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Special - 10 Years After: Project Gotham Racing : Vorzeigerennspiel für MS-Konsolen

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Mit dem Sprung auf die Xbox 360 kam jedoch auch ein Problem hinzu. Die PGR-Reihe sah sich nämlich neuer Konkurrenz gegenüber, denn ausgerechnet der eigene Publisher Microsoft brachte mit Forza Motorsport von Turn 10 eine weitere Rennspielserie auf den Markt, die mehr und mehr das Herz der Spieler eroberte, vor allem dank des hohen Grades an Realismus, der guten Technik und der immens guten Spielbarkeit. Und auch andere Konkurrenten schliefen nicht. Das Gedrängel an der Rennspiel-Pole-Position wurde langsam größer und Bizarre Creations musste sich etwas einfallen lassen. Allerdings blieb man der Linie des Arcade-Racers treu, Schadensmodell oder Einstellmöglichkeiten waren weiterhin kein Thema.

Im November 2007 erschien Project Gotham Racing 4, das erneut überzeugen konnte. Die Karriere wurde nochmals umgebaut, bot nun eine kalendarische Form und zahlreiche Hersteller-Events. Über 130 Fahrzeuge waren vertreten und es wurden nun sogar Motorräder aufgeboten. Ein dynamisches Wettersystem sorgte dafür, dass die Bedingungen im Rennen sich jederzeit ändern konnten. Wer wollte, durfte sogar originale lokale Daten vom Weather Channel auf die Konsole laden. Auch der Online-Modus wurde durch neue Varianten erweitert, darunter der Bulldog-Modus in offenen Bereichen der Städte. Mit rund zwei Millionen verkauften Exemplaren lag der vierte Teil etwa auf dem Niveau seiner Vorgänger, was man aufgrund der deutlich weiteren Verbreitung der Xbox 360 nicht unbedingt als Erfolg werten kann. Forza Motorsport 2, dessen Vorgänger auf der Xbox mit rund einer Million Exemplare noch wenig erfolgreich war, ging mehr als doppelt so oft über die Ladentheke.

Der vierte Teil der Rennspielserie war der letzte Titel unter der Flagge von Microsoft. Kurz nach der Veröffentlichung von PGR 4 wurde das Studio von Activision übernommen. Keine allzu gute Idee, wie sich später zeigen sollte. Activision hatte im Rennspielbereich zu der Zeit keine Aktien und suchten offenbar neue Studios zur Erweiterung des Portfolios. 2008 veröffentlichte Bizarre Creations noch für Sega den mäßigen Third-Person-Shooter The Club. Für Activision folgte 2010 das ebenfalls mäßige Blood Stone 007. Im selben Jahr widmeten sich die Entwickler für ihren Arbeitgeber erneut einem Arcade-Rennspiel.

Blur erschien im Mai 2010. Irgendwie ein wenig wie ein Mario Kart im ernsten Rennspiel-Look aufgebaut, kümmerte man sich um Upgrades und Pick-ups, um Gegner von der Piste zu schießen. Gelungene Manöver brachten einem Fans, durch deren pure Zahl man neue Fahrzeuge freischaltete. Das Spiel bot knackige Herausforderungen für Solisten, aber auch einen spaßigen Mehrspielermodus, in dem sich bis zu 20 Fahrer von der Piste fegten. Der Titel war nicht schlecht, ganz im Gegenteil, denn die verwendeten Mechaniken funktionierten durch die Bank gut. Und auch technisch blieb der Titel ansehnlich, enttäuschte aber vor allem auf dem PC. Und was wohl schwerer wog: Blur traf nicht den Nerv der Spieler, zumal es eigentlich nur im Mehrspielermodus so richtig Laune machte.

Somit floppte der Titel ebenso wie die beiden Third-Person-Shooter. Activisions Experiment war damit gescheitert und Bizarre Creations wurde im Februar 2011 geschlossen, wodurch dem Rennspielgenre eine Menge Kompetenz verloren ging. Die Kannibalisierung durch den eigenen Publisher, der mit Forza Motorsport eine extrem erfolgreiche Serie eines konkurrierenden Studios auf den Markt brachte, und die Fehlschläge unter Activision brachen dem Studio letztendlich das Genick. Das ist sehr schade, denn Bizarre Creations hatte mit Geometry Wars eine weitere tolle Serie in der Hinterhand, zu der nicht nur verschiedene Teile erschienen, sondern die auch immer wieder mal als versteckter Bonus in den PGR-Titeln auftauchte.

Somit nahm ein lange bestehendes und weitgehend erfolgreiches Studio ein unrühmliches Ende. Die Lizenz der Project-Gotham-Racing-Reihe liegt weiterhin bei Microsoft. Ob und durch wen die Serie jemals wieder aufgegriffen wird, steht allerdings in den Sternen. Rennspielentwickler gibt es nicht wie Sand am Meer und mit der Forza-Serie hat Microsoft ein äußerst gewinnträchtiges Pferd im Stall. Neuere Gerüchte besagen sogar, dass ein fünfter Teil von Project Gotham Racing mit neuem Studio als Launch-Titel für eine mögliche neue Xbox in Planung sei. Was daran ist, werden die nächsten Monate zeigen.

Vielleicht wäre es einfach besser, die tolle Rennspielserie von Bizarre Creations in Frieden ruhen zu lassen. Sie hat es sich redlich verdient.

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