Test - In 80 Tagen um die Welt : In 80 Tagen um die Welt
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Bleiben wir bei der Steuerung, denn leider gibt es noch etwas Schlechtes über das Inventory-Handling zu berichten. Im Prinzip schaltet ihr durch alle im Gepäck befindlichen Gegenstände und benutzt sie mit einem simplen Tasten- oder Mausdruck. Das größte Problem an diesem Konzept betrifft das Einkaufen: Ihr haltet zuerst euer Geld bereit und sprecht danach den Verkäufer an. Daraufhin schiebt sich der erstandene Gegenstand mitten in euer Inventory-Fenster, sodass ihr beim nächsten Kauf wieder das Geld umständlich auswählen müsst. Absolutes Horror-Highlight diesbezüglich ist ein Rätsel, bei dem ihr zehn Gewürze an zehn verschiedenen, direkt nebeneinander befindlichen Ständen besorgen sollt.
Zu Lande, zu Wasser und in der LuftNoch ein Wort zur Spielwelt: Zwischen den vier genannten Städten gibt es drei weitere Szenarien, namentlich eine Eisenbahn, ein Schiff und einen Zeppelin. Die Reihenfolge, in der ihr diese Stationen besucht, dürft ihr selbst bestimmen, allerdings ist dies praktisch das einzige positive Argument, welches uns über diese Zwischenintermezzi einfallen will. Hier potenzieren sich die elendig langen Laufereien um ein Vielfaches, während gleichzeitig das schöne Panorama der Städte fehlt. Dass dieses zweifelhafte Vergnügen am Ende des Spieles noch einmal wiederholt werden muss (d. h. gleiche Kulisse, neues Herumgelatsche und diesmal eine fest vorgegebene Reihenfolge), ist ein eher unrühmlicher Abschluss. Überhaupt plagt ‘In 80 Tagen um die Welt’ ein Manko, welches viele moderne Adventures betrifft: Das Ende bzw. die abschließende Storyerklärung ist eher schwach und hastig zusammengeschustert. Als die Credits über den Bildschirm flimmerten, wollten wir es zumindest nicht wahrhaben, dass das schon alles gewesen sein sollte.
Doch genug gemeckert, das Spiel hat auch seine guten Seiten. Neben den erwähnten, sehr atmosphärisch gestalteten Schauplätzen können auch viele der Charaktere gefallen. Einige sind zwar etwas arg skurril geraten (z. B. die nervigen Schotten oder eine waschechte Dracula-Parodie) und nicht jede Pointe zündet, aber insgesamt sind Dialoge und Story so charmant wie amüsant. Grafisch haben die Designer es recht gut verstanden, eine halbwegs lebendige Kulisse zu schaffen. Die Bewegungsabläufe der Figuren wirken glaubwürdig und könnten allenfalls etwas schneller sein. Zusammengefasst mag es vielleicht aus technischer Sicht bessere 3D-Welten geben, der Gesamteindruck ist aufgrund der genannten Gründe knapp sehr gut.
Bleibt noch der Ton, und der gibt ebenfalls wenig Anlass zum Meckern. Die Musik ist im ersten Moment sehr ungewöhnlich, da sie vom harmlosen Pop über zarten Rock bis hin zur seichten Fahrstuhlmusik reicht und somit nicht gerade das Ambiente des Jahres 1899 wiederspiegelt. Aber sie passt so auch zu den gelungeneren Dialogen, welche nur so vor Anspielungen auf die heutige Zivilisation wimmeln. Zwischen den Szenarien gibt es sogar ein paar seltsame Tanzsequenzen mitsamt Songtexten, welche ich persönlich eher peinlich fand, was aber wohl Geschmackssache sein dürfte. Ein sehr wichtiger Punkt für ein Adventure ist noch die Sprachausgabe und hier haben sich die Entwickler zum Glück keine Schwäche erlaubt. Die Stimmen sind passend und liefern professionelle Arbeit.
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