Test - Jack Keane : Konkurrenz für Monkey Island?
- PC
Die meisten Rätsel sind durch intensives Nachdenken (SEHR intensives Nachdenken) und geschicktes Kombinieren zu lösen, auch wenn häufig ein gewisses "Um-die-Ecke-Denken" angesagt ist. Es kommt zum Glück nur selten vor, dass den Entwicklern hinter der letzten Ecke irgendwo unterwegs die Logik abhanden gekommen ist. Trotzdem ein Beispiel: ihr müsst den Messing-Stern eines Ein-Sterne-Hotels in euren Besitz bringen, um den Hotelier damit zu erpressen (auch da muss man erstmal drauf kommen!). Dazu ist es nötig, die Plätze von Terpentin und Putzmittel in einem Regal zu tauschen und den Stern mit einem abgebrannten Räucherstäbchen zu schwärzen. Wenn der Hotelier ihn dann - versehentlich - mit dem Terpentin putzt, fällt er ab und ihr könnt ihn benutzen. Also, wer um so viele Ecken denken kann, der gibt auch einen ganz passablen Schachspieler ab.
Schöne Grafik, aber kleine Macken bei der SteuerungNeu eingebaut wurde eine Hotspot-Funktion. Damit könnt ihr euch auf Tastendruck alle Objekte im Bild anzeigen lassen, mit denen ihr irgendetwas anfangen könnt. Das ist hilfreich, denn viele Gegenstände sind in der Detailfülle der Bilder leicht zu übersehen. Denn grafisch ist das Spiel ein echtes Schmankerl. Der Comic-Look passt hervorragend zur Geschichte und die Animationen fügen sich gut in den Hintergrund ein. Hier wurde gegenüber 'Ankh' noch einmal ordentlich nachgebessert. Es gibt jetzt unter anderem eine beeindruckende Tiefenunschärfe, dynamische Beleuchtung und wunderschöne Wassereffekte.
Ein zweischneidiges Schwert sind hingegen die Kameraperspektiven. Optisch und dramaturgisch immer sehr schön und passend, tricksen sie doch leider die Steuerung häufig aus. Wenn sich Jack bewegt und die Kamera schwenkt und mit bewegt, ist es fast unmöglich, auf einen Hotspot zu klicken. Das ist zwar technisch nicht zu vermeiden, bremst aber den Spielfluss an manchen Stellen deutlich. Jacks Laufstil ist auch eher schlenderig, aber zum Glück kann er die Distanzen per Doppelklick auch sprinten. Das ist besonders dann praktisch, wenn ihr an einem Ort häufig hin und her gehen müsst.
Wechselnde CharaktereIn einigen Missionen spielt ihr statt Jack übrigens Amanda, die draufgängerische Praktikantin des verrückten Dr. T. Dieser Wechsel ist logisch in die Geschichte eingebaut und im Laufe des Spiels verändert sich auch die Beziehung zwischen Jack und Amanda nachvollziehbar. Auch alle anderen Charaktere sind nicht nur Randfiguren, sondern tragen mit ihren Geschichten und je nach ihrem Einsatz zum Fortlauf und Abrunden der Story bei. Dieses detaillierte Ausfabulieren der Story ist in jeder Hinsicht ein Highlight - nicht nur dieses Spiels, sondern auch des ganzen Genres.
Wie schon in 'Ankh' sind die Sprecher auch hier wieder erste Klasse. Spricht Jack mit Johnny Depps und Amanda wie Charlize Therons Stimme, so trifft vor allem die Synchronstimme von John Cleese für den trottelig, arrogant-steifen britischen Geheimagenten akustisch voll ins Schwarze. Für die Ohren gibt es eh wieder einiges: der komplette Soundtrack ist meisterlich gelungen und unterstreicht die Atmosphäre der unterschiedlichen Locations, ohne auch nur einmal zu nerven - auch schon ein kleines Wunder!
In der Länge liegt die...?Einer der größten Kritikpunkte bei 'Ankh' war ja die Länge, bzw. Kürze des Spiels. Darüber kann man sich in 'Jack Keane' nicht beschweren. Erfahrene Spieler dürften nach ca. 15 Stunden das Ende der 13 Missionen erreicht haben. Und das ist bei einer Story, die nicht künstlich gestreckt wurde und immer im Fluss bleibt, eine ganz ordentliche Länge. Zum Schluss noch angemerkt: wenn ihr im Spiel einige nicht-story-relevante Rätsel löst oder bestimmte Gegenstände einsammelt, könnt ihr zusätzliches Bonusmaterial freischalten - auch eine nette Idee für ein Adventure.
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