Test - Hitman 2 : Schöner sterben 2.0
- PC
Hitman zählt zu den Serien, die nicht tot zu kriegen sind. Seit der Jahrtausendwende schlüpfen wir immer mal wieder in die Rolle des glatzköpfigen Agenten 47 und meucheln möglichst heimlich Politiker, Generäle oder berühmte Persönlichkeiten. Der vor zwei Jahren veröffentlichte Vorgänger kam dank seiner Detailvielfalt sowie lebendig gestalteten Szenarien besonders gut bei Spielern und Kritikern an. Kein Wunder also, dass IO Interactive an der Form festhält und Nachschub im gleichen Stile liefert.
Das Leben als emotionsloser Auftragskiller ist und bleibt kompliziert. Die Geschichte von Hitman 2 beginnt direkt nach den Ereignissen von Hokkaido, der letzten Episode des Vorgängers: Eben noch hat Agent 47 im Auftrage des mysteriösen Schattenklienten mehrere hochrangige Mitglieder der Providence-Organisation liquidiert, die klammheimlich die Welt unter ihre Kontrolle bringen wollten. Und nun soll er für eben diese Bande arbeiten, um dem chaotischen Treiben des Klienten Einhalt zu gebieten.
Hauptsache töten
Gleichwohl die Ereignisse im Kern spannend konzipiert sind, plätschert die Umsetzung eher lieblos vor sich hin. Besonders schwach sind die Zwischensequenzen, die aus statischen Standaufnahmen bestehen und in denen sich allenfalls die Kamera langsam bewegt. Und sobald ihr euch mitten im Spielgeschehen befindet, ist euch das ganze Hintergrundgerede sowieso egal. Schließlich seid ihr hier, um effektiv zu morden.
Damit hätten wir bereits unseren größten Kritikpunkt von Hitman 2 abgehakt, denn alles weitere ist zum Glück eine gelungene Fortsetzung. Gleichwohl sie in einem Stück ausgeliefert wird, erinnert die gesamte Aufmachung sehr an den Überraschungserfolg von 2016: Ihr wählt zwischen sechs Kampagnen-Episoden, wobei die erste sehr klein und die anderen fünf dafür umso größer geraten sind.
Der Killerkreativität keine Grenzen gesetzt
In jeder Episode stehen euch zwei bis drei Auftragsziele zur Verfügung, die ihr eliminieren sollt. Ihr könnt euch entweder einen eigenen Plan ausdenken oder einer von mehreren Story-Missionen folgen, die Gelegenheiten heißen. Diese stellen eine gekonnte Mischung aus geskripteten Ereignissen und dynamischer Spielwelt dar. So könnt ihr beispielsweise die Siegesfeier einer korrupten Rennfahrerin regelrecht zum Explodieren bringen, einen Bollywood-Schauspieler per Windmaschine vom Hochhaus pusten oder euch als Promi-Tätowierer ausgeben, um dem ruchlosen Boss den letzten Stich zu versetzen.
Genau wie der Vorgänger lebt Hitman 2 von seinen fantastisch gestalteten Szenarien, die euch mit Details regelrecht erschlagen. Allein die riesigen Menschenmengen, die wundervoll gestalteten Gebäudeeinrichtungen oder die dicht bebauten Stadtareale geben dem Spiel ein wichtiges Stück Lebendigkeit.
Wieder wird geschicktes und heimliches Vorgehen belohnt, weshalb ihr euch ständig verkleidet, Türen mit Dietrichen knackt oder durch das Anschalten eines Radios für Ablenkung sorgt. In dieser Hinsicht sind die Ähnlichkeiten zum Vorgänger besonders spürbar, weil ihr einen Großteil der manipulierbaren Objekte bereits kennt und diese im Prinzip auf die gleiche Art wie vor zwei Jahren einsetzt.
Neues im Detail
Immerhin gibt es nun ein paar Aufträge, die über das Eliminieren eines Ziels hinausgehen und sich beispielsweise auf das Aufspüren von Hinweisen zu einer noch unbekannten Person konzentrieren. Zudem hat sich IO Interactive eine Mini-Episode ausgedacht, in der ihr eine Hochzeitsgesellschaft buchstäblich ins Visier nehmt und drei Ziele per Scharfschützengewehr erledigen sollt. Hier dürft ihr euch also gar nicht erst bewegen und müsst geduldig eine günstige Situation nach der anderen abwarten. Denn wenn auch nur ein tödlicher Treffer zu früh bemerkt wird, dann ist Panik angesagt und die gesamte Mission droht zu scheitern.
Neuerdings bekommt ihr Erfahrungspunkte für diverse Kleinigkeiten, beispielsweise beim Verstecken eines Körpers oder nachdem ihr erfolgreich von einem Wachmann gefilzt wurdet, ohne dass er eure Waffe entdeckt hat. Wer sich hingegen in einer kleinen Menschenmenge versteckt, der ist auch für den misstrauischsten Schurken unsichtbar – bis er dem Spieler zu nahe kommt, versteht sich.
Attentäter versus Attentäter
Nun kommen wir zum brandneuen Geister-Modus: In Hitman 2 können sich zwei Spieler in einem Wettkampf messen, bei dem sie die gleichen Ziele eliminieren sollen. Jeder befindet sich in seiner eigenen Welt, weshalb man den Kontrahenten zwar sehen, aber nicht sein Vorgehen beeinflussen kann. Sobald ein Spieler das aktuelle Ziel getötet hat, bleiben dem anderen noch zwanzig Sekunden, um aufzuschließen. Ist die Zeit vorbei, erfahren beide den Standort eines neuen Opfers.
Das wirklich Fiese an dem Modus: Punkte gibt es nur für Ziele, die heimlich eliminiert werden und deren Körper für ein paar Sekunden unentdeckt bleiben. Das verbietet eigentlich hektische Situationen, die jedoch aufgrund des ständigen Wettstreites und dem daraus entstehenden Zeitdruck unvermeidlich sind. Wer also bereits ein paar Treffer zurückliegt, der läuft Gefahr, noch mehr Flüchtigkeitsfehler zu begehen.
Technisch altbekannt
Bezüglich Grafik, Sound und Technik bleibt wiederum alles beim Alten, was mehr oder weniger gut ist. So hinterlässt die Spielwelt optisch einen sehr atmosphärischen Eindruck, der minimal von ein paar Bugs getrübt wird. Während wir die leicht vergessliche K.I. noch mit einem Schmunzeln verzeihen können, sabotieren in seltenen Fällen nicht ausgelöste Abläufe unseren ganzen Plan, weil etwa eine Person nicht zum vorgesehenen Punkt geht. Zum Glück könnt ihr jederzeit speichern, was den Ärger über solche Ausfälle in Grenzen hält.
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