Test - Outriders : Update: Endgame und finales Fazit
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Beginnen wir mit einer wichtigen Sache. Outriders ist nicht unbedingt das, was man auf den ersten Blick erwartet. Vieles sieht nach Deckungs-Shooter aus, vieles spricht für ein Live-Service-Spiel im Stile von Destiny 2 oder The Division 2. Beides ist es nicht. Outriders jagt euch durch eine mehr oder minder lineare Kampagne mit Nebenmissionen, die irgendwann halt auch ihr Ende findet. Und Outriders findet spielerisch interessante Ansätze, die es von ähnlich gelagerten Koop-Spielen unterscheidet. Unser finaler Test wird noch etwas auf sich warten lassen, da die Server erst am Mittwoch Nachmittag live gegangen sind, aber unsere Eindrücke nach dem ersten Tag sowie unsere Fortschritte und Erkenntnisse vom langen Osterwochenende wollen wir euch nicht verschweigen.
Beginnen wir bei den Grundlagen. Outriders erzählt und eine Sci-Fi-Geschichte rund um die Reste der Menschheit, deren Heimatplanet nur noch Schrottwert hat. Die Idee, andere Welten zu kolonisieren, scheint die letzte Rettung zu sein. Der Planet Enoch scheint sich dafür anzubieten, weswegen zwei Kolonieschiffe ausgesandt werden, eine neue Heimat zu formen. Immerhin, eins der Schiffe kommt nach langer Reise im Kälteschlaf tatsächlich auf Enoch an.
Ab dem Zeitpunkt kommt ihr ins Spiel, denn ihr seid ein Outrider. Das ist so eine Art Eliteeinheit fürs Grobe und in diesem Fall für die ersten Schritte auf dem neuen Planeten. Diese erste Erkundung geht allerdings gründlich in die Hose, als ein gewaltiger Energiesturm losbricht, die sogenannte Anomalie. Die richtet nicht nur viel Schaden an, sondern infiziert auch die menschlichen Siedler. Auch unsere Hauptfigur, die ihr wahlweise männlich oder weiblich nebst verschiedenen Anpassungen gestalten könnt, erwischt es.
Es geht wieder ab in den Kälteschlaf. Erst nach über 30 Jahren werdet ihr aus der Kapsel geholt. Vieles hat sich seit der Ankunft verändert. Die Anomalie hat viele Menschen verändert und mit seltsamen Kräften ausgestattet. Die Umwelt ist feindlich, kriegerische Konflikte zwischen den Fraktionen der Überlebenden sind an der Tagesordnung und die heimische Faune ist zu allem Überfluss ebenfalls kein Streichelzoo. Nun gilt es, das Überleben des Teils der Menschheit, der nicht komplett einen an der Waffel hat, zu sichern und vielleicht doch noch eine Art Zivilisation auf die Beine zu stellen. Ein empfangenes Signal, dem es zu folgen gilt, schürt Hoffnung.
All dies ist Basis für eine storybasierte Kampagne, die euch etwa 30 bis 35 Stunden beschäftigen soll. Die Story hat düstere Untertöne und wird mit vielen Dialogen und Zwischensequenzen auch ganz ordentlich erzählt. Der Funke springt aber nur selten über, bisher konnte uns die Story an sich nicht wirklich fesseln. Ob's an den zuweilen etwas naiven Dialogen liegt, der Erzählweise oder der mitunter schwächelnden Synchronisierung der Dialoge … wir können es noch gar nicht so genau festmachen. Es reicht aber, um uns immer wieder in neue Missionen zu stürzen. Wir wollen ballern und looten und das bietet uns Outriders mehr als überschwänglich an.
Positiv ist schon mal anzumerken, dass der Launch von Outriders zumindest am ersten Tag ziemlich problemlos über die Bühne ging. Die Server standen bereits einen Tag vorm offiziellen Release zur Verfügung, Login-Probleme oder ähnliches hatten wir nicht. Auch das Cross-Play mit anderen Plattformen lief bisher einwandfrei. Spieler können in einer Session einen Key generieren, teilen diesen ihrem potenziellen Mitspieler auf einer anderen Plattform ein und der kann durch Eingabe des Keys beitreten. Das hat bei uns bisher fehlerfrei und erfreulich flott funktioniert.
Die Freude währte allerdings nicht allzu lange. War am Releasetag am Nachmittag noch alles schick, machten die Server am Abend ab ca. 21 Uhr dann doch massiv die Flügel breit. Lange Wartezeiten bei der Anmeldung, stetige Abbrüche, einige Spieler kamen gar nicht erst ins Spiel. Der Andrang war offenbar doch deutlich größer als das, was Entwickler und Publisher erwartet haben. Man kann nur hoffen, dass sich die Lage schnell stabilisiert.
Einzig für den Voice-Chat müsst ihr euch etwas einfallen lassen, denn eine übergreifende Lösung ist nicht ins Spiel integriert. Aber mit etwas Fantasie geht da einiges. Zum Beispiel via Discord, wenn die Konsolenspieler über ein BlueTooth-Headset verfügen. Oder über die Xbox Game Bar, wenn Xbox-Spieler beteiligt sind. Das Cross-Play ist jedenfalls eine feine Sache und erlaubt euch Koop-Sessions für bis zu drei Spieler. Cross-Save hingegen gibt es nicht, bzw. nur innerhalb der jeweiligen Plattformfamilie (also von PS4 zu PS5, bzw. Xbox One zu Xbox Series X/S).
Im Rahmen der Kampagne erwarten euch zahlreiche Haupt- und Nebenmissionen, die ihr zumeist an bestimmten Hubs aufgedrückt bekommt. Hinzu kommen einige Nebenbeschäftigungen wie Jagden, Kopfgelder oder das Aufspüren von Artefakten. Das suggeriert viel Abwechslung, die Missionsabläufe sind schlussendlich aber doch meist vorhersehbar. Ihr stiefelt durch ansprechend gestaltete, meist recht lineare Areale, ballert alles über den Haufen, was nicht bei Drei auf dem Baum ist und sammelt dann etwas ein oder erledigt einen Boss oder aktiviert irgendwas.
Das ist nicht wahnsinnig kreativ, reicht aber dennoch aus. Outriders ist ein Third-Person-Shooter, der vor allem auf die Action setzt und das macht es gut. Die unterhaltsamen Kämpfe, die beeindruckende Menge an Loot und die angenehm unterschiedlich spielbaren Klassen und Waffen halten das Spiel zumindest in den ersten paar Stunden locker am Leben. Zumal ihr den Schwierigkeitsgrad auch noch sehr fein anpassen könnt. Klar, höhere Schwierigkeitsgrade bieten besseres Loot, aber auch härtere Gegner. So ist man durchaus geneigt, immer wieder an der Grenze des Machbaren zu spielen. Wird es doch mal zu hart, kann man den Schwierigkeitsgrad on-the-fly ändern.
Zwar kann man Outriders ganz gut solo spielen, aber so richtig Freude kommt erst kooperativ auf. Das liegt unter anderem an den recht clever designten vier Klasse, die unterschiedliche Spielweisen erlauben und im Kampf auch unterschiedliche Rollen spielen. Der Technomant arbeitet mit Gadgets und Geschützen und ist somit eher der Supporter für die zweite Reihe. Der Pyromant ist quasi das Gegenstück zu einem Magier, der Assassine ein agiler Nahkämpfer. Der Verwüster macht es sich hingegen eher als Tank an vorderster Front gemütlich.
Jede der vier Klassen verfügt über eigene Skilltrees, die jeweils drei Spezialisierungen offerieren, die wiederum mit den aktiven Skills zusammenhängen, die ihr nach und nach freischaltet. Da eben diese aktiven Skills auch noch durch Perks auf der Ausrüstung und Waffen verstärkt werden, wird recht schnell klar, dass Outriders spannende Möglichkeiten im Hinblick auf das Erstellen spezialisierter Builds bietet. Dazu passt auch, dass ihr lediglich drei eurer Skills aktiv nutzen könnt. Quasi auch hier ein Deck-Building.
Dort spielt auch das clevere Crafting-System hinein. Anders als bei vielen anderen Spielen fertigt ihr keine Gegenstände an. Stattdessen könnt ihr Waffen und Rüstungsteile aufwerten, einzelne Attribute austauschen oder verbessern, Perks austauschen und vieles mehr. Das ist in jedem Fall zielführender, als zig wertlose Teile in der vagen Hoffnung auf gute Werte zu basteln. Selbst an der Waffengattung könnt ihr schrauben. Ein taktisches Sturmgewehr mit Dreierschuss kann so problemlos zu einem Standard-Sturmgewehr umgewandelt werden. Die nötigen Ressourcen bekommt ihr als Loot, durchs Zerlegen von Ausrüstung oder durch Erzminen in den Leveln.
Spielerisch macht Outriders wirklich Laune, zumal es frische Ansätze verfolgt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass Outriders ein klassischer Third-Person-Deckungs-Shooter wäre und ja, Deckungsmechaniken sind vorhanden, bis hin zum Wechseln der Position von einer Deckung zur anderen auf Knopfdruck. Das Problem ist nur, dass die Gegner wirklich gut darin sind, euch mit Nahkämpfern und Granaten auszuräuchern. Zudem setzt Outriders auf eine ungewöhnliche Heilmechanik und ewig in Deckung zu hocken, hilft euch gegen die aggressiven Gegner nicht im Geringsten.
In Outrider geht es eher um eine aggressive Spielweise, denn durch Schüsse, das Töten von Gegnern und eure Skills werdet ihr geheilt. Medipacks gibt es nicht und auch Heilfähigkeiten sind nur marginal vorhanden. Somit taugt die Deckung am Ende nur, um schnell mal in Ruhe nachzuladen, ein paar Gesundheitspunkte (limitiert auf ein Maximum) zu regenerieren, oder lästigen Scharfschützen temporär aus dem Weg zu gehen. Im Solospiel ist die Deckung übrigens hilfreicher als im Koop.
Hinzu kommt der vergleichsweise kurze Cooldown der Skills. Daraus ergibt sich eine schöne Mischung aus rasanter Action, Gunplay und den Fertigkeiten, bei dem Taktik eher an zweiter Stelle steht, das Zusammenspiel durch koordinierten Einsatz der Skills, Fokus auf unterschiedliche Gegnertypen und Nutzung der Klassen aber durchaus eine wichtige Rolle spielt. Kämpfe und Bossfights haben vom Ablauf mehr Ähnlichkeit mit Gefechten aus MMORPGs als mit Shootern. Tank (Verwüster) ran, Damage drauf (Pyro, Assassine) und der Technomant überwacht aus zweiter Reihe, dass nichts aus dem Ruder läuft. Ich spiele generell sehr häufig Koop-Spiele, allen voran Destiny 2 und The Division 2 und muss sagen, dass sich Outriders erfrischend anders anfühlt.
Technisch ist Outriders allerdings nicht wirklich auf der Höhe. Die Grafik mittels Unreal Engine 4 kommt zumeist nicht über „Okay“ hinaus, ab und zu gibt es Ausreißer nach unten, speziell bei Effekten. Auch die Performance holpert zumindest bei den Konsolen ein wenig. Während das Spiel auf der Xbox Series S doch recht flüssig lief, merkte man bei der Xbox One X bereits, dass die 30 fps oft nur mit Mühe gehalten werden. Immerhin gleicht Outriders die technischen Schwächen durch ein recht ansprechendes Design der Umgebungen aus.
Auch lief Outriders in den ersten Stunden weitgehend stabil. Zwei Mal hatten wir auf der Xbox One X das Problem, dass nach einem Wipe der Charakter nicht sauber geladen wurde und einmal stürzte der Client beim Abgeben einer Mission komplett ab. Verbindungsprobleme oder gar Schwierigkeiten mit dem Cross-Play hatten wir zu keiner Zeit und auch beim Bugfixing scheinen die Entwickler bisher gute Arbeit geleistet zu haben.
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