fesseln. Die meiste Zeit über ist State of Mind schlicht langweilig. Am bedauernswertesten finde ich jedoch, dass Ganteföhr seine noch in Moment of Silence unter Beweis gestellte Stärke nicht auszuspielen weiß, mit seinen höchst interessanten Fragen über technologischen Fortschritt und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen den Spieler herauszufordern, Antworten oder gar eine Haltung darauf zu entwickeln.
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State of Mind bereitet mir Sorgen. Die Grafik ist zwar simpel gestaltet, aber funktionell und in meinen Augen nicht störend. Es ist die Umsetzung, mit der Daedalic sichtlich Probleme hat und plötzlich Schwächen zeigt, die ich von dem versierten Entwickler nicht gewohnt bin.
Die Erzählung ist sehr sprunghaft, die Charaktere sind wahlweise blass oder unsympathisch, das Ende wirkt unvollständig und sogar die Sprachausgabe stolpert, sobald die Sprecher Emotionen wie Wut oder Überraschung zum Ausdruck bringen wollen.
All das wäre in einem “normalen“ Daedalic-Adventure gar kein großer Beinbruch. Jedoch ist State of Mind nach Silence und Die Säulen der Erde nun das dritte Adventure am Stück, das sich von den genialen Rätseln eines The Whispered World oder Deponia entfernt. Stattdessen nähert man sich mehr und mehr einer Visual Novel an. Schlimmer noch: Die Puzzles sind derart sporadisch und schlicht, dass sie geradezu nach Alibifunktion schreien. Da wäre es mir lieber gewesen, man hätte ähnlich wie in What Remains of Edith Finch oder Gone Home ganz darauf verzichtet.
Ich verstehe die Intention dahinter: mehr Zugänglichkeit für alle, die mit typischen Point-n-Click-Puzzles nicht zurecht kommen. Jedoch haben eben diese Kopfnüsse Daedalics Adventures zu Ausnahmewerken gemacht, die der Konkurrenz weit voraus sind. Daraus ist zurecht eine treue Fangemeinde entstanden, die jeden Schritt der Firma verfolgt und ihnen für ihre Werke vertraut.
Silence konnte ich noch abfeiern, weil es verboten schön und klasse inszeniert war. State of Mind lässt mich jedoch erschreckend kalt. War es das mit den genialen Tüftelabenteuern von Deutschlands bester Spieleschmiede? Ich appelliere an die Jungs an Hamburg: Vertraut bitte euren Stärken, die euch groß gemacht haben! Es hat doch über acht Jahre prima funktioniert.
Überblick
Pro
- im Ansatz interessante Geschichte …
- … die auch vor gesellschaftsrelevanten Fragen nicht zurückschreckt
- ungewöhnlicher Grafikstil im minimalistischen Look
- wie immer gelungene Vertonung
Contra
- wirr und dramaturgisch holprig erzählte Geschichte
- regt den Spieler zu wenig dazu an, Antworten auf seine philosophischen Fragen zu entwickeln
- „Minispiele“ bleiben im Ansatz stecken
- viel spielerischer Leerlauf
- Grafikstil kann trotz allem den Eindruck „billig“ nie ganz ablegen
- über weite Strecken schlicht langweilig
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