Test - Riders Republic : Ubisofts schönste Open-World bis jetzt
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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ubisofts Funsport-Welt Riders Republic ist nach einiger Verschieberei endlich da. Wem von Corona der Outdoor-Action-Urlaub verbockt wurde, der kann jetzt in sieben riesigen Parks biken, boarden und kiten, bis das Herz vor Adrenalin platzt. Was der Nachfolger des alpinen Steep auf die Piste bringt, was die Open World zu bieten hat und ob sich die Sause auch für Sportmuffel lohnt, verraten wir euch im Test.
Erst waren es zusätzliche sieben Monate, dann benötigte Ubisofts Funsport-Spielwiese Riders Republic nochmal gut zwei Monate mehr Zeit und Feinschliff. Kein Wunder, denn die Ambitionen sind groß: Ubisofts Studio im französischen Annecy will nicht weniger als eine actiongeladene Extremsport- und Outdoorfun-Open-World schaffen, die die Dimensionen des Vorgängers Steep weit in den Schatten stellen soll.
Mann, ist die big, Mann!
Das ist dem französischen Entwickler-Team eindeutig gelungen. Anders als in Steep, wo wir uns mit Snowboard, Skiern und Wingsuits vor allem in alpinen Terrains versuchen durften, geht es in Riders Republic zusätzlich mit dem Fahrrad und dem Raketen-Wingsuit in die Weiten Amerikas. Dafür steht den angehenden Riders ein wahrlich gigantisches Areal bestehend aus Versatzstücken sieben ikonischer US-Nationalparks zur Verfügung.
Für visuelle Abwechslung ist diesmal also gesorgt. Kein virtueller Funsport-Junkie muss mehr die spontane Schneeblindheit fürchten. Die bewaldeten Hänge des Yosemite Nationalparks, die schneebedeckten Bergspitzen des Mammoth Mountain und die rot glühenden Sandsteincanyons überflügeln die Spielwelt des Vorgängers bei Weitem. Malerische Felslandschaften gehen fließend in tiefgrüne Tannenwälder über und die über 40 Vistas - besonders ikonische Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise der Delicate Arch - sorgen immer wieder für berauschende Ausblicke in atemberaubender Szenerie.
Selbst die generischen Versatzstücke typischer Ubisoft-Open-Worlds stören dank der opulenten visuellen Mischung kaum: Leuchtende Event-Markierungen, überladen viele Icons und die berühmt-berüchtigten Ubisoft-Türme (dieses Mal in Form von Bergen und Ausgucken) schmälern den Eindruck von Freiheit und uneingeschränkter Erkundung zu keiner Zeit - nötig wären diese Elemente aber freilich nicht gewesen.
Runter? Hoch? Egal - Hauptsache schnell!
Die prächtige Spielwelt wird von den Ridern auf Skiern, Mountainbikes, Snowboards, Wingsuits oder via Raketen-Wingsuit unsicher gemacht - und mit allerhand zum Teil völlig durchgeknallter Varianten dieser fünf Sportgeräte. Im Vergleich zu Steep, wo das eisige Terrain die Funsport-Instrumente vorgab, können wir in Riders Republic bequem und je nach Untergrund das Fortbewegungsmittel wechseln. Mit einem einfachen Auswahlrad ähnlich wie in The Crew 2, wechseln wir nach einer Abfahrt auf Skiern im Tal auf das Mountainbike, ehe wir Lust auf einen kleinen Flug mit dem Raketen-Wingsuit bekommen und kurzerhand abheben.
Auf diese Weise fällt die Bewegung durch die Open-World sehr intuitiv und fluide aus, zumal die Ausrüstung sich zwar individuell unterschiedlich steuern lässt, aber generell zügig zu erlernen ist - vor allem für Spieler die Steep bereits kennen. Während es beispielsweise bei den Skiern etwas mehr auf Kontrolle ankommt, genügt es auf dem Mountainbike ordentlich Gas zu geben und gelegentlich die Spur zu korrigieren. Einzig Wingsuit und Raketen-Wingsuit steuern sich etwas behäbig - ein kleines Ärgernis, das auch schon der geistige Vorgänger mit seinen fliegenden Untersätzen hatte. Da Riders Republic aber nicht den Anspruch verfolgt, eine Simulation zu sein, und man sich zudem an die behäbigen Fluggeräte gewöhnt, wird das nicht zum Problem.
Schon nach wenigen Rides kristallisiert sich unter den Sportgeräten ein klarer Favorit heraus. Downhill auf dem Mountainbike durch die Wildnis zu fetzen ist - man verzeihe mir den saloppen Ausdruck - einfach nur saugeil! Per Knopfdruck wechseln wir in die First-Person-Perspektive und erleben die halsbrecherischen Pisten durch den Bryce Canyon beinahe so, als würden wir selbst am Lenker hängen. Der punktgenau abgestimmte Wechsel von Bewegungsunschärfe und dem Öffnen der Spielwelt durch weite Sprünge über Rampen oder ins Tal ist so klasse umgesetzt, dass man dem Rausch der Geschwindigkeit einfach nur erliegen muss. Wenn sich dann noch das Sonnenlicht im Canyon oder hinter den dunkelgrünen Tannen bricht … einfach nur herrlich!
Leider haben wir uns durch dieses geniale Fahrgefühl dabei ertappt, die anderen Sportgeräte nach einiger Zeit kaum mehr zu nutzen, denn sie verblassen ein wenig neben dem Downhill-Biking. Wingsuit, Board, Skier und Co. schaffen es leider nicht, das gleiche rasante Spielgefühl einzufangen. Im Falle der Wingsuit-Parcours, in denen man lediglich durch Ringe in luftiger Höhe gleitet, kommt bisweilen sogar Langeweile auf. Board und Skier stinken in den Abfahrtsrennen ebenfalls nicht gegen das Bike an, können aber wenigstens noch in Sachen Tricks punkten. Letztlich vergibt Ubisoft hier eine Chance allen Extremsportarten gleichermaßen gerecht zu werden.
Arbeit oder Freiheit?
Neben dem Cruisen durch die Open-World bietet Riders Republic seinen Spielern einen von fünf Karrierepfaden an, in denen sie sich einen Namen verdienen können. Neben dem Bike (Downhill oder Tricks) stehen die Piste (Abfahrt mit Skiern oder Tricks mit dem Snowboard) oder Wingsuit-Events (mit oder ohne Raketenantrieb) zur Auswahl. Zwischen den Karrierewegen dürfen wir zudem hin- und herwechseln, um jeweils in anderen Disziplinen Fortschritte zu erzielen.
Haben wir uns für eine Disziplin entschieden, geht es vom Hub aus zu Event-Rennen, in denen wir Sterne sammeln. Je mehr Sterne wir in den Events ergattern, beispielsweise durch besonders schnelle Zeiten in einem Abfahrtsrennen oder spektakulären Tricks mit dem Board, desto bedeutendere Events werden mit der Zeit freigeschaltet. Ziemlich flott dürfen wir daher schon bei bekannten Extremsport-Happenings wie dem Red Bull Holy Bike teilnehmen - die dann wiederum viele Sterne und Reputation für unseren Rider bedeuten.
Die Events selbst sind zumeist mehrstufige Rennen, die sich im Schwierigkeitsgrad von den einfacheren Rennen unterscheiden, viel mehr als das aber auch nicht. Eine besondere Stimmung kommt nicht auf, da die Großereignisse zumeist abseits von Fans stattfinden und lediglich durch eine kleine Filmsequenz eingeleitet werden, nicht aber durch eine spektakuläre Präsentation während der Rennen. Schon nach kurzer Zeit konnten wir die leeren Worthülsen des Kommentators während der Fahrten nicht mehr hören - Buzzwords wie “geil”, “wild”, “abgefahren” und “verrückt” wurden einfach zu schnell anstrengend.
Nebenher steigern wir mit erfolgreicher Teilnahme an Events unseren Sponsorenlevel bei bekannten Marken der Extremsport-Szene. Mit jedem Level-up spendieren die Hersteller neues Equipment oder Klamotten für unseren Rider, den wir im Hub mit allerhand bunten Kostümen, Decals und quietschigem Zeug individualisieren dürfen. Die Verbesserungen in der Ausrüstung sind allerdings derzeit noch wenig greifbar, einen echten Unterschied im Fahrgefühl merkt man kaum. So gelingt es nicht selten, dass wir andere Rider mit deutlich besserem Equipment trotzdem im Rennen schlagen.
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Da Riders Republic seine Spieler besonders zu Beginn der Karriere sehr stark an die Hand nimmt, wird der Karriereweg außerdem schnell zu Arbeit und weniger Vergnügen. Während wir gefühlt wie an der Leine von Event zu Event weiter gezerrt werden, tritt die eigentliche Stärke des Spiels - die phänomenale Open-World - in den Hintergrund. Wer hingegen nicht versucht, so schnell wie möglich die größten und prestigeträchtigsten Events zu bereisen, der hat eine deutlich freiere und gediegenere Spielerfahrung mit Riders Republic vor sich.
Abseits des Trubels wartet der Spaß
Erst dann findet man abseits des ganzen Trubels die wirklichen Perlen unter den Events von Riders Republic. Die Massenstartrennen beispielsweise, in denen man nicht selten als Giraffe oder Gorilla verkleidet auf einem Pizza-Boten-Fahrrad einen Hang hinunter rast, sind herrlich bekloppte spontane Spaßbringer. Besonders mit Freunden werden diese Fun-Events zu der Extremsport-Party, die Ubisoft seinen Spielern mit quietschbunter Präsentation und jugendlichem Sprech verspricht. Dann kann man auch endlich der Frage nachgehen, wer im Freundeskreis das flotteste Downhill-Nilpferd ist oder in den lustigen 6-gegen-6-Trick-Events die Nase vorne hat.
Wer es hingegen völlig ruhig, gediegen und vor allem einsam haben will, der nutzt den Zen-Modus des Spiels – quasi der Singleplayer-Modus des MMOs. Der ist wahrlich eine Wohltat für die Sinne und kommt einem echten Urlaub in den herrlichen Nationalparks ziemlich nahe. Im Zen-Modus habt ihr den gesamten Park komplett für euch alleine - keine anderen Rider, keine Events, keine nervenden Markierungen und auch sonst einfach nur herrliche Ruhe abseits der Zivilisation. Dann könnt ihr euch in den Canyons austoben, von einem zum nächsten Berg segeln oder einfach nur der wunderschönen Naturgeräusche lauschen und dem Sonnenuntergang entgegen düsen.
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