Test - Hitman: Blood Money : Hitman: Blood Money
- PS2
- X360
- Xbox
Mehr als je zuvor hat sich IO Interactive Mühe dabei gegeben, die einzelnen Aufträge mit variablen Lösungsmöglichkeiten auszustatten. So hat man beispielsweise das Bewegungsrepertoire des Protagonisten erweitert: Regenrinnen stellen nun oftmals den kürzesten Weg in die nächste Etage dar und auch kurze Sprünge von Balkon zu Balkon sind für 47 kein Problem. Neben der altmodischen Auftragserfüllung durch diverse kurz- oder ferndistanztaugliche Schießprügel und dem nicht weniger klassischen Giftmord dürft ihr auch tragische Unfälle inszenieren. Zu diesem Zwecke präpariert Nummer 47 Kronleuchteraufhängungen, ersetzt die Waffenreplik eines Schauspielers gegen ein scharfes Gegenstück oder mariniert die Kohle eines Grills mit einem Extra-Schuss Feuerzeugbenzin. Gerade während dieser Sabotageakte entdeckt der Spieler eine neue, düstere und extrem schadenfrohe Seite an sich. Glücklicherweise springen euch diese – meist sehr kreativen – Lösungswege keinesfalls ins Gesicht. Experimentierfreudige Naturen werden sich oft dabei ertappen, wie sie Stunde um Stunde am “perfekten Mord“ feilen, während Trial-and-Error-Gegner auch das vierte Hitman-Spektakel besser links liegen lassen sollten.
BlutgeldErstmals in der Serie wird der Spieler für lautloses Vorgehen besonders entlohnt. Für einen absolvierten Auftrag erhaltet ihr ein Honorar, welches nach Effizienz und Lautlosigkeit gestaffelt ist. Wen das Spiel in der Levelendabrechnung als "Irren" bezeichnet, der erhält ein deutlich geringeres Entgelt als beispielsweise ein "Chirurg", ein "lautloser Killer" oder gar ein "Geist". Den verdienten Zaster steckt ihr vor allem in euer Arbeitsgerät. So dürft ihr eure fünf eigenen Waffen mit bis zu 15 Extras nahezu stufenlos an eure persönliche Spielweise und die bevorstehende Mission anpassen. Dabei schließen sich gewisse Modifikationen gegenseitig aus. Ein extralanger Lauf für eure Pistole erhöht etwa die Präzision des Schießeisens, macht aber die Installation eines Schalldämpfers unmöglich.
Berühmt? Berüchtigt!Nach jedem vollbrachten Auftrag erhaltet ihr den Titel der folgenden Tageszeitung – mit einem Bericht über den Vorfall, der euer Vorgehen haargenau analysiert. Wer sich besonders plump anstellt, Zeuge um Zeuge achtlos fliehen lässt und Beweise am Tatort vergisst, wird ein akkurates Phantombild von Nummer 47 unter der Schlagzeile erblicken. Reichen die Finanzen nicht, um Zeugen oder Polizeichefs zu bestechen, soll euch eure neue, zweifelhafte Berühmtheit im nächsten Level schwer zu schaffen machen, schließlich kennt fast jeder euer Gesicht. Was sich in der Theorie nach einem echten Aha-Erlebnis anhört, relativiert sich nach einiger Spieldauer jedoch leider. Denn der Unterschied zwischen einem schlechten und einem toten Killer ist kein allzu großer. Wer einen Level derart stümperhaft bestreitet, wird diesen nur in Ausnahmefällen überleben. Wir mussten uns jedenfalls sehr anstrengen, bis wir ein Nummer 47 ansatzweise ähnelndes Fahndungsfoto auf dem Titel präsentiert bekamen.
Next-Gen-Mordsgaudi?Optisch serviert euch IO Interactive auf PS2 und Xbox erneut mehr als solide Kost. Besonders die glaubhafte Levelgestaltung und detaillierten Inneneinrichtungen wissen das Auge zu erfreuen. Auf der PS2 gibt’s die knackigeren Farben, während die Xbox in Sachen sauberer Grafikwiedergabe und Bildrate die Nase leicht vorn hat. Auf beiden Konsolen kann aber vor allem der belebte Mardi-Gras-Level begeistern, in welchem man sich durch hunderte von Fußgängern in Feierlaune schlängelt. Durchweg ansehnlich ist natürlich auch die X360-Fassung. Getreu dem ältesten Klischee der Multiplattform-Entwicklungen wirkt die Grafik des ersten Next-Gen-’Hitmans’ allerdings nicht sonderlich bahnbrechend – deshalb auch die leichte Abwertung. Wer etwas genauer hinschaut, erblickt hier aber dennoch die – dank Normal Mapping – plastischsten Charaktermodelle, die feinsten Wandtexturen und die glaubwürdigste Ausleuchtung der drei Konsolenversionen. Wer wählen kann, greift also zur Fassung für Microsofts neues Flagschiff – 4:3-TV-Nutzer sollten allerdings balkenresistent sein.
Die Soundkulisse wäre absolut erstklassig, gäbe es da nicht einen Mangel an Synchronsprechern. Diese traurige Tatsache versuchte man beim zuständigen Studio durch Verfremdungseffekte der wenigen verfügbaren Stimmen zu kaschieren. Das Ergebnis darf man in Bezug auf viele Nebencharaktere durchaus als ärmlich bezeichnen. So fällt zum Beispiel ein fiktiver amerikanischer Innenminister mit peinlich-unpassendem Helium-Sopran auf. Dem ansonsten sehr guten und vor allem dichten Klangteppich sowie Jesper Kyds herrlich morbiden Kompositionen ist es zu verdanken, dass in Sachen Sound das „sehr gut“ stehen bleiben darf.
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