Länderauswahl:
Du wurdest von unserer Mobile-Seite hierher weitergeleitet.

Test - Haze : Hoffnungsträger gerät ins Straucheln

  • PS3
Von  |  |  | Kommentieren

Drogen machen blöd

Wer möchte, kann die Feinde auch ganz gezielt mit einem Schuss auf den Drogentank am Körper ausschalten. Oder ihr bastelt Granaten aus den Überresten des Nektars von gefallenen Soldaten und erzeugt mit einem gut platzierten Wurf bei den Gegnern eine Drogenüberdosis. Da sich der Schwierigkeitsgrad bis auf ein paar hakelige Stellen allerdings als recht niedrig erweist, kommt ihr auch mit simplem Geballer ans Ziel. Das auch deshalb, da die Feinde alles andere als schlau sind. Selbst wenn ihr nur wenige Meter vor ihnen steht, erkennen sie euch nicht. Zudem laufen sie oft blindlings in ihr Verderben und suchen allenfalls mal hinter zu kleinen Mauern ein wenig Deckung. Eine große Herausforderung sind selbst die dick gepanzerten Soldaten nicht. Nur wenn die Feinde in großer Zahl von mehreren Seiten angreifen, solltet ihr aufpassen.

Alte 'Timesplitters'-Fans werden sich bei der Steuerung von 'Haze' sofort zu Hause fühlen. Wie damals hat Free Radical eine sehr eingängige Controller-Shooter-Steuerung auf die Beine gestellt, die in jeder Lage perfekt funktioniert. Einzige Ausnahme ist das Steuern von Fahrzeugen, wie ihr es im Laufe der Story ein paar Mal machen müsst. Die Jeeps oder der Bully lenken sich schrecklich ungenau über die holprigen Landschaften. Außerdem könnt ihr während der Fahrt die Kamera nicht nach hinten drehen, um zu sehen, was in eurem Rücken passiert. Dafür kommt allerdings die Bewegungssteuerung des Six-Axis-Controllers zur Anwendung. Sobald das Fahrzeug Feuer fängt, müsst ihr den Controller zum Löschen heftig schütteln. Wer da nebenbei noch geradeaus fahren kann, ist wahrlich ein großer Rennfahrer.

Tristesse, wohin man schaut

'Haze' schickt euch im Rahmen der Kampagne durch diverse Landschaften, sei es der Dschungel, dreckige Lager- und Fabrikhallen, eine Wüstengegend oder ein Strand. Doch das größte Problem des Shooters ist das Leveldesign. Die komplette Spielzeit über kämpft ihr euch durch stupide aufgebaute lineare Levels, denen es an jeder Ecke an Einzigartigkeit fehlt. Interessante Gebäudekomplexe oder sehenswerte Landschaften durchstreift ihr leider nie. Wo ein 'Turok' euch wenigstens noch dichten Dschungel und fette Dinos präsentierte oder ein 'Blacksite' euch gegen große Aliens kämpfen ließ, gibt es bei 'Haze' absolut nichts, was uns nach dem Durchspielen wirklich im Gedächtnis blieb.

Natürlich wirkt sich das uninspirierte Leveldesign auch nachhaltig auf den Spielspaß aus. Schon nach wenigen Schusswechseln geht die Motivation in den Keller, erst ab der Hälfte der Kampagne drehen Story und Spannung wieder ein wenig auf, ohne aber wirklich zu überzeugen. Warum 'Haze' dennoch ein noch solider Shooter ist, liegt vornehmlich an der bleihaltigen Action. Die Schießereien spielen sich ordentlich und mit dem Nektar gibt es ja auch ein anfangs interessantes Spielelement. Doch mangels Highlights und aufgrund der angesprochenen weiteren Mängel bleibt die Qualität des Solomodus letztlich sogar knapp hinter einem Durchschnitts-Shooter wie 'Turok' zurück.

Vier Augen sehen weniger als zwei

Besser als das Dinospiel ist 'Haze' dafür im Mehrspielermodus aufgestellt. Denn ihr dürft die komplette Solokampagne gemeinsam mit bis zu drei Freunden durchspielen, wobei das langweilige Leveldesign dann nicht so stark zum Tragen kommt. Die weiteren drei Spielmodi über Split-Screen oder online sind dagegen erschreckend innovationslos. Neben zwei Deathmatch-Arten könnt ihr euch auf den gerade einmal sechs Maps nur noch im Teamangriff austoben. Hier müsst ihr bestimmte Missionsziele erfüllen beziehungsweise die Gegenseite davon abhalten. Die beiden Seiten mit den Rebellen und den Mantel-Kampfeinheiten spielen sich dabei merklich unterschiedlich dank des Nektars. Allerdings wirkt der Onlinepart eben aufgrund der Droge auch nicht vollständig ausbalanciert.

Vor dem Spielstart schaufelt 'Haze' satte 5 GB Daten auf eure PS3-Festplatte. Wer meint, dass dann wenigstens die Ladezeiten im Spiel auf ein Minimum gesenkt wären, irrt leider gewaltig. Doch die Ladezeiten sind bei der Technik von 'Haze' noch das kleinste Übel. Die gesamte Grafik sieht erstaunlich unspektakulär aus, auf den ersten Blick meint man eher, einen auf HD-Auflösung hochskalierten PS2-Shooter zu zocken. Ein paar ansehnliche Effekte täuschen auch nicht darüber hinweg, dass die Grafik nicht nur schrecklich steril aussieht, sondern eines Next-Gen-Spiels zu keinem Zeitpunkt würdig ist. Gerade in den ohnehin schon trostlosen Wüstenabschnitten oder im Inneren von Gebäuden pflastern großflächige Allerweltstexturen Böden und Wände. Etwas besser ist der Sound aufgestellt, der Soundtrack klingt stellenweise richtig gut und die Waffeneffekte sind schön laut. Die höchst durchwachsene deutsche Sprachausgabe erwähnten wir ja schon.

Fazit

von Jan Höllger
'Haze' spielt sich über weite Strecken erschreckend belanglos. Über die maue Optik und die allenfalls in Ansätzen interessante Story könnte ich ja noch hinwegsehen, doch das extrem langweilige Leveldesign raubt zusammen mit der dummen Gegner-KI jeglichen Spielspaß. An Allerweltsschauplätzen kämpfe ich mich daher quälend durch die viel zu schnell fallenden Gegnerhorden und habe auch ohne Einsatz des Nektars keine großen Probleme. Die Droge ist an sich durchaus ein spannendes Gameplay-Element, wirkt am Ende aber nicht ganz durchdacht, gerade wenn ihr später das Nektar nicht mehr selbst einsetzen dürft, sondern gegen Soldaten unter Drogeneinfluss kämpft. Trotz der großen Enttäuschung bei Optik und Leveldesign ist 'Haze' aber auch kein Vollflop. Die Action stimmt, die Steuerung ist beim Schießen sehr eingängig und zumindest in der zweiten Spielhälfte zieht die Handlung ein wenig an. Etwas spaßiger ist der Koop-Modus, wenn ihr euch mit einem Freund durch die Solokampagne schlagt, dagegen fallen die übrigen drei Mehrspielermodi sehr lieb- und innovationslos aus. Wer unbedingt jeden Shooter spielen muss, kann sich 'Haze' zulegen, doch alles in allem ist das Spiel von Free Radical ein absoluter Durchschnitts-Shooter auf einem Level mit 'Blacksite' oder 'Turok' – und das ist im Jahre 2008 für eine höhere Wertung in diesem Genre einfach zu wenig.

Überblick

Pro

  • actionreicher Spielablauf
  • saubere Steuerung
  • interessante Idee mit der Droge Nektar
  • verschiedene Schauplätze
  • Mehrspieler-Koop-Modus
  • ordentliche Soundkulisse
  • in Ansätzen gute Story mit Seitenwechsel

Contra

  • ganz schwaches Leveldesign
  • ungenaue Fahrzeugsteuerung
  • dumme Feinde
  • grafisch sehr trist
  • verlangt 5 GB Festplatteninstallation
  • nur drei Mehrspielermodi
  • Droge Nektar mit zu geringen Auswirkungen
  • einige Unstimmigkeiten beim Gameplay
  • schwache deutsche Sprachausgabe

Kommentarezum Artikel