Preview - Mega Man 11 : Knackiges Comeback
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Wir fluchen, hadern und leiden. Fast hatten wir vergessen, wie schwer ein Videospiel sein kann. Mega Man 11 macht uns auf schmerzhafte Weise klar, wie weich wir durch Checkpoints, Quicksave-Funktion und Co. geworden sind. Aber gerade darum wollen wir es wissen, wieder und wieder und wieder ...
Es ist ein schmaler Grat zwischen sauschwer und unfair. Seit drei Jahrzehnten balanciert Capcoms Mega Man darauf jedoch sehr geschickt: Jedes Spiel gibt sich in Sachen Level- und Gegnerdesign enorm anspruchsvoll, doch selbst anfangs unmöglich erscheinende Stellen lassen sich mit genügend Ruhe, Lernbereitschaft und Können am Joypad schaffen. Nur muss man das alles erst einmal aufbringen ...
Mega Man 11 bleibt der Serie in dieser Hinsicht treu, zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Einsteiger wählen dagegen die Einstellung Newcomer, während sich absolute Profis gar für Schwer entscheiden dürfen. Der Spielablauf bleibt aber immer gleich: Man steuert den blauen Bomber aus der 2-D-Perspektive von links nach rechts durch Levels, die mit Fallen und fies platzierten Gegnern nur so gespickt sind. Perfektes Springen und Rutschen ist ebenso unerlässlich wie das punktgenaue Schießen mit Mega Mans Waffenarm.
Am Ende einer Stage wartet dann ein Bossroboter, der nur mit der richtigen Taktik zu knacken ist. Blindes Ballern hilft hier nichts, vielmehr lernt man Bewegungsmuster auswendig und feuert ausschließlich dann, wenn es sinnvoll ist. Als Belohnung für den hart erkämpften Sieg winkt die Spezialwaffe des jeweiligen Robofieslings, die euch in anderen Levels und insbesondere bei deren Bossen sehr gute Dienste leistet.
Grafisch pendelt sich das Spiel irgendwo zwischen Mega Man 7 und Mega Man 8 ein: comichaft bunt, verspielt und mit einem ansehnlichen Design von Held und Feindvolk. Auch akustisch bleibt der aktuelle Teil der Serie treu und liefert Musik und Effekte, die herrlich nostalgische Gefühle wecken.
Mega schwer, Man!
Wir stellen unsere Nerven und Joypad-Künste in zwei Stages unter Beweis; als Schwierigkeit wählen wir Normal. Auf dem Weg zum kantigen Block Man warten Sprungpassagen, in denen wir herabfallenden Steinblöcken ausweichen, damit sie uns nicht in einen tödlichen Abgrund reißen. Selbstverständlich müssen wir uns gleichzeitig mit laufenden und fliegenden Gegnern auseinandersetzen, die Mega Man liebend gern in seine Einzelteile zerlegen möchten.
Innerhalb weniger Minuten stöhnen und motzen wir, dass es kracht. Obwohl einmal mehr nahezu perfekt spielbar, lässt uns Mega Man 11 wie Videospielanfänger aussehen. Unsere ersten Versuche scheitern kläglich, erst nach mehreren Anläufen gelangen wir zur Levelmitte und damit dem ersten von lediglich zwei Checkpoints. In der Folge wechseln sich Freude und Leid im Minutentakt ab. Nach einer gefühlten Stunde stehen wir endlich Block Man gegenüber – und hauchen nur wenige Sekunden später unser letztes Bildschirmleben aus. Was das bedeutet, wissen Kenner der Reihe leider nur allzu gut: Die gesamte Stage geht von vorne los …
Ganz ähnlich verläuft es bei Fuse Man. Sein Level ist vollgepackt mit Elektrofallen und aufgeladenen Feinden. Wieder einmal ist das richtige Timing entscheidend: Nur wenn wir Mega Man im rechten Moment springen und rutschen lassen, umgeht er die tückischen Hindernisse. An einigen Stellen kommt uns Hund Rush sehr gelegen: Der eilt auf Knopfdruck herbei und dient als Trampolin – so lässt sich der eine oder andere Weg abkürzen. Auch das Einsammeln von Items wie Energietanks oder Extraleben ermöglicht der Vierbeiner. Einfacher wird das Spiel dadurch aber nicht: Spätestens der Kampf gegen Fuse Man macht erneut klar, dass wir in Mega Man 11 nichts geschenkt bekommen!
Lass dir Zeit!
Obwohl in seinen Grundzügen sehr klassisch gehalten, wartet Mega Man 11 doch mit einer Neuerung auf, und zwar in Form des Gear-Systems. Über die Schultertasten aktivieren wir kurzzeitig einen von zwei verschiedenen Modi: Powerschuss und Zeitlupe. Ersterer ermöglicht, besonders starke Salven aus dem Mega Buster abzufeuern – das wirkt bei einigen Gegnern beinahe kleine Wunder. Noch wichtiger ist aber die Verlangsamung der Zeit. Dadurch werden einige besonders knifflige Passagen buchstäblich entschleunigt.
Allerdings will der Einsatz beider Modi wohlüberlegt sein, denn die entsprechende Energieleiste leert sich rasch und muss anschließend eine Weile abkühlen, bevor die Gear-Kräfte wieder genutzt werden können. Dennoch bringt der richtige Einsatz beider Fähigkeiten eine für die Serie ungewohnte, aber gelungene taktische Komponente mit sich.
Am Ende unserer circa 90-minütigen Session sitzen wir mit schweißnassen Händen und zerknirschtem Gesichtsausdruck auf dem Sofa. Mega Man 11 hat es uns richtig gegeben, aber gerade darum wollen wir es gleich noch mal mit Block Man und Fuse Man aufnehmen – auch wenn es ein kleines bisschen masochistisch ist.
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