Test - Phoenix Point : Das neue Meisterwerk des XCOM-Erfinders
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Rundenbasierte Kämpfe zwischen Soldaten und abscheulichen Monstern, eine drohende Invasion der Erde, der Auf- und Ausbau einer Operationsbasis samt zahlreicher Forschungen: all das klingt verdammt nach der XCOM-Serie. Doch diese Eckdaten stammen aus dem just veröffentlichten Taktikspiel Phoenix Point, das nicht von Firaxis, sondern dem noch nahezu unbekannten Studio Snapshot Games stammt. Dort arbeitet mit Julian Gollop der ursprüngliche Schöpfer der XCOM-Serie, der zudem auch deren „Vorgänger“ UFO: Enemy Unknown aus der Taufe gehoben hatte. Etwaige Parallelen sind also sicherlich kein Zufall ...
Der Tod aus dem Eis
Phoenix Point spielt in einer nicht mehr allzu entfernten Zukunft. Der globale Klimawandel hat dafür gesorgt, dass das ewige Eis der Antarktis geschmolzen ist. Darin schlummerte ein mysteriöser Virus, der ins Meer gelangte und dort zahlreiche Tiere mutieren ließ. Wenig später werden auch Menschen befallen, es beginnt ein fürchterlicher Krieg zwischen Mutanten und überlebenden Menschen, die sich in sichere Gebiete zurückziehen. Ihr selbst schlüpft in die Rolle des Leiters der Notfallbasis namens Phoenix Point. Von dort aus organisiert ihr den Kampf gegen die mutierten Wesen und somit um die Zukunft des gesamten Planeten.
In der Zusammenfassung der Geschichte zeigt sich bereits der erste Unterschied zur XCOM-Serie, bei der sich bekanntlich alles um Aliens dreht. Abgesehen von diesem Detail sieht Phoenix Point größtenteils jedoch tatsächlich wie der große Genrekonkurrent aus und fühlt sich auch so an. Die Kämpfe finden in Runden statt, in der Basis rekrutiert und entwickelt ihr Soldaten und auf einer Weltkarte wählt ihr die nächste Mission aus. Sogar der Grafikstil erinnert mitunter an die XCOM-Vorlage. Doch ist das schlimm? Schließlich heißt es doch: „Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht.“ Immerhin handelt es sich bei den Vorbildern um exzellente Spiele, die nach wie vor eine große Fangemeinde haben. Unsere Antwort auf die Frage lautet daher: Nein, es ist keinesfalls schlimm.
Denn Phoenix Point schafft es, trotz der offensichtlichen Anleihen, auf eigenen Füßen zu stehen. Wie schon bei XCOM (und ähnlich gelagerten Spielen des Genres) absolviert ihr rundenbasierte Kämpfe, bei denen ihr stets darauf achten müsst, wie viele Aktionspunkte eure Soldaten pro Spielzug zur Verfügung haben. Deren Einsatz sollte wohl bedacht sein, denn sonst stehen die Kämpfer plötzlich ohne jede Deckung auf weiter Flur und stellen ein leichtes Ziel für die Gegner dar.
Besonders interessant ist ein Zielsystem, das stark an die VATS-Mechanik aus der Fallout-Serie erinnert. Mit dessen Hilfe ist es euch nämlich möglich, spezielle Körperteile der Gegner ins Visier zu nehmen und anzugreifen. Das eröffnet eine Vielfalt taktischer Möglichkeiten, die es bei XCOM in dieser Form nicht gibt. So lässt beispielsweise ein gezielter Schuss auf das Bein eines Mutanten diesen künftig deutlich langsamer fortbewegen. Ein Treffer in den Arm verhindert den Einsatz von schweren Zweihandwaffen, und Kopfschüsse ... nun ja, ihr könnt euch sicherlich denken, was die bewirken. Allerdings ist die Trefferwahrscheinlichkeit jeweils abhängig von der aktuellen Entfernung zum Ziel sowie der Art der ausgerüsteten Waffe.
Das Dreigestirn der Mächte
Sehr gefallen haben uns übrigens auch die drei Fraktionen, auf die ihr im Verlauf des Spiels trefft und die mehr oder weniger direkte Auswirkungen auf das Geschehen haben. Da wären beispielsweise die Synedrion, die eine Hightech-Zivilisation anstreben. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Jünger von Anu, die den Mutanten deutlich weniger skeptisch gegenüberstehen und sogar selbst mit Mutationen am eigenen Leib experimentieren. Es sind immer wieder Entscheidungen im Spiel nötig, die euch in der Gunst der drei Fraktion steigen und fallen lassen. Das wiederum bringt euch gewisse Vorteile wie zum Beispiel zusätzliche Rekruten oder Hilfe bei bestimmten Missionen, kann aber auch Nachteile bis hin zum Angriff auf eure Basis nach sich ziehen. Die Fraktionen sorgen dadurch nicht nur für mehr Abwechslung, sondern erhöhen auch den Wiederspielwert von Phoenix Point. Überhaupt gefällt uns das Missionsdesign sehr gut, vor allem die Kämpfe gegen die dicken Boss-Kreaturen sind schön anspruchsvoll, ohne ins Unfaire abzudriften.
Leider schwankt derzeit noch die Leistung der KI mitunter sehr stark. Mal huschen die Gegner sehr geschickt von einer Deckung zur nächsten. Wenig später stehen sie plötzlich rat- und tatlos in der Gegend herum und reagieren erst, wenn sie unter Beschuss genommen werden.
Letztlich hätten wir uns lediglich noch einen Tick mehr Eigenständigkeit von Phoenix Point gewünscht. Zwar gibt es einige kleine Unterschiede, insgesamt spielt es sich jedoch verdammt ähnlich wie XCOM. Letzteres hat zudem die etwas hübschere Präsentation, was in einer etwas fesselnderen Atmosphäre resultiert.
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