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Test - Scarlet Nexus : Flotte Action gegen Blumensträuße auf High-Heels

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Scarlet Nexus ist in einer fernen Zukunft angesiedelt, in der die Menschheit rund um die Uhr Angriffe von schrecklichen Mutanten, nur bekannt als „die Anderen“, fürchten muss. Diese ominösen Wesen mit menschlichen und tierischen Eigenschaften verfügen über übersinnliche Kräfte und stellen für jeden Bürger eine immense Gefahr dar. Doch zum Glück gibt es die Soldaten der Anderen-Abwehrstreitkraft (AAS), die selbst fantastische Fähigkeiten ihr Eigen nennen und diese nutzen, um unsere Welt zu beschützen …

Möglich gemacht wird dies durch ein Hormon, das im menschlichen Gehirn entdeckt wurde und den Trägern übermenschliche Kräfte verleiht. Pyrokinese, Unsichtbarkeit, Überschallgeschwindigkeit und andere Zauberkräfte sind daher kein Stoff aus Märchen mehr, sondern die einzige Möglichkeit für die Überlebenden, ihren Feinden etwas entgegen zu setzen.

In Scarlet Nexus stehen euch zwei unterschiedliche Charaktere zur Auswahl: Entweder ihr folgt dem Weg von Yuito Sumeragi, einem enthusiastischen jungen Mann, der davon träumt, jeden Menschen auf dem Planeten eigenhändig zu retten, oder Kasane Randall, die Personifizierung einer harten Schale mit einem weichen Kern. Beide verfügen über die Kraft der Telekinese und sind auf mysteriöse Weise miteinander verbunden.

Wer die ganze Geschichte begreifen möchte, muss natürlich beide Handlungsstränge durchspielen, denn nur so ergibt sich ein Ganzes und nur so erhaltet ihr weitgehend alle Antworten auf eure Fragen. Beide Durchläufe nehmen ungefähr 20+ Stunden in Anspruch und bestehen in erster Linie aus sehr vielen Gesprächen im Visual-Novel-Format. Und obwohl es für viele JRPGs durchaus normal ist, dass die Unterhaltungen im Vergleich zu den Kämpfen deutlich überwiegen, ist es in Scarlet Nexus noch ein ganzes Stück schlimmer.

Das Spiel besteht zu einem erheblichen Teil aus Gesprächen, die sich manchmal geradezu schmerzhaft in die Länge ziehen und unnötigerweise einzelne Ereignisse zudem gleich mehrfach behandeln. Erst nach etwa zehn Stunden Spielzeit nimmt die Geschichte an Fahrt auf, sonderlich herausragend wird sie aber nie, da sie für jeden, der bereits ein bis zwei vergleichbare Titel gespielt oder entsprechende Anime geguckt hat, jederzeit vorhersehbar bleibt, von den Charakteren aus der Klischeeschublade, über die abgenutzten Wendungen, bis hin zur großen Auflösung, die keinen Aha-Effekt auslösen kann.

Irrsinnige Kämpfe

Deutlich spannender und auch einfallsreicher fallen da die Kämpfe aus, die das eigentliche Herzstück von Scarlet Nexus bilden. Die Auseinandersetzungen mit den Anderen sehen nämlich vor, dass ihr euch auf die unterschiedlichen Kräfte eurer Kameraden verlasst. Dafür verbindet ihr euch via Gehirnlink mit euren Kollegen und setzt ihre Fähigkeiten ein, kombiniert sie mit den euren oder verwendet sie gezielt, um Schwachstellen auszunutzen und die Abwehr von Feinden zu umgehen. Wie ihr das im Idealfall anstellt, ist zwar grundlegend vorgegeben, doch die eigentliche Umsetzung liegt allein bei euch.

Mit wachsendem Fortschritt in der Handlung kommen schließlich immer mehr Möglichkeiten hinzu, bis ihr im Endgame über eine breite Palette an Optionen verfügt, wie ihr mit euren Feinden umgehen könnt. Gegen Ende kann das sogar ein wenig zu viel werden, wenn ihr nicht mehr nur die üblichen vier, sondern plötzlich acht Verbündete an eurer Seite habt. Bis dahin muss das Gameplay bereits in Mark und Bein übergegangen sein, ansonsten kommt es schnell zu einem heillosen Durcheinander.

Etwas schade ist, dass es vergleichsweise wenig unterschiedliche Gegnertypen gibt, die eine differenzierte Herangehensweise erfordern. Zu oft reicht es aus, einen Anderen einfach nur ordentlich mit dem Schwert zu bearbeiten und beständig seinen Angriffen auszuweichen. Und die Feindtypen, die tatsächlich gewisse Taktiken erfordern, werden im Dauertakt recycelt, sodass ihr deren Vorgehen irgendwann in- und auswendig kennt.

Wer temporeiche Kämpfe mag, die visuell ordentlich auftischen und selbst nach vielen Stunden noch neue Möglichkeiten einführen, ist in diesem JRPG jedoch sehr gut aufgehoben. Die Eleganz eines Astral Chain erreicht Scarlet Nexus zwar nicht, dafür hat Bandais neuer Titel aber ein ganz eigenes Tempo und viele gute Ideen. Gerade in späteren Spielstunden zeigt sich, wie angenehm die einzelnen Elemente im Kampf miteinander verzahnt werden und ein flüssiges und höchst flottes Spielgefühl ermöglichen.

Der Schwierigkeitsgrad richtet sich fast durchgehend danach, wie schnell und gut ihr dazu in der Lage seid, auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Besonderheiten der Anderen zu reagieren und entsprechende Gegenmaßnahmen umzusetzen. Meist hält sich die Herausforderung jedoch in Grenzen. Die Ausnahme von der Regel bilden einige Bosskämpfe, die JRPG-typisch deutlich anspruchsvoller ausfallen als der Rest und selbst erfahrenen Spielern einiges abverlangen. Leider sind diese Begegnungen vergleichsweise selten.

Dafür gibt es viel Abwechslung beim Einsatz der Telekinese. Denn jedes Level bietet besondere, auf diesen Bereich beschränkte Objekte, die der Held oder die Heldin mit den eigenen Kräften manipulieren und gegen Feinde einsetzen kann. Im Kampf ist es entsprechend nicht nur möglich, via Telekinese Autowracks und andere Objekte auf Gegner zu schleudern, sondern diese auch beispielsweise mit einen Bulldozer platt zu walzen, mit Eisenstangen zu malträtieren, eine große Statue immer und immer wieder auf ihren Kopf zu schlagen oder Öl über sie zu schütten, um sie leichter in Brand stecken zu können.

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Das Design der Anderen fällt äußerst extravagant aus. Körper aus wild aneinandergereihte Alltagsgegenständen mit Beinen, Blumensträuße in hochhackigen Schuhen, eine unheilige Symbiose aus Lebewesen und Maschine und schreckliche Kreaturen aus scheußlichen Albträumen. Von albern bis schaurig ist hier alles vertreten. Im starken Kontrast dazu stehen die leeren, schnöde entworfenen Schlauchlevel, die Fantasie vermissen lassen, und das Spielgeschehen unnötig in die Länge ziehen. Etwas Straffung hätte Scarlet Nexus gut getan.

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