Test - South Park: Snow Day! : Test: Ein Furz, der im Darm stecken bleibt
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Hitzefrei und Schneesturm. Diese zwei Worte jagen jedem Elternteil einen Schauer über den Rücken, Kinder jubeln und frohlocken aber, wenn sie die Kunde witterungsbedingter Unterrichtseinschränkungen vernehmen. Nicht anders verhalten sich die Schülerinnen und Schüler der Grundschule von South Park, als sie aufgrund eines heftigen Blizzards temporär von der Schulpflicht entbunden werden und im Schnee spielen dürfen. Ihre Freude dürftet ihr aber nicht unbedingt teilen.
Selbstverständlich begnügt ihr euch in South Park: Snow Day! nicht mit öden Standard-Schneeballschlachten. Die Fantasie von Stan, Kyle, Cartman, Kenny und ihren Freundinnen und Freunden sorgt für allerhand magische Momente. Wie in Der Stab der Wahrheit bilden sich die Kinder eine Fantasy-Welt ein, weshalb ihr mit Feuerbällen und Schwertern in die Schlacht zieht.
In bester South-Park-Videospiel-Manier seid ihr frisch in die Kleinstadt gezogen und werdet direkt in die Truppe aufgenommen. Entsprechend bastelt ihr zunächst eure Spielfigur zusammen und kleidet sie in diversen Kostümen ein. Anders als in Die rektakuläre Zerreißprobe wirkt sich die gewählte Hautfarbe übrigens nicht auf den Schwierigkeitsgrad aus. Zudem ist Snow Day komplett auf Koop getrimmt. Gemeinsam mit bis zu drei Freundinnen und Freunden dürft ihr losziehen. Alternativ stellt euch der Titel Bots zur Seite, die aber nur in den Kämpfen spawnen und dümmer als Mr. Hankeys Sohn Simon sind. Ihr wisst schon, der kleine Kackhaufen mit der Nuss im Kopf.
Knüppelkeile!
Nach der Erstellung eures virtuellen South-Park-Bewohners kämpft ihr euch zunächst zum Kastell Kupa, dem Hub des Spiels, vor. Hier investiert ihr gesammelte Währung im Skilltree, um beispielsweise eure Lebensenergie zu erhöhen oder den Schaden der Waffengattungen zu verbessern. Auch neue Kleidungsstücke findet ihr hier und wechselt eure Ausrüstung.
Magere drei Fern- und Nahkampf-Waffengattungen stellt euch Snow Day zur Verfügung. So haut ihr den anderen Kindern ein Pappschwert um die Ohren, verprügelt sie alternativ mit Schwert und Schild oder knüppelt mit einem Straßenschild auf sie ein, das an eine Stange montiert wurde. Aus der Distanz wehrt ihr euch hingegen klassisch mit Pfeil und Bogen, schleudert im hohen Bogen Feuerbälle via Zauberstab oder benutzt eine Art magischen Flammenwerfer.
Fähigkeiten hingegen rüstet ihr über Spielkarten aus, die in charmanter Wachsmalstift-Krakeloptik gestaltet sind. Natürlich greifen sie den edelsten Fäkalhumor auf, den die Videospiel-Landschaft bietet. Ein Furz katapultiert euch in die Luft oder setzt eure Gegner außer Gefecht, über ein Käsebällchen-Totem erzeugt ihr eine Heil-Aura und berauschender Katzen-Urin überzeugt Feinde, kurzzeitig für euch zu kämpfen. Auch weniger eklige Skills gibt es, beispielsweise errichtet ihr selbstfeuernde Schneeball-Kanonen. Neue Karten schaltet ihr durch erfolgreich absolvierte Herausforderungen frei, für die ihr beispielsweise drei Gegner gleichzeitig mit Furzen treffen müsst.
Eure Missionen startet ihr stets aus dem Hubgebiet, fünf Aufträge bietet Snow Day, was die kurze Spielzeit von nur etwa vier Stunden für einen Durchgang erklärt. Mehrere Schwierigkeitsgrade sollen für längerfristige Motivation sorgen und sogar einen Horde-Modus gibt es. Ich für meinen Teil war aber nach dem Ende der Kampagne bereits gehörig übersättigt, trotz meiner Liebe zur Serie.
Wie ein Furz im Wind
Snow Day setzt euch jede Menge witzige und zu South Park passende Ideen vor. Allerdings hilft der beste Fan-Service nichts, wenn das Spielerlebnis krankt. Die Missionen schicken euch durch weitestgehend schlauchartig aufgebaute Levels, bei denen ihr zumeist nur sämtliche Gegner wegkloppen müsst. Abwechslung bleibt also Mangelware. Gelegentlich sammelt ihr immerhin Bowlingkugeln ein, um Kanonen mit ihnen zu laden und Barrieren zu sprengen oder in Bosskämpfen die Schilde der Obermotze zu schwächen.
Jede der fünf Missionen endet mit einem Boss, doch egal ob Prinzession Kenny oder Stan, richtig begeistern kann keiner von ihnen. Dafür springen sie zu schnell durch die Arenen oder belegen euch mit seltsamen Effekten, die sich viel zu schnell aufbauen. Noch mehr fällt aber das unpräzise Kampfsystem ins Gewicht. Viele Schläge laufen ins Leere, weil euer Charakter die Position der Gegner oftmals nicht richtig einschätzt, und Wucht ist bei den Angriffen auch nicht zu spüren.
Außerdem attackieren euch Feinde bisweilen über extrem große Distanzen hinweg, was nicht selten mit Elementareffekten einhergeht. Diese nerven ganz besonders, allen voran Gift. Dadurch bleibt euer Charakter an Ort und Stelle stehen und kotzt sich die Seele aus dem Leib. Wortwörtlich. Getriggert werden kann dieser Effekt sogar mehrfach hintereinander, was nicht selten zum Ableben führt und verdeutlicht, dass das Balancing nicht gerade ideal ausfällt.
Via Upgrade-Karten verbessert ihr eure Skills und erweitert den Flammenwerfer-Zauberstab beispielsweise um einen Kettenblitz. Diese erhaltet ihr an vorgegebenen Stellen in den Quests, quasi den Checkpoints. Von umgehauenen Gegnern erntet ihr Klopapier, die Upgrade-Währung innerhalb der Missionen. Mit der Kackpappe steigert ihr die Seltenheit von Aufwertungen oder tauscht die Kartenauswahl aus, falls sie euch nicht zusagt.
Letztlich leiden alle guten Gameplay-Ideen unter dem unpräzisen Erlebnis und der mangelnden Varianz bei Waffen, Zaubern und im Missionsdesign. Durch die Karten bietet Snow Day immerhin kleinste Möglichkeiten zur Build-Erstellung, an Tiefe mangelt es dem Spiel aber ebenso wie am nuancierten Humor, der die Cartoon-Vorlage so beliebt und ikonisch macht.
South Park hat sich voll verändert, alle sagen das
Hier muss ich natürlich ausholen, denn: South Park: Snow Day! bietet den auszeichnenden Pipikaka-Humor der Vorlage und durch die deutschen und englischen Originalsprecher gelingt es das Spiel auch, Fans in eine warme Decke der Vertrautheit zu wickeln. Nach der Introsequenz im typischen Schnittpapier-Look wechselt das Geschehen in eine 3D-Grafik, die zu Beginn noch unpassend wirkt, aber schnell nicht mehr stört.
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Jedoch markiert dieser Wechsel in die dritte Dimension leider auch den Abfall der Qualität. Das Klopapier als Währung steht schon symptomatisch für die altbackenen Gags von Snow Day!, dessen Humor sich auffallend oft auf die Corona-Pandemie bezieht. Daran ist klar ersichtlich, dass die meisten Gags schon vor mehreren Monaten und Jahren geschrieben wurden, in der aktuellen Zeit aber eher unliebsame Erinnerungen hervorrufen als lautes Auflachen.
Ganz allgemein fallen die Späße und Sprüche weniger nuanciert und gekonnt als in den beiden Ubisoft-Rollenspielen aus. Trotz der Mitarbeit der South-Park-Schöpfer Trey Parker und Matt Stone erweckt Snow Day bisweilen eher den Eindruck einer Fan-Hommage als eines Werks der geistigen Väter persönlich. Da helfen auch die situationsabhängigen und durchaus unterhaltsamen Kommentare von Cartman oder Butters nichts, wenn ihr euch beispielsweise mehrfach von Pfeilen treffen lasst oder das dritte Mal in Folge vom Kotzgift erwischt werden.
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