Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin : Ride sie alle!

  • PC
  • NSw
Von  |  |  | Kommentieren

Die Welt aus Monster Hunter kombiniert mit der Geschichte eines JRPGs? Gewürzt mit einer Messerspitze Pokémon-Sammelei ergibt Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin einen Mix, der das Beste aus zwei Welten vereint. Technische und gestalterische Fettnäpfchen hindern diesen Drachen jedoch am Höhenflug. Unser Test.

Der Hype um Monster Hunter Rise ist noch nicht ganz verflogen, da schiebt Capcom auch schon das nächste Spiel nach. Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin folgt aber nicht der üblichen Action-RPG-Formel der Hauptreihe, sondern legt, wie dem Titel unverkennbar zu entnehmen ist, sehr viel größeren Wert auf eine ausführliche Handlung. Obwohl die Ziffer im Titel es vermuten lässt, führt Wings of Ruin nicht die Geschichte des vier Jahre alten Vorgängers für den 3DS fort. Stattdessen steht die Fortsetzung auf eigenen Beinen, auch wenn es einige nette Überschneidungspunkte für bereits erprobte Monstie-Rider gibt. Kein schlechter Kompromiss.

Die Welt ist mal wieder in Gefahr

Als Enkel des legendären Riders Red wacht ihr in einem kleinen Dorf auf einer Insel auf. Über die vor 50 Jahren begangenen Heldentaten eures inzwischen verstorbenen Großvaters ist das ganze Land im Bilde. Kein Wunder, dass man in eure Fähigkeiten, Monster zu bändigen, große Erwartungen setzt. Die nächste Bedrohung lauert günstigerweise auch schon um die nächste Ecke und wie so oft ruht bald nicht weniger als das Schicksal der ganzen Welt auf euren jugendlichen Schultern.

Ein seltsames Licht versetzt alle Monster in Aufregung und verwandelt sie in noch größere Bedrohungen, als sie ohnehin schon sind. Wächter-Ratha, das einstige Monstie eures Großvaters verschwindet, genau wie all seine Artgenossen auf der Welt. Zuvor hinterlässt er der Wyverianerin Ena jedoch ein Ei, das kurz darauf in euren Besitz übergeht. Darin schlummern soll ausgerechnet Ausmerzflügel-Ratha, von dem in der Prophezeiung die Rede ist. Nur ein Schlag seiner Flügel soll die Macht besitzen, die Welt zu zerstören. Und natürlich scheint alles irgendwie mit dem bedrohlichen Licht in Verbindung zu stehen.

Monster Hunter Stories 2 bedient sich zuweilen einiger Klischees japanischer Erzählkunst. Unter JRPG-Anhängern übt die Bewegung innerhalb der Komfortzone aber durchaus einen gewissen Reiz aus. Man lässt sich eben im Rahmen des Erwartbaren überraschen. Wie der Vorgänger benötigt auch Wings of Ruin lange, um in Fahrt zu kommen. Immer dann, wenn die Spannungskurve zaghaft gen Himmel schielt, hämmert Stories 2 sie mit mehreren belanglosen Hauptquests hintereinander wieder schön flach. Warum ihr überhaupt das vierte Monster in Folge legen musstet, rufen sporadisch kurze Résumés in Textform in Erinnerung. Das sind bitter nötige Einschübe, denn wir haben uns zu oft dabei erwischt, zwischenzeitlich vollkommen vergessen zu haben, was doch gleich der letzte relevante Aufhänger vor einigen Stunden war.

Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin - Trailer #2

Auch das für Sommer 2021 geplante Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin wurde im Rahmen eines Showcase unlängst mit frischen Spielszenen bedacht.

Gerät der Stein erstmal ins Rollen, entwickelt Wings of Ruin eine zunehmend interessante Dynamik durch die Beziehung des Protagonisten mit Ausmerzflügel-Ratha, den er als seinen Partner betrachtet, jedoch gleichzeitig eine Gefahr für die Welt darstellt und anhand einer Legende vorverurteilt wird. Trotz eher bunter Aufmachung überrascht die Geschichte gelegentlich mit düsteren Momenten. Dank nicht übermäßig platzierter Humoreinlagen des wiederkehrenden Charakters Navirou bleibt Monster Hunter Stories 2 im Großen und Ganzen aber angenehm leichtherzig.

Sehr viel Monster-Hunter-DNS

Obwohl Wings of Ruin auf den ersten Blick aussieht, als bestünde kein Verwandschaftsverhältnis zur Hauptreihe, steckt reichlich monstermäßiges Erbgut in dem Spin-off: neben dem Offensichtlichen, den Monstern und ihren Verhaltensweisen, natürlich auch sämtliche zugehörigen Waffen und Rüstungen, Talismane, Monstermaterialien und Crafting. Wer schon einmal mit Monster Hunter in Berührung gekommen ist, kennt sich sofort aus.

Neben der offeneren Gestaltung der Welt und der Handlung bildet das Kampfsystem das herausstechendste Abgrenzungsmerkmal. Im Gegensatz zum Vorbild wird in Monster Hunter Stories nicht in Echtzeit mit schnellen Manövern draufgekloppt, Bewegungsmuster ausgenutzt und immer wieder die Verfolgung aufgenommen. Das Rollenspiel setzt auf ein recht klassisches rundenbasiertes Kampfsystem, dessen Kernmechanik auf dem Schere-Stein-Papier-System basiert: Kraft > Technik > Geschwindigkeit > Kraft… ein bis zwei Rider mit je einem Monstie stellen euer Team. Die Kontrolle habt ihr aber nur über euren Charakter und auf Wunsch über euer eigenes Monstie.

Dass die KI einen Teil der Zügel in die Hand nimmt, ist in aller Regel kein Problem, kann jedoch situationsbedingt unvorteilhaft sein, da sie sich nicht am Verhalten des Spielers orientiert. So nutzt sie nicht immer den überlegenen Angriffstyp, insbesondere wenn ihr bestimmte Körperteile eines Gegners angreift, um sie wie in Monster Hunter einschließlich zugehöriger Angriffstechniken unschädlich zu machen. Hier greifen die Mitstreiter willkürlich an, statt sich auf den Schadensbalken zu konzentrieren, den ihr vorgebt. Dadurch ziehen sich manche Auseinandersetzungen unnötig in die Länge.

Ein zusätzliches Kampfelement ist der Bindungsbalken. Indem ihr Attacken mit dem überlegenen Angriffstyp begegnet, gelegentliche Quicktime-Showdowns zwischen den Monstern meistert oder andere Bedingungen erfüllt, füllt sich eine Anzeige, die entweder für bestimmte Fähigkeiten eingesetzt werden kann oder bei vollständiger Füllung das Reiten des Monster-Partners erlaubt. Das heilt nicht nur Rider und Monstie, sondern befähigt zum Einsatz einer besonders fatalen Bindungsfähigkeit. Befindet sich auch der Mitstreiter im Reitzustand, können sie diesen Angriff kombinieren. Allerdings wartet die KI leider nicht darauf, bis euer eigener Balken gefüllt ist, sondern setzt diesen immer sofort ein, weswegen manch mächtige Attacke nicht zustande kommt. Diese und ein paar weitere kleinere Kniffe gestalten das Kampfsystem von Monster Hunter Stories 2 angenehm komplex und strategisch, ohne gleich zu überfordern.

Eine Welt, widde widde wie sie nicht gefällt

Weit weniger komplex ist hingegen die monsterbesiedelte Welt ausgefallen. In Ortschaften verströmt Wings of Ruin Charakter und Individualität: Ein auf Stegen und Booten errichtetes Küstendorf, ein überwucherter Ort im Wald, in dem Larinoth in den Baumwipfeln äsen oder lehmige Städte; hier zeigt sich die Insellandschaft von ihrer schönen Seite. Anders sieht es aus, sobald Erkundungstouren auf dem Plan stehen. Auf den ersten Blick überzeugen die recht großen Areale durch ihre schöne Gestaltung. Ist der Zauber des Neuen aber erst verflogen, fällt die innere Gleichheit jedes Gebiets auf. Der zweckmäßige Aufbau lässt Sehenswürdigkeiten und optische Abwechslung missen.

Besonders auffällig ist dieser Makel in den Dungeon-ähnlichen Arealen, die in der Regel zu Bossen führen, und den Monster-Nestern, aus denen ihr Eier für euren Monstie-Bestand klaut. Viele Abschnitte sind halbherzig vervielfältigt, sowohl gestalterisch als auch dem Aufbau nach. Die immergleichen Wegabfolgen und Verzweigungen haben wir irgendwann im Schlaf beherrscht. Wege abseits des Hauptpfades bieten nur in Ausnahmefällen etwas Besonderes und erwecken den Eindruck, lediglich einem zu schlauchigen Aufbau vorbeugen zu wollen. Willkürlich platzierte Schatztruhen, in denen sich meist ebenfalls nur Materialien befinden, wecken kaum ein Gefühl von Erkundung und Errungenschaft. Eine Welt voller kleiner Geheimnisse, die es sich zu erforschen lohnt, wie in Breath of the Wild, dürft ihr daher nicht erwarten. Die beinahe konstant niedrige Bildrate trübt den Eindruck zusätzlich.

Ei, Ei, Ei: Ein Hauch von Pokémon

Worin Monster Hunter Stories 2 einen hervorragenden Job erfüllt, ist, die bekannten Monster weiter als Charaktere mit Wiedererkennungswert zu etablieren. Das ist einer der Faktoren, die das nicht ganz unähnliche Pokémon so erfolgreich machen. Natürlich lassen sich Parallelen zur Branchen-Macht erkennen, Wings of Ruin steht dank der tiefgreifenderen Geschichte und des eigenen Kampfsystems trotzdem auf eigenen Beinen.

Monster Hunter Stories 2: Wings of Ruin - E3 2021 Story Trailer

Zum nahenden Monster Hunter Stories 2 hat Capcom zur E3 einen neuen Story-Trailer veröffentlicht.

Neue Monster landen in eurem Kader, wenn ihr sie aus einem Monster-Bau stehlt und sicher nach draußen befördert. Welche Werte es haben wird, lässt sich anhand seines Gewichts und Geruchs abschätzen. Eine gewisse Risikoabwägung, welches Ei man einsackt, ist also involviert. Welches Monster schlüpft, lässt sich grob an der Musterung des Eis erkennen.

Die geschlüpften Monsties können in der Stallung weiter “bearbeitet” und organisiert werden. Interessant ist vor allem das Herumexperimentieren mit Genen, die Fähigkeiten und Werte beeinflussen. Ganz wie in Pokémon eben. Allerdings erlaubt Monster Hunter sehr viel mehr direkte Handhabe. Sich sein individuelles Monstie heranzuziehen und zu perfektionieren, befriedigt strategische Bedürfnisse. Für die Singleplayer-Kampagne sind Gene aber aufgrund des zahmen Schwierigkeitsgrades von untergeordneter Rolle. In Multiplayer-Kämpfen sollten sie interessanter sein - eben auch ganz wie in Pokémon.

Kommentarezum Artikel