Special - Sony auf der E3 : Nicht gestrandet
Michael Zeis:
Wow, Sony eröffnete seine Pressekonferenz mit God of War. Dass es kommen würde, war so gut wie sicher. Aber ich hätte gedacht, man würde sich diesen Blockbuster fürs Finale aufheben. Das machte natürlich sofort gespannt darauf, was wohl stattdessen am Ende der Pressekonferenz folgen würde. Kratos' neues Abenteuer sieht angenehm anders aus, obwohl ich mich an ihn in einer so in den Vordergrund gerückten Vaterrolle noch gewöhnen muss. Irgendwie passt das für mich noch nicht so recht zu Kratos.
Danach ging es Schlaf auf Schlag auf demselben hohen Niveau weiter. Days Gone überzeugte mit einem tollen Trailer. The Last Guardian erfreut die Menge mit einem Release-Datum. Horizon: Zero Dawn wird von Präsentation zu Präsentation spannender. Detroit: Become Human gewährt völlig neue Einblicke und demonstriert eindrucksvoll die Konsequenzen eurer Entscheidungen.
So ging es weiter und weiter, bis mich Sony kurz vor dem Ende schließlich endgültig aus den Socken haute. Als großer Metal-Gear-Solid-Fan und Kojima-Bewunderer war Death Stranding natürlich ein ganz besonderes Schmankerl. Dass der Trailer mehr Fragen aufwirft als beantwortet, gehört für mich bei einem Kojima-Spiel dazu. Unerwartet war jedoch die generelle Zurückhaltung Sonys in Sachen Gelaber. Stattdessen ließ der Konzern seine Spiele sprechen, und das kam entsprechend gut an. In Zukunft würde ich gerne mehr Pressekonferenzen nach diesem Vorbild sehen.
Mathias Windhager:
Während Microsoft gleich seine neuen Konsolenvarianten in die Arena schickt, hat es Sony offensichtlich noch nicht nötig, seine aktuell noch sehr gut laufende Konsole durch die Konkretisierung der PS4 NEO zu gefährden. Wenn es so weit ist, scheint es mehr denn je ein Konsolenkrieg um Prozente zu werden. Darüber kann ich schulterzuckend hinwegsehen. Natürlich hatte PlayStation VR seinen ganz großen Auftritt. Trotzdem finde ich es ziemlich unnötig, dass nun beinahe jedes Spiel auf die dampfende VR-Lokomotive aufspringt. Ein Final Fantasy XV muss ich wirklich nicht über Stunden (oder überhaupt) mit einem Headset auf dem Kopf genießen.
Aber auch Sony hatte wenige echte Überraschungen zu bieten, konnte in meinen Augen aber besser punkten als Microsoft. Detroit: Become Human sieht absolut fantastisch aus und scheint ein wirklich einflussreiches Entscheidungssystem zu bieten. Eine meiner liebsten Serien, Resident Evil, kehrt endlich zurück. Nicht nur auf die Bühne, sondern offenbar wie versprochen auch zum Horror. Der neue Trailer sieht interessant aus, lässt aber jegliches Resi-Flair und jeden Wiedererkennungswert gegenüber anderen Zombie-Titeln missen. Neugierig bin ich auf jeden Fall. Mal abwarten, ob demnächst bekannte Gesichter zurückkehren oder sich Teil 7 vollkommen abkapselt.
Eine echte Überraschung ist mit dem Auftritt von Hideo Kojima gelungen. Was die Branchenlegende mit Death Stranding abgeliefert hat, wirkt weniger wie ein Trailer zu einem Videospiel denn wie ein sozialkritisches Kunstwerk: eine Klage gegen die Verschmutzung der Erde und den Ursprung des Lebens. Wir sehen einen nackten Nolan Reedus, der offenbar ein Kind zur Welt gebracht hat, Andeutungen einer Ölpest und Wale, die an ihrer aus dem Meer ragenden Nabelschnur hängend gestrandet sind. Eine offensichtlich noch sehr frühe Präsentation, die aber definitiv perfekt platziert war.
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