Special - Das neue Multimedia-Zeitalter - Fluch oder Segen? : Special

XBMC – Xbox Media Center

Unter Besitzern gemoddeter Xboxen ist das XBMC seit Jahren bekannt und ist aus einigen Wohnzimmern kaum wegzudenken. Insgesamt ist das aus der Homebrew-Szene stammende Programm, das von einigen Hobby-Programmierern entwickelt wird, praktisch die Messlatte für die hier getesteten Streaming- und HD-Angebote. Das XBMC lässt sich einzig auf Xbox-Konsolen mit einem Modchip installieren, bietet jedoch Unterstützung für nahezu alle auf dem Markt erhältlichen Video- und Audio-Formate, angefangen bei normalen Mpg- und Avi-Dateien bis hin zu Quicktime- und Asf-Clips. Auch exotische Formate wie Xvid und Real-Media werden unterstützt.

Das XBMC-System wirkt auf Anhieb sehr schick und bietet auf HDTV-Fernsehern scharfe Grafiken und eine angepasste Menüoberfläche. Ihr könnt mit dem eingebauten Browser auf im Netzwerk freigegebene Verzeichnisse zugreifen und so eure Musik und auf dem PC gespeicherten Filme abspielen. Dabei wird aber auch wieder deutlich, dass sich die Software an Profis richtet, die mit ihrer Xbox vertraut sind. So müssen etwa freigegebene Verzeichnisse in XML-Dateien eingetragen und per FTP an die Xbox geschickt werden, was Laien von vornherein vor unlösbare Aufgaben stellt. Hat man das aber erst einmal geschafft, sind die Funktionalität und die Qualität der Wiedergabe einfach nur vorbildlich. Videos laufen ohne jegliche Probleme, das Vorspulen, Zoomen und Loopen von Filmen klappt reibungslos und die Musikwiedergabe erfreut den Hörer mit zahlreichen Effekten auf dem Bildschirm. Der Klang wird übrigens sowohl bei Filmen als auch bei der Musik im 5.1-Format ausgegeben.

Insgesamt ist diese mehr oder weniger (il)legale Softwarelösung überraschenderweise die Referenz unter den aktuellen Konsolen-basierten Multimedia-Systemen, fordert aber einen gewissen Kenntnisstand beim Benutzer und gestaltet sich in der Einrichtung und Installation deutlich komplizierter als die beiden oben genannten Lösungen.

Dafür lässt sich das XBMC mit Skripts erweitern, die beispielsweise das Streaming von Internet-Diensten ermöglichen. Damit könnt ihr euch etwa bei Launch.com Musikvideos anschauen oder auch aktuelle Filmtrailer in hohen Auslösungen streamen. Zusätzlich werden alle paar Tage aktuelle Updates des XBMC veröffentlicht. So bleibt man selbst Videocodec-technisch stets auf dem neuesten Stand und kann praktisch jedes Video- und Musikmaterial abspielen, das man in die Finger bekommt. Sorgen macht uns einzig der illegale Status der Software. So fallen dort jegliche Lizenz-Abkommen flach und der nötige Modchip-Umbau bewegt sich ohnehin – rechtlich gesehen – auf dünnem Eis.

Fazit

Eine Meinung zu Sonys SNS.TV umgehen wir momentan noch, da es sich zum Zeitpunkt des Tests um einen laufenden Feldversuch handelte und eine endgültige Bewertung so kaum möglich ist. Daher werden wir uns bei einem möglichen Release der Software das System noch einmal anschauen und euch auf dem Laufenden halten.

Ganz anders sieht es mit der Xbox 360 aus, die wegen der starken Abhängigkeit zu einem Windows-XP-PC sogar ihre eigene Daseinsberechtigung in Frage stellt. So erscheint es uns sinnlos, speziell für die Konsole ein Media-Center einzurichten, wenn man dieses direkt auf einem PC im Wohnzimmer laufen lassen könnte.

Das Fazit unseres Überblicks fällt sowohl überraschend als auch ernüchternd aus. Dabei faszinierte uns besonders das XBMC-System für die Xbox, das mit Abstand die beste Multimedia-Plattform darstellt und auch den größten Umfang in Sachen Kompatibilität liefert. Wegen der etwas illegalen Herkunft ist es aber eine Lösung für Konsolen-Profis und technisch versierte User, die das BKA im Haus nicht scheuen.

Ganz anders sieht es hingegen bei der PS2 und der Xbox 360 aus. So sind beide Systeme lizenziert und völlig legal, haben aber womöglich gerade aus diesem Grund Probleme, alle Formate zu unterstützen und dem Benutzer die Freiheiten zu bieten, die man bezüglich eigener Filme und Videos doch gerne haben möchte.