Test - Postal III : Brutal, böse, krank – gut?
- PC
Eine richtige Geschichte können wir ebenfalls nicht ausmachen. Der Postal Dude zieht in eine neue Stadt namens Catharsis und versucht, irgendwie an Geld zu gelangen. Dafür erfüllt er mehrere Aufträge. So müsst ihr zum Beispiel in einem Sexshop benutzte Taschentücher mit einem Staubsauger einsaugen und den Dreck protestierenden und randalierenden Hausfrauen ins Gesicht blasen, damit diese nicht den Laden und dessen Inhaber auseinander nehmen. Oder ihr beschäftigt euch damit, zuerst Äpfel von den Bäumen einer Plantage zu pflücken (ebenfalls mit dem Staubsauger) und dann die Farm vor angreifenden al-Qaida-Terroristen zu verteidigen. Später hingegen transportiert ihr für Osama bin Laden selbst eine Ladung explosiver Kuscheltiere auf einem Segway durch die Stadt. Und der mittlerweile verstorbene Chef des Terror-Netzwerks ist nicht der einzige „Star“ mit einem Cameo-Auftritt: Da wären noch Regisseur Uwe Boll, der Cowboy der Village People oder Playmate Jennifer Walcott.
„Ich glaub, mich zersägt ein Dachs“
Das Abgefahrenste am ganzen Spiel ist das Waffenarsenal. Neben gewöhnlichen Schuss- und Nahkampfwaffen steht euch hier zum Beispiel ein Dachs zur Verfügung, den ihr wie eine Kettensäge benutzt. Oder ihr schmeißt HIV-infizierte Katzen auf eure Gegner, sodass diese von den Miezen zerfleischt werden. Als Alternative nutzt ihr einen Affen, dem ihr per Laserpointer Ziele zuweisen könnt, die er daraufhin attackiert. Fest steht: Postal III ist komplett übertrieben und nimmt sich absolut nicht ernst. Die harten Splatter-Effekte, dank denen Gegnern Kopf, Arme und Beine abgetrennt oder sie in der Mitte zweigeteilt werden können, sehen so abstrus aus, dass man keinen Ekel verspürt. Dass der Titel trotzdem nicht allzu lange von der Indizierung verschont bleiben dürfte, ist äußerst wahrscheinlich.
Doch die eigentlich ganz nette Waffenpalette, die natürlich Geschmackssache ist, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Spielablauf eintönig und langweilig ist. Ihr macht die meiste Zeit immer das Gleiche, indem ihr jede Menge Klongegner niederstreckt. Und das macht noch nicht einmal Spaß, denn von einer künstlichen Intelligenz fehlt jede Spur. Die Charaktere laufen ziellos durch die Gegend, bleiben oft aber auch einfach minutenlang an einer Stelle stehen und gehen nie in Deckung. Ebenso katastrophal ist die Waffenmechanik in den Schuswechseln. Auf größere Entfernung einen Feind zu treffen, hat in Postal III mehr mit Glück als mit Talent zu tun. Die Steuerung ist enorm unpräzise und vernichtet jeglichen Spielspaß. Hinzu kommt ein Deckungssystem, das völlig sinnlos ist und auch nur bedingt funktioniert. Da stört es gar nicht mal so sehr, dass ein Mehrspielermodus komplett fehlt – obwohl dieser eingeplant war. Wenn ihr das Spiel über Steam startet, öffnet sich nämlich erst einmal ein Fenster, in dem die Seriennummer für den Online-Teil des Spiels steht. Doch im Hauptmenü fehlt davon jede Spur.
Kommentarezum Artikel