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Test - Road 96: Mile 0 : Test: Der Nachfolger zum Indie-Meisterwerk ist eine riesige Enttäuschung

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Greift zu, wenn...

… ihr interaktive Geschichten und Geschicklichkeitsspiele gleichermaßen mögt und die beiden kombiniert in einem Spiel vertragt.

Spart es euch, wenn...

… euch ausgedehnte Geschicklichkeitspassagen nerven und ihr am Vorgänger gerade seine vielen einzigartigen Facetten gemocht habt.

Fazit

Matthias Grimm - Portraitvon Matthias Grimm
Nach dem exzellenten Vorgänger ist Road 96: Mile 0 eine einzige große Enttäuschung

Road 96 begeisterte vor etwa anderthalb Jahren durch seine unterschiedlich generierten Geschichten zwischen Politsatire, dystopischem Thriller und Road-Movie und den bewegenden, witzigen oder auch einfach nur wahrhaftigen Momenten, die man dabei erlebte. Doch von all den Qualitäten, die diesen auszeichneten, ist im Prequel Mile 0 nicht viel übrig geblieben. Dabei halte ich den Weg, den die Entwickler einschlagen, grundsätzlich für gar nicht so verkehrt, im Gegenteil für vollkommen richtig. Doch biegen sie in die völlig falsche Richtung ab.

Dass sie aus dem Road-Movie des Vorgängers nun ein Coming-of-Age-Drama machen und dieses nicht mehr als rastlose Reise erzählen, sondern es an einem einzigen Handlungsort verweilen und zusehends verdichten lassen, gewährt eigentlich perfekte Voraussetzungen dafür, die Themen des Vorgängers durch einen geschickten Wechsel der Perspektive unter völlig neuem Blickwinkel zu betrachten, ohne Gefahr zu laufen, sich lediglich selbst zu wiederholen. Letzteres gelingt immerhin. Der ganze Rest nicht.

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Der Gesellschaftskritik fehlt der Biss, weil sie nicht mehr recht zu wissen scheint, was sie eigentlich genau kritisieren will, und stattdessen einfach nur rechtspopulistische Schreckgespenster an die Wand malt, ohne diese inhaltlich reflektieren zu wollen. In diesem Zusammenhang verlieren auch die narrativen Entscheidungen einen Großteil ihres Reizes, weil sie keine Gewissenskonflikte mehr auslösen, sondern lediglich ziemlich plump und offensichtlich auf die eine oder andere Seite ausschlagen, dabei aber im Grunde stets in dieselbe Richtung zeigen. Selbst dem Teenager-Drama fehlt es an Authentizität und Wahrhaftigkeit, erschöpft es sich doch zum Großteil in der Melodramatik verschwiegener Geheimnisse und banaler Diskussionen. Die kurze Spieldauer von ca. 4 Stunden und eine im Vergleich zum Vorgänger stark lineare Erzählweise mit kaum vorhandenem Wiederspielanreiz zementieren endgültig die gewaltige Kluft, die zwischen diesem unausgegorenen Prequel und dem exzellenten ersten Teil klafft.

Am schlimmsten aber wiegen die Geschicklichkeitsszenen auf dem Skateboard, die etwa ein Drittel der Spielzeit ausmachen und mit dem narrativen Kern des Spiels schlicht nicht harmonieren wollen. Mag sein, dass jemand daran Gefallen findet, der sich für derartiges Gameplay begeistern kann. Mich haben sie einfach nur tierisch genervt.

Überblick

Pro

  • ambitioniertes Teenager-Drama mit politischer Haltung
  • Indie-Soundtrack durch sämtliche musikalischen Genres
  • flotte Musikvideo-Inszenierung der Skateboard-Szenen

Contra

  • ein Drittel des Spiels besteht aus nervigen Hindernisrennen
  • politische Satire ohne richtigen Biss
  • hässliche Grafik
  • narrative Entscheidungen weitgehend belanglos
  • in jederlei Hinsicht deutlich schwächer als der Vorgänger
  • nur vier Stunden Spielzeit ohne großen Wiederspielwert

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