Special - Facebook kauft Oculus : Brille: Facebook
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Als die Meldung des Milliarden-Deals gestern Abend über Twitter flatterte, haben wir uns wie viele andere auch erst einmal gefragt, was der Zuckerberg-Konzern mit Oculus VR vorhat. Eine in erster Linie auf immersive Spielerlebnisse ausgelegte Virtual-Reality-Brille ist auf den ersten Blick keine Peripherie, die ins Portfolio von Facebook zu passen scheint. Die üblichen Untergangspropheten vermuteten sogleich, dass wir nun Werbung und allerlei Unerwünschtes noch näher ans Gesicht gedrückt bekommen und die "Datenkrake" sich nun noch weiter ausbreitet.
Tim Hopmann:
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass ein Zubehör wie das Oculus Rift in der Theorie viel mehr kann, als Spiele noch intensiver zu machen. Das Prinzip lässt sich auch auf Filme, Shows, Videochat und Sportübertragungen ausweiten. Will sich Facebook in Zukunft stärker als multimedialer Mitbestimmer positionieren, ist Oculus Rift dafür bestens geeignet.
Dass die Internet-Gemeinde sehr gespaltener Meinung ist, wobei die negativen Stimmen wie immer lauter tönen, liegt in der Natur der Sache. Für viele sei das Gerät nun gestorben, lässt sich im Netz lesen. Meiner Meinung nach wird die aktuelle Lage wieder zu schnell hochgekocht. Eine Dynamik, die ich generell nicht gutheiße und die mir Teile des WWW immer fremder werden lässt.
VR für alle
Für Oculus VR um den erst 21-jährigen Palmer Luckey ist der Deal natürlich der bisherige Höhepunkt einer erstaunlichen Erfolgsgeschichte, bei der man das eigene Produkt konsequent verbessern und mit John Carmack gar eine echte Entwicklerlegende an Bord holen konnte. Schon zu diesem Zeitpunkt war vielen klar, dass wir es hier mitnichten mit einem weiteren Virtual-Reality-Strohfeuer zu tun haben. Denn der Ansatz an sich ist ja alles andere als neu.
Der Kaufpreis von zwei Milliarden Dollar mag angesichts der Fantasiesumme, die Facebook vor kurzem für Whatsapp hinblätterte, recht gering erscheinen, aber in erster Linie handelt es sich um eine Investition in die Zukunft, während Whatsapp einen gewaltigen Datenbestand mit in die Ehe brachte. Und zu guter Letzt ist der Erwerb von Oculus auch ein Erfolg von Kickstarter, ohne dessen Hilfe die VR-Firma nie so weit gekommen wäre, da damit ihre Development Kits finanziert wurden. Die Crowdfunding-Plattform dürfte sich damit endgültig etabliert haben.
Lasst uns also zunächst mal optimistisch sein und die Möglichkeiten betrachten, die sich durch solch ein Geschäft auftun, anstatt sofort wieder die Keule der Internet-Ethik zu schwingen. Was sich aus dem Deal mittel- und langfristig konkret entwickelt, ist noch nicht absehbar. Zumal die Technik mit 300 bis 400 Euro momentan noch alles andere als günstig ist. Auf Reddit spricht Palmer Luckey von einem "besonderen Moment für die Industrie". Seine Firma wolle einfach das Beste aus dem Gerät herausholen und habe nun noch mehr Ressourcen, dies zu erreichen. Man möchte ihm glauben. Wer Facebook trotzdem ignorieren will, kann das ab sofort mit noch mehr Vehemenz tun. Darüber hinaus gibt es auch für das Rift Alternativen, wie etwa Project Morpheus, das Sony jüngst auf der GDC präsentierte.
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