Test - Project CARS : Im Rennspielhimmel?
- PC
- PS4
- One
Schlaue Gegner mit Profil
Auch bei der KI zeigen sich kaum Schwächen. Umso beeindruckender, weil je nach Wettbewerb und Einstellung bis zu 56 (!) Fahrzeuge auf der Strecke sind, wobei durchaus unterschiedliche Verhaltensweisen der KI-Fahrer zu entdecken sind. Erfreulich ist auf jeden Fall, dass die Gegner erstaunlich rempelfrei agieren und jederzeit bemüht sind, eine Kollision zu vermeiden – sofern es denn machbar ist. Das ist eine absolute Seltenheit bei Rennspielen. Es ist sogar möglich, Gegner unter Druck zu setzen. Klebt ihr eurem Vordermann permanent am Hintern, erhöht das die Chance, dass er nervös wird und einen Fehler begeht.
Auf der anderen Seite habt ihr bei vernünftig eingestellter KI-Stärke - zehn Stufen sind vorhanden - kaum eine Chance, nach einem Dreher noch in die vorderen Ränge zu fahren. Gummiband ade, scheiden tut gar nicht weh. Geht doch mal etwas schief, scheut sich das Spiel nicht, euch zu bestrafen. Bei selbst verursachten Kollisionen müsst ihr mit einer Disqualifikation rechnen, hinzu kommen Zeitstrafen, wenn ihr von der Piste abkommt oder gar Kurven unerlaubt schneidet. Ganz bitter, wenn euch Letzteres im Qualifying passiert und ihr von den hinteren Plätzen starten müsst, denn die KI ist alles andere als gutmütig im Kampf um die Ränge. Noch bitterer, weil die Entwickler auf die leidige Rückspulfunktion verzichten. Na die trauen sich was.
All das sorgt dafür, dass nahezu jedes Rennen zu einem echten und intensiven Erlebnis wird. Wir hatten in unserer Testphase so einige Rennen, nach denen wir schwitzend und schnaufend eine Pause brauchten. Nicht zuletzt aber auch, weil das Spiel ein Augenschmaus ist.
Visueller Hochgenuss
Visuell wischt Project CARS mit der Rennspielkonkurrenz tüchtig den Boden auf, selbst Codemasters muss sich geschlagen geben. Was die Entwickler an akribischer Detailarbeit in Pisten, Wetter und Lichteffekte gesteckt haben, verschlägt einem schier den Atem. Auf unserem Testrechner konnten wir dank einer EVGA GTX 980 wirklich alles auf volle Pulle stellen, ohne jemals in Nöte zu geraten. Die Bildrate bliebt meist stabil auf 60 Bildern pro Sekunden, lediglich bei extremen Wettereffekten wie Starkregen sackte sie mal kurzzeitig auf 40 bis 50 Bilder ab, ohne dabei aber die Spielbarkeit zu beeinflussen. Erfreulich: Auf einem anderen Rechner mit einer GTX 760 konnten wir zumindest mit hohen Details und reduziertem Antialiasing noch völlig flüssig spielen.
Die Detailgenauigkeit der Fahrzeuge, dazu die wirklich tollen dynamischen Wettereffekte, die Stimmungswechsel beim Verstreichen der Tageszeit, die Spiegelungen, die Lichteffekte – durch die Bank ein echter Hingucker, der uns mehr als einmal derart ablenkte, dass wir von der Piste flogen. Zumal gerade Wetter und Tageszeitenwechsel sich auch auf das Fahren auswirken, nicht nur bei der Frage, ob die Piste trocken oder nass ist. Schlechte Sicht bei Nebel beeinträchtigt die Leistung ebenso wie von vorn blendende Sonne.
Ergänzend haut das Spiel euch einen derart wuchtigen und bissigen Sound um die Ohren, dass einem die Freudentränen kommen. Jeder Motor hat seine Charakteristika, ebenso wie jede Perspektive, und die wurden gut eingefangen. Auch an Fahrgeräusche bedingt durch Wind, Untergrund und Fahrtwind wurde gedacht. Und der Boxenfunk tut das Seinige dazu, das akustische Erlebnis mit hilfreichen Hinweisen oder Warnungen aus der Boxengasse abzurunden. Allerdings konnten wir dabei gelegentlich Aussetzer feststellen.
Und auf Konsole?
Natürlich kann die Konsolenversion nicht mit der PC-Variante mithalten, dazu fehlt es dann doch an Hardware-Power. Dennoch sieht Project CARS auch auf PS4 und Xbox One beeindruckend aus. Beide Versionen laufen in stabilen 60 Bildern pro Sekunde – nicht mal bei voller Fahrzeuganzahl bei stärkstem Regen leistet sich das Spiel eine Schwäche. Abstriche gibt es beim Detailgrad und hier und da entdeckt man bei Seitenmarkierungen mal leichte Treppchenbildung. Mit den Hauptkonkurrenten Forza Motorsport 5 und DriveClub kann CARS aber vor allem dank der starken Performance auf jeden Fall mithalten.
Unterschiede gibt es allerdings auch spielerisch. Zwar sind inhaltlich alle Versionen gleich, jedoch gibt es bei den Konsolenfassungen Einschränkungen bei der Fahrzeuganzahl in einem Rennen. Schafft die PC-Version auf dem 24-Stunden-Kurs von Le Mans noch 56 Fahrzeuge, sind es bei den Konsolen nur 45. Auch im Multiplayer-Modus ist die Fahrzeuganzahl geringer – statt 32 treten hier nur bis zu 16 Spieler gegeneinander an. Die Konsolenversionen schienen uns aufgrund des größeren Klientels für Gamepads zudem einen Tick gutmütiger bei Fahrfehlern. Ansonsten gibt es lediglich Auffälligkeiten im Hinblick auf längere Ladezeiten und ungewöhnlich lange dauerndes Abspeichern von allgemeinen Einstellungen in den Menüs. Insgesamt also trotz der Abstriche auch hier ein starker Auftritt.
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