Test - Rain : Heavy Rain
- PS3
Flower. Journey. The Unfinished Swan. Sony hat mit diesen außergewöhnlichen Titeln bewiesen, dass sich die Unterstützung neuer und frischer Konzepte lohnen kann. Rain von den internen Japan Studios reiht sich ebenfalls in den Kreis kunstvoller Spiele aus dem Hause Sony ein. Es verzaubert den Spieler und entführt ihn in eine regnerische und verträumte Welt.
Unser namenloser und stummer Protagonist liegt bereits im Bett, als eine fremdartige Gestalt seine Aufmerksamkeit erregt. Zu sehen ist nur eine Silhouette, doch es wird deutlich, dass es sich hierbei um ein kleines Mädchen handelt. Sie wird verfolgt von Kreaturen, die aus einer anderen Welt zu sein scheinen. Unser kleiner Held zögert nicht und eilt dem Mädchen zu Hilfe. Ob er das aus Neugier macht oder weil er ein mutiger Kerl ist, wissen wir nicht. Doch er rennt und folgt dem Mädchen, bis er ein Tor durchschreitet, das ihn seiner ursprünglichen Form beraubt. Das Kind ist von nun an unsichtbar – zu sehen ist nur noch seine Silhouette im peitschenden Regen, gezeichnet von prasselnden Wassertropfen.
Wie ein Studio-Ghibli-Film
Rain ist ein „Wohlfühltitel“, ein Spiel, das man an einem Sonntagnachmittag beginnt, um sich auf die atmosphärische und hypnotische Stimmung einzulassen. Dies wird bereits in den ersten Momenten ersichtlich. Seid ihr durch das Tor gegangen, um dem Mädchen zu folgen, findet ihr euch an einem Ort wieder, der an ein London aus den 40er-Jahren erinnert. Ein Ort, der mit „Casablanca“-Filmpostern bestückt ist und mit seinen früheuropäischen Zügen glatt aus einem Ghibli-Film stammen könnte. Hier wird keine Gewalt angewendet, zumindest nicht von euch. Wie könntet ihr auch, seid ihr doch ein kleiner Junge auf der Suche nach einem noch kleineren Mädchen.
Eine Geschichte, nahezu poetisch
Der Titel ist dabei zu keiner Zeit wirklich anspruchsvoll und setzt seine Prioritäten stattdessen auf die Entwicklung der Handlung und den Aufbau einer dichten Atmosphäre. Die Geschichte wird hierbei nicht durch Zwischensequenzen oder Monologe und Dialoge erzählt, sondern durch interaktive Texteinblendungen direkt in der Spielwelt. Diese sind angenehm kurz gehalten und fügen sich organisch in den Spielverlauf ein. Mal sind diese Einblendungen verspielt formuliert, mal bedrückend. So werden die Stimmungen einzelner Situationen schön transportiert. Zudem versprüht die deutsche Lokalisierung einen angenehmen Hauch von Poesie, den ihr so nur in früher Kinderliteratur erlebt habt.
In Rain bildet die Musik eine weitere wichtige Säule und stellt sich im Laufe der rund fünfstündigen Handlung als heimlicher Star heraus. Die Anzahl der Musikstücke ist zwar überschaubar, allerdings erschaffen sie mit ihren Harmonien und dem gelungenen Einsatz des Akkordeons einige interessante Stimmungen, die schon fast an die Professor-Layton-Serie erinnern. Dabei hält die Musik auch mal inne und lässt den niederprasselnden Regen seine eigene Atmosphäre hervorbringen. Dadurch entsteht ein frischer Wechsel aus bedrückender Stille und fast aufpeitschender Musik, der sich ungemein positiv auf den Flow des Spiels auswirkt.
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