Preview - Reservoir Dogs : Reservoir Dogs
- PS2
Tarantinos Kultstreifen ’Reservoir Dogs’ ist zwar nicht mehr der Jüngste, doch kommt er jetzt in den zweifelhaften Genuss einer Videospiel-Umsetzung. Wir überprüfen im Preview, ob die Entwickler auf dem richtigen Weg sind oder ob sie Besuch von Mr. Orange, Mr. Pink & Co bekommen sollten.
Was sonst noch geschahIm Jahre 1992 lieferte ein junger Regisseur namens Quentin Tarantino mit ’Reservoir Dogs’ sein Hollywood-Debüt ab, das schnell zum absoluten Kultstreifen avancierte und einen großen Schritt für Tarantino auf dem Weg zum Starregisseur darstellte. Der Film rund um fünf Ganoven, die sich nicht kennen, aber zusammen einen perfekten Coup landen sollen, bot typische Tarantino-Merkmale wie Skurrilität, ausgefeilte Dialoge, viel Coolness, clevere Ideen und reichlich Gewalt. Da ’Reservoir Dogs’ aber keinesfalls ein Actionfilm ist, sondern von der Struktur her eher an ein Theater-Kammerspiel erinnert, scheint eine Videospiel-Umsetzung kaum denkbar. Trotzdem hat das Team von Volatile genau dies versucht und sich dabei trotzdem nahe am Filmstoff gehalten. Der Dreh- und Angelpunkt der Spielstory ist wie auch schon im Film eine Lagerhalle, in der sich die Gauner samt Geisel nach dem missglückten Banküberfall treffen und sich bei der Suche nach einem Verräter mächtig in die Haare geraten. Diesen Teil der Handlung seht ihr primär als Zwischensequenzen. Spielbar sind hingegen die nacherzählten Erlebnisse der fünf Protagonisten während des Coups und unmittelbar danach. Ihr bekommt also Einblick in Geschehnisse, die im Film komplett fehlen oder bloß angedeutet wurden.
FarbenspielIhr steuert je nach Mission Mr. Orange, Mr. Pink, Mr. Blonde, Mr. White, Mr. Blue oder Nice Guy Eddie durch teils unterschiedliche, teils identische Levels. Spielerisch ist ’Reservoir Dogs’ ein Mix aus Third-Person-Shooter, Stealth-Abenteuer und Rennspiel. Ihr lenkt die meist gut bewaffneten Antihelden aus der Third-Person-Ansicht durch die überwiegend linear ablaufenden Levels und ballert auf angreifende Wachen, Polizisten und Spezialeinheiten. Wer sich allerdings blindlings den Weg freischießt, bekommt am Ende eine schlechte Beurteilung, die von Psychopath bis hin zu Gangster-Profi reicht. Viel besser ist es, wenn ihr vorsichtig vorgeht, Wachen aus dem Hinterhalt ausschaltet und vor allem Geiseln nehmt. Mit einem unfreiwilligen Partner im Würgegriff und einem beherzten Schlag gegen dessen Kopf könnt ihr die Bullen dazu bringen, ihre Waffen fallen zu lassen, sie herumkommandieren und sie so beispielsweise mit verschränkten Armen auf dem Kopf vor einer Wand knien lassen. Aber ihr könnt auch per Wummen-Gefuchtel den einen oder anderen Zivilisten beeindrucken, sodass dieser brav einen Safe öffnet, eine Alarmanlage ausschaltet oder einen Stromkasten außer Betrieb nimmt. So kommt etwas Taktik ins Spiel, zumal die Geiseln laufend an Energie verlieren und ihr aufpassen müsst, nicht plötzlich ohne lebenden Schutzschild dazustehen. Kommt es doch einmal vor, dass ihr von waffenstarrenden Feinden umzingelt seid, könnt ihr eine Spezialattacke starten, in der ihr in Zeitlupe die Gegner anvisieren und mit Blei voll pumpen könnt, bevor diese reagieren. Ihr merkt schon, in ’Reservoir Dogs’ geht es ziemlich brutal zur Sache und es wird auch nicht an rotem Lebenssaft gespart. Nicht ganz so gewalttätig geht es in manchen Levels zu, in denen ihr einen Fluchtwagen durch ein Stadt- und Highwayszenario steuern müsst. Durch völlig übertriebene Stunts, wie riesige Sprünge und massenhaft explodierende Karossen, wirken diese Abschnitte aber eher wie Kinofilme á la 'Ein ausgekochtes Schlitzohr' – klar, dass dies nicht so ganz zum 'Reservoir Dogs'-Streifen passt.
(Nicht) ganz wie im FilmDoch wie die Autofahrten sorgte in unserer Preview-Fassung auch die noch sehr durchwachsene Gegner-KI nicht gerade für Begeisterung. Manchmal agieren die Feinde durchaus clever und verfolgen euch quer durch ein Level, andererseits kann es schon mal vorkommen, dass ihr sie sogar anrempeln könnt, ohne dass sie reagieren. Auch ist die wenig intuitive Steuerung nicht über alle Zweifel erhaben. Die Grafik hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck, was vor allem an den detailreichen und hübsch texturierten Levels liegt. Die Charaktere überzeugen durch ihre Animationen. Leider konnten die Entwickler nicht auf die Originalschauspieler zurückgreifen, sodass die Figuren nur entfernt an ihre Leinwandvorbilder erinnern. Bei einigen Charakteren ist das gut gelungen, bei anderen (wie zum Beispiel bei Mr. Orange) gründlich in die Hose gegangen. Wenig zu nörgeln gibt es schon in unserer Vorab-Version beim Sound, der mit sehr guten englischen Dialogen und der herrlich kultigen Musikuntermalung inklusive ’Little Green Bag’ für die richtige Atmosphäre sorgt.
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