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Test - L.A. Noire : Dreifach-Test: 4K, VR + Switch

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Los Angeles, 1947. Der frischgebackene Detective Cole Phelps muss in der Stadt der Engel für Recht und Ordnung sorgen. Doch das ist alles andere als leicht, denn vor der Festnahme von Betrügern, Dieben und Mördern steht die Ermittlungsarbeit.

Im ersten Moment wirkt L.A. Noire wie ein in den 40er-Jahren angesiedeltes Grand Theft Auto: Grafik, Spielperspektive und Design erinnern sehr an Rockstars Blockbuster-Reihe. Spielerisch und atmosphärisch wählt es jedoch einen bodenständigeren Ansatz: Statt auf überzeichnete Action und bekloppte Charaktere zu setzen, erlebt ihr hier einen spannenden Mix aus Krimi und Thriller mit undurchsichtigen Figuren und überraschenden Wendungen.

Im Verlauf der Story ermittelt Phelps für verschiedene Dezernate in Fällen von Diebstahl, Brandstiftung und Mord. Der Ablauf jeder Mission ähnelt sich: Ihr fahrt mit eurem Partner  durch die verzweigten Straßen von Los Angeles zum Tatort. Dort untersucht ihr die Szenerie, indem ihr diverse Gegenstände betrachtet und mögliche Beweismittel sicherstellt – auf Wunsch machen Controller-Vibrationen oder optische Hinweise auf wichtige Punkte aufmerksam. Sämtliche Beobachtungen und Beweise werden automatisch im Notizbuch des Cops festgehalten, auf das ihr jederzeit Zugriff habt. Ein wenig Action fehlt ebenfalls nicht: Hier und da werden aufmüpfige Gesellen vermöbelt, auch Schusswechsel mit Deckungssystem stehen im Verlauf der Handlung auf dem Plan.

Können diese Augen lügen?!

Richtig interessant wird es aber erst, wenn ihr Zeugen befragt oder Verdächtige auf dem Revier vernehmt. Mit den am Tatort gesammelten Indizien versucht Phelps, weitere Infos oder bestenfalls gleich ein Geständnis zu erhalten. Dabei spielen die Emotionen und Reaktionen der Personen eine sehr wichtige Rolle: Verstrickt sich ein Verdächtiger in Widersprüche oder lügt euch an, erkennt ihr das anhand seiner Mimik. Verzogene Mundwinkel, unsicheres Lächeln oder ausweichender Blick verraten, ob ihr auf der richtigen Fährte seid. Allerdings kann auch ein Unschuldiger vor euch sitzen, der einfach nur extrem nervös ist.

Die vor sechs Jahren bahnbrechenden Gesichter und Animationen wirken heute nicht mehr so beeindruckend, sind aber immer noch richtig gut. Unverändert großartig klingen die englischen Sprecher: Sie hauchen den Charakteren eine Persönlichkeit ein, an der sich selbst aktuelle Titel mitunter ein Beispiel nehmen können. Deutsche Untertitel übersetzen das gesprochene Wort.

Das Dialogsystem in den Befragungen wurde im Vergleich zum Original verändert. Statt "Wahrheit", "Lüge" oder "Anzweifeln" auszuwählen, entscheidet ihr euch nun für die Varianten "Good Cop", "Bad Cop" oder "Beschuldigen". Das lässt euch Coles kommende Reaktion zwar einschätzen, trotzdem wisst ihr nie genau, was der Detective als nächstes sagt. Entsprechend wichtig ist es, immer wieder einen Blick auf die Beweise in Phelps' Notizbuch zu werfen. Selbst bei Zeugenvernehmungen am Tatort empfiehlt es sich genau abzuwägen, ob ihr guter oder böser Bulle spielt.

Kommt ihr partout nicht weiter, gibt euch der Einsatz von Intuitionspunkten einen Hinweis – allerdings sind diese begrenzt. Bringt ihr trotz allem den Falschen hinter Gitter, habt ihr vielleicht ein schlechtes Gewissen, jedoch keine Konsequenzen zu befürchten, denn abgeschlossen wird jeder Fall.

Was zunächst vielleicht nach langweiliger Polizeiarbeit klingt, verläuft zumeist spannend und wendungsreich. L.A. Noire transportiert mit seiner Story und Aufmachung gelungen die Atmosphäre eines von Gewalt, Gier und Korruption verseuchten Los Angeles, in dem nahezu jeder etwas zu verbergen hat – sogar Detective Phelps. Anfangs erscheint er noch als Vorzeige-Polizist, doch Rückblenden machen nach und nach klar, dass auch er seine Leichen im Keller hat.

Abseits der Story-Missionen erwarten euch optionale Bankraube oder Geiselnahmen, die jedoch kurz sind und ohne Geschichte auskommen. Sammelkram versteckt sich ebenfalls im offenen Los Angeles: Die aus dem Original bekannten Filmrollen ergänzt die Neuauflage um Romane und Schallplatten. Darüber hinaus könnt ihr einige Wahrzeichen der Stadt entdecken.

Die Neuauflage beinhaltet neben dem Hauptspiel die vier Erweiterungen "The Naked City", "A Slip of the Tongue", "Nicholson Electroplating", "Reefer Madness" sowie "The Consul's Car". Außerdem könnt ihr Anzüge freischalten, die Detective Phelps besondere Fähigkeiten verleihen. Das alles wurde nahtlos ins ursprüngliche Spiel eingebunden.

Ein Angebot, das man nicht abschlagen kann?

Inhaltlich macht L.A. Noire dank nach wie vor interessanter Missionen und Charaktere eine gute Figur. Technisch fällt das Remaster dagegen mäßig aus.

Die Switch-Version liefert auf dem kleinen Schirm meist stabile 30 Bilder pro Sekunde. Der Bildaufbau ist sichtbar, gerade bei Gebäuden werden Texturstufen abrupt nachgeliefert – aus einem Brei von Wand wird plötzlich eine Mauer mit Struktur. Pop-ups bei Fußgängern und Autos gibt es ebenfalls regelmäßig. Am stärksten fällt das Kantenflimmern auf, vor allem an Gebäuden und Fahrzeugteilen, beispielsweise dem Kühlergrill. Auf dem großen Schirm läuft L.A. Noire mit einer 1080p-Auflösung, dennoch fallen die genannten Probleme dort stärker ins Gewicht. Bei der Steuerung kommen optionale Touchscreen-Elemente zum Einsatz, indem ihr Gegenstände mittels Wischbewegungen untersucht.

Bei der Version für PS4 und Xbox One erlebt ihr ebenfalls nachladende Texturstufen und Pop-ups. Dafür ist das Kantenflimmern verringert, inbesondere in Innenräumen wie Wohnungen oder auf dem Polizeirevier bekommt ihr ein scharfes Bild – auf der PS4 Pro und Xbox One X sogar in Ultra-HD und HDR. Die erhöhte Auflösung sorgt zwar für ein noch klareres Bild, entlarvt im Hinblick auf die allgemeine Texturqualiät aber auch das Alter des Spiels.

Auf allen Systemen stehen neben der standardmäßigen Third-Person-Ansicht zwei neue Perspektiven zur Wahl: eine nahe Schultersicht sowie eine weiter entfernte Variante, die gerade an Tatorten einen besseren Überblick gewährt.

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