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Preview - Indiana Jones und der große Kreis : Mit Nostalgie und Peitsche

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Diese Bürde muss Tonnen wiegen! Nach zwei mehr oder minder verhunzten neuzeitlichen Filmen mit dem inzwischen greisen Harrison Ford ist es keine leichte Aufgabe, der ikonischen Filmfigur Indiana Jones in einem Videospiel gerecht zu werden. Je weiter die ursprüngliche Erfolgs-Trilogie in die Vergangenheit rückt, desto mehr verkommt Indiana Jones zu einem Klischee, ja fast einer Karikatur seiner selbst. Machine Games muss sicher gehen, dass sich der große Kreis auch schließt. Die erste Vorschau, an der wir teilnehmen durften, lässt hoffen.

Ärchäologe? Grabräuber? Die Figur Indiana Jones, die von George Lucas einst als Mittelding zwischen James Bond und den verwegen spitzbübischen Helden alter Matinée-Kinoserien erdacht wurde, sucht nach sagenumwobenen historischen Artefakten, weil sie Film-MacGuffins zur Verfügung stellen, die sich nicht aufdrängen. Indy ist einfach nur unterwegs, um faszinierende Abenteuer in fremdartigen Ländern zu erleben und Bösewichten - vornehmlich Nazis - eine Tracht Prügel mitzugeben. Das Warum spielte nie eine große Rolle.

Im Gegenteil: In einer Folge der Serie Big Bang Theory thematisierten die Nerds sogar, dass Indy in Jäger des verlorenen Schatzes rein gar nichts am Ausgang der Story geändert hat. Selbst ohne sein Beisein hätten die Nazis die Bundeslade gefunden, sie geöffnet und wären dafür mit dem Tod bestraft worden. Bei den Abenteuern von Indiana Jones ist der Weg das Ziel.

Genau deswegen ist der große Kreis, den unser schelmisch grinsender Held schon im ersten Trailer beschreibt, ein idealer MacGuffin für ein Videospiel, kombiniert er doch gleich mehrere solcher Artefakte zu einer Kette von Ereignissen, die sich ohne merkliche Konsequenz verfolgen lässt. Bleibt die Frage: Enthält das neue Abenteuer womöglich einen Best-of-Abschnitt, bei dem man einige seiner Reisen Revue passieren lassen kann, ohne dass der erneute Besuch kultgeschwängerter Orte wie ein billiger Rehash rüberkommt?

Wer im Trailer genau aufgepasst hat, dürfte das Grabmal von Sir Richard wiedererkannt haben, bei dem Indy einst die Wegbeschreibung nach Alexandretta fand. Ihr wisst schon, unter der Bibliothek in “aaah … Venedig”.

Keine offene Welt, aber viele Geheimnisse

Um den Spekulationen ein wenig den Boden zu nehmen, verschaffte uns die Crew von Machine Games neulich in einer Preview-Sitzung Einblick in das Gameplay, das uns beim Verfolgen des großen Kreises erwartet. Hand anlegen durften wir leider noch nicht. Trotzdem kamen einige aufschlussreiche Fakten zutage.

Beispielsweise, dass es nicht um eine offene Welt mit frei ansteuerbaren Zielen geht, sondern um ein lineares Abenteuer. Dennoch stehen in den geschlossenen Kapiteln des Spiels offen erkundbare Areale zur Verfügung, die den Eindruck von Levelschläuchen vermeiden sollen. Wer die Augen offen hält, wird dort weitere versteckte Artefakte, Rätsel und Aufgaben finden, die optional sind.

Zwei Werkzeuge helfen euch dabei, sowohl eure Forschungen voranzutreiben, als auch den roten Faden im Auge zu behalten. Allem voran sein Tagebuch, denn es hält sämtliche Anhaltspunkte eurer Reise fest, enthält aber auch Hinweise für kommende Rätsel, ähnlich wie das Tagebuch von Indys Vater in “der letzte Kreuzzug”. Es lohnt sich also, nicht nur darin zu blättern, sondern den Inhalt ganz genau zu inspizieren. Übersichtskarten, Briefe, Fotos und kleine Notizen werden darin festgehalten, sodass es sich zu eurer wichtigsten Ressource entwickelt.

Sehenswerte Reisestationen

Das zweite wichtige Werkzeug ist die Kamera von Indys italienischer Begleiterin Gina - eine Journalistin, die ihre verschollene Schwester sucht und sich an den Abenteurer dranhängt. Ohne es zu planen, rettet sie ihm gelegentlich die Haut oder weist ihn auf Besonderheiten eines Rätsels hin.

Dass man mit ihrer Kamera fotografiert, dürfte wohl jedem klar sein. Mithilfe von Fotos lichtet ihr altertümliche Kunstwerke und Sehenswürdigkeiten ab, von denen viele als optionale Ziele herhalten. Oft erhaltet ihr dadurch historische Fakten über das fotografierte Objekt, doch ihr könnt auf Fotos ebenfalls wichtige Hinweise für kommende Rätsel entdecken. Dem ersten Eindruck nach wird euer Oberstübchen mächtig gefordert, denn mit dem Umlegen von Schaltern ist es nicht getan.

Stattdessen müssen Gegenstände kombiniert und platziert werden, mit denen ihr Einfluss auf die Umgebung nehmt. Wände, Pflanzen, geheime Schalter und weitere Objekte lassen sich verbrennen, einschlagen und anderweitig manipulieren, sofern ihr das nötige Werkzeug dafür findet.

Von solchen Sehenswürdigkeiten wird es sicherlich genug geben. Schon in der Vorführung sahen wir wunderschöne Echtwelt-Schauplätze, die durch einen Hauch Fantasy-Einfluss in die Welt der Filmabenteuer eingebettet wurden. Etwa die Tempel von Sukhotai in Thailand, deren 3D-Modelle zwar der aktuellen Forschung entsprechen, aber zugleich an alte Zeichnungen angelehnt wurden, damit die umliegende Vegetation den 1930er Jahren entspricht. Dadurch sind sie viel stärker überwuchert und besser versteckt als heutzutage. Dazu kommen noch eigene Tempel und Ruinen, die der Fantasie der Entwickler entsprungen sind. Eben Orte, die noch nicht erforscht wurden. Wäre ja sonst langweilig.

Nahtlos eingebunden in ein Geflecht aus freier Erkundung, Schlägereien (und Schießereien), Akrobatik mit der Peitsche sowie kniffliger Rätselkost, dient die Suche nach Artefakten der Handlungsentfaltung und der Offenlegung der Reiseroute, die euch mitunter in den Vatikan und ins Himalaya-Gebirge bringt. Und zwar im Bestfall schneller als euer fieser Gegenspieler Emerick Voss, der die Artefakte des großen Kreises zugunsten des dritten Reichs aufspüren möchte.

Stealth, Action und Rätsel

Allerdings steckt mehr hinter der Suche als eine globale Schnitzeljagd. Es geht um eine weltweite Verschwörung, bei der selbst Kirchenvertreter eine Rolle spielen. Kein Wunder also, dass Indy auf der Reise nur auf wenige Freunde zählen kann. Verdecktes Vorgehen und bedachtes Ausschalten von Gegnern ist oft von Vorteil, sonst werdet ihr schnell von einer Überzahl überrannt. Lenkt sie mithilfe herumliegender Gegenstände ab, schleicht euch von hinten an sie heran oder nutzt die Peitsche, um sie festzunageln.

Auch Verkleidungen dienen der Tarnung und helfen euch, in Gebiete zu kommen, die für Normalsterbliche normalerweise nicht zugänglich wären. Uns wurde gezeigt, wie sich Indy als Priester ausgibt oder als einfacher Wüstenarbeiter durch Zelte schleicht und dabei beinahe erwischt wird.

Aber das ist nur eine Seite des Spiels. Was wäre ein Indiana-Jones-Spiel ohne halsbrecherische Verfolgungsjagden, beklemmende Todesfallen und verrückte Fluchtpläne? Die Macher bei Machine Games schwärmen davon, so manchen Spielabschnitt dieses Action-Adventures eher als “Adventure-Action” entworfen zu haben.

Damit man sich als Spieler in Indy hineinversetzt, statt nur eine Spielfigur zu steuern, wählte man absichtlich eine Egoperspektive. Das steigert das beklemmende Gefühl von Ausweglosigkeit in einigen Abschnitten enorm. Etwa wenn unser Held in letzter Sekunde aus einer mit Treibsand gefüllten Kammer entkommt und dann durch einen Tunnel rutscht, in dem riesige Steinblöcke ihn beinahe zermalmen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn Indy klettert, sieht man ihn von hinten, damit man sich besser orientieren kann.

Indiana Jones und der Große Kreis - Gameplay-Trailer Gamescom 2024

Neue Spielszenen aus Indiana Jones und der Große Kreis nebst Releasetermin am 9. Dezember für PC und Xbox sowie Frühjahr 2025 für PS5.

Fazit

Denis Brown - Portraitvon Denis Brown
X(box) markiert den Punkt – das wird großartig!

Machine Games muss nicht nur die Fußstapfen einer (einst) großartigen Filmreihe füllen, sondern auch Jahrzehnte alten Spielen das Wasser reichen. Action-Titel aus der Spielhalle, Point-n-Click-Adventures aus der späten DOS-Ära, 3D-Actiontitel wie der N64-Klassiker und nicht zuletzt die spirituellen Nachfolger Tomb Raider und Uncharted legen die Messlatte hoch. Ich finde es höchst erstaunlich, wie versiert Machine Games Elemente von all diesen Spielen unter einen braunen Fedora bekommt, sei es bei der Erkundung, den Puzzles oder der Action. Allein, dass das Faustkampfsystem strategische Elemente enthält und sich nicht mit einfachem Button-Mashing zufriedengibt, geht weit über das hinaus, was man als Standardkost bezeichnen würde.

Wenn Indiana Jones und der große Kreis sich nur halb so gut spielt, wie es aussieht, könnte es mit seiner spannenden Rätselkost, den beklemmenden Action-Passagen und seiner dicht gewobenen Handlung das beste Indy-Spiel aller Zeiten werden. Und nicht zuletzt das grafisch bombastischste. Obwohl ich bei erster Durchsicht keine neumodischen Grafikspielereien à la Raytracing finden konnte, macht Machine Games technisch wie gestalterisch keine halben Sachen. Der Bombast der Umgebung ist dank Größe und einem hervorragenden Spiel mit Licht und Schatten geradezu überwältigend. Lediglich die Animationen in Zwischensequenzen wirken einen Hauch zu steif - gerade im Vergleich mit all den Blockbustern, die Sony auftischt.

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Ich mache mir zudem ein wenig Sorgen, ob die Ego-Perspektive in den hektischen, halsbrecherischen Action-Abschnitten womöglich das Sichtfeld zu sehr einengt, sodass man wichtige Umgebungselemente übersieht. In der Vorführung konnte ich manchmal nicht erkennen, wann und wo man als Spieler reagieren sollte. Da ich aber noch nicht selbst Hand anlegen konnte, ist jedes Urteil an dieser Stelle unfair und voreilig. Ich bin jedenfalls gespannt wie ein Flitzebogen darauf, Indiana Jones und der große Kreis ab dem 9. Dezember 2024 auf Xbox Series X/S (im Game Pass) und PC (auch über Steam) zocken zu können. Besitzer einer Playstation 5 schauen jedoch nicht lange in die Röhre: Wie wir auf der Eröffnungsveranstaltung der Gamescom erfahren haben, erscheint Indys Abenteuer bereits im Frühling 2025 auch für Sonys Konsole.

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