Test - Headbangers: Rhythm Royale : Test: Musikalische Party-Sause mit einem großen Problem
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Partyspiele existieren wie Sand am Meer und auch Battle Royales erschienen in den letzten Jahren fast schon wöchentlich. Rhythmus-basierte Titel fristen seit Guitar Hero jedoch eher ein Leben auf der B-Seite. Das kleine französische Studio Glee-Cheese versucht mit Headbangers: Rhythm Royale all diese Ansätze zu vermischen und eure Feier-Gelüste zu befriedigen. Garniert wird der wilde Mix mit einer gehörigen Portion Humor, der nicht zuletzt durch die Spielfiguren kommt.
Wo Fall Guys: Ultimate Knockout auf knuffige Bohnen setzt, schlüpft ihr in Headbangers: Rhythm Royale ins Federkleid von Tauben. Die gurren aber nicht blöde vor sich hin und kacken alles in der Nachbarschaft voll, sondern stellen in insgesamt 23 Minispielen ihr Taktgefühl unter Beweis. Von 30 Kontrahenten bleibt in bester Battle-Royale-Manier letztendlich nur eine fliegende Ratte übrig, die sich als Meister-Headbanger bezeichnen darf.
Ohne Taktgefühl kein Titel
Wenig überraschend ist es für Headbangers: Rhythm Royale von immensem Vorteil, wenn ihr ein halbwegs brauchbares Taktgefühl besitzt. Auch flotte Reaktionen erweisen sich als nützlich. Immerhin findet beim ersten Start ein Kalibrierungsvorgang statt, bei dem das Spiel eure Eingabeverzögerung ermittelt und entsprechend einen Wert festlegt. Den dürft ihr im Nachgang auch neu bestimmen lassen oder sogar manuell anpassen.
Die 23 aktuell gebotenen Minispiele verteilen sich auf insgesamt vier Runden. Mit jedem gespielten Durchgang fliegen mehr Tauben aus dem Schlag. Die Entwicklerinnen und Entwickler haben sich erkennbar Gedanken gemacht, wie die Mischung aus Musik und Ablauf auszusehen hat und entsprechend sinnige Spielchen geschustert.
Nicht alle Kategorien erfordern dabei das musikalische Verständnis eines jungen Mozart. Beispielsweise spielt euch „Guess It“ wenige Klänge eines Instruments vor und ihr müsst anschließend aus einer Vorauswahl die richtige Antwort herauspicken. Mit „The Space Race“ hingegen verbeugt sich Glee-Cheese vor Guitar Hero: Euer gefiederter Charakter schwebt im Weltall, darunter befindet sich eine drehende Schallplatte, auf der die Tasten des Controllers abgebildet sind. Die Aufgabe fällt denkbar einfach aus: Drückt im richtigen Moment die Knöpfe.
Manch andere Minispiele hingegen erfordern schon mehr Rhythmus im Blut. „Fitness“ beispielsweise erinnert an den Klassiker „Simon Says“. Ein Trainer tanzt Bewegungen vor und ihr müsst sie richtig nachstellen, dabei aber auch auf die richtige Richtung, das Timing und die Dauer achten. In „Garden Party“ hingegen legt ein Flatter-DJ Musikstücke auf, die ihr durch korrekt abgestimmte Tasteneingaben nachspielen müsst.
Richtig knifflig für unmusikalische Holzklötze – wie ich einer bin – fallen schließlich Kategorien wie „Super Striker“ aus. Zwar müsst ihr bloß mit einer Kicker-Figur den Ball im richtigen Moment schießen. Dieser rollt allerdings stets unterschiedlich schnell und bisweilen verdeckt das Spiel sogar die Route. Ihr müsst also genau auf die Musik und den Takt hören, um das Runde im richtigen Moment ins Eckige zu zimmern.
Eine reine Online-Party
Natürlich wäre Headbangers: Rhythm Royale kein anständiges Battle Royale, könntet ihr die anderen Spielerinnen und Spieler nicht ärgern. In regelmäßigen Abständen fliegen Items vorbei, die ihr euch schnell schnappen müsst. Sie zeigen euch bei Memory-inspirierten Spielen beispielsweise die korrekte Lösung oder verdecken durch plötzlich auftauchende Riesen-Tauben Großteile der gegnerischen Bildschirme.
Potenzial für großartige Runden mit Freunden und Rivalen ist also gegeben. Aber just in diesem Bereich trifft Glee-Cheese den Ton nicht. Denn Headbangers: Rhythm Royale bietet keine Möglichkeit für lokale Matches, stattdessen müsst ihr zwingend online gegeneinander antreten. Oder noch schlimmer: mit Bots spielen.
Keine Frage, die fehlerfreie Umsetzung einer Wohnzimmer-Rhythmus-Party stellt Entwicklerinnen und Entwickler vor besondere Herausforderungen. Bei der Hopfen-Limonade zum Feierabend in der Redaktion waren wir aber regelrecht traurig, dass immer nur eine menschliche Taube loslegen durfte. Immerhin entstanden spaßige Situationen, als wir den Controller je nach laufendem Minispiel panisch an den jeweils zuständigen „Experten“ weitergaben.
Ohne die üblichen Brotkrumen vor der Nase kommt auch Headbangers: Rhythm Royale nicht aus. Mit jeder absolvierten Runde sammelt ihr Erfahrungspunkte, die euch im Battle Pass aufsteigen lassen. So verdient ihr euch neue Verkleidungen, provokante Animationen oder Geräusche. Wann immer ihr eure Taube bewegt, wackelt sie mit dem Kopf und gibt den entsprechenden Ton von sich. Mit Gurren hat all das wenig gemein, so viel sei gesagt. Umso unterhaltsamer ist es aber.
Weiter setzt euch Headbangers diverse Herausforderungen vor. Siege in Minispielen versorgen euch ebenfalls mit kosmetischen Objekten, wie auch gesammelte Brotkrümel. Tatsächlich fungieren die alten Backwaren als Währung, die ihr im internen Shop für neuen Kram ausgebt. Eine Möglichkeit zur Echtgeld-Investition fand ich bisher nicht, vielleicht kommt diese aber mit folgenden Seasons. Das ist allerdings reine Spekulation meinerseits.
Den richtigen Ton getroffen
Letztlich bietet Headbangers also viel Standardkost und überflügelt die Konkurrenz damit in keinem Punkt so richtig. Fall Guys präsentierte sich bereits vor drei Jahren als zugängliche Variante des Battle-Royale-Genres und wie Guitar Hero die Rhythmus-Spiele aufmischte, brauche ich an dieser Stelle wohl kaum ausführen. Eigentlich sollte ich euch darum sagen, dass ihr die Tauben-Gaudi getrost auslassen könnt. Aber ich habe noch ein paar Takte mehr auf dem Notenblatt.
Denn gerade im wichtigsten Aspekt, der Musik, haben sich die Entwicklerinnen und Entwickler nicht lumpen lassen. Das Menü durchziehen entspannte Klänge, in einem Hip-Hop-Minispiel dröhnen Eminem-reife Beats aus den Boxen und selbst klassische Klänge schmeicheln an passenden Stellen euren Gehörgängen.
So fantastisch die Musik von Headbangers: Rhythm Royale auch aus den Boxen schallert, sie wird immer wieder schrill unterbrochen. Dafür verantwortlich zeichnet eine bewusste Entscheidung von Glee-Cheese, denn immer wieder ersetzen Tauben-Schreie und anderweitige Geräusche die Instrumente. In jedem anderen Spiel fiele das störend aus, doch bei mir sorgte diese Idee zumindest zu Beginn für regelmäßige Lacher, wie auch die herrlich albernen Outfits. Eine an Worms angelehnte Kopfbedeckung gibt es ebenso wie eine Schneckenhaus-Hose oder einen Toaster-Hut.
Glee-Cheese platziert sich mit Headbangers in einer ganz eigenen Nische und verschafft dem Spiel auf diese Weise seine Daseinsberechtigung. Wo sich viele Battle Royales zu ernst nehmen und reine Musikspiele rasch zu trocken werden, bringen die Tauben frischen Wind auf den Bildschirm.
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