Test - Grand Theft Auto Double Pack (GTA) : Grand Theft Auto Double Pack (GTA)
- Xbox
Ebenfalls positiv fällt auf, dass dieser Detailgrad kein reiner Selbstzweck ist, sondern auch spielerische Elemente enthält. So kann man sich wirklich jedes Fahrzeug im Laufe seiner Verbrecherkarriere ergaunern und dieses meist auch steuern. Dies umfasst sogar eben genannte Boote und Flugzeuge – welche zumindest in 'GTA 3' leider nicht wirklich fliegen können. Außerdem verfügen nicht nur alle Fahrzeuge über ein äußerst realistisches Schadensmodel, sondern auch kleinere Wände, Laternen und Kistenstapel geben bei einer entsprechenden Behandlung gerne nach. Wobei vor allem das Schadensmodell der Wagen nochmals eine Extraerwähnung wert ist: Die Autos besitzen insgesamt dreizehn verschiedene Trefferzonen, so dass es möglich ist, von einem leicht angekratzten Kotflügel bis hin zu dem Verlust der kompletten Frontpartie alle Elemente des Fahrzeugs realistisch zu demolieren.
Pavarotti rockt
Bei einer Spielzeit von 15-40 Stunden pro Titel benötigt man eine entsprechend gute akustische Untermalung, damit die sich ewig wiederholenden Musikstücke den Spieler nicht langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben. Auch hier hat sich Rockstar einiges einfallen lassen. Steigt man in ein Auto ein, hat man Zugriff auf insgesamt neun verschiedene Radiosender, welche ein breites Spektrum an unterschiedlichen Stilen bieten. Von bekannten Liedern der 80er über Techno bis hin zu mehreren, von Luciano Pavarotti gesungen Stücken auf dem Klassiksender sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Unterbrochen werden die Musikstücke von Kommentaren bekannter Radiomoderatoren sowie ziemlich amüsanten Werbesendungen. Ebenso makellos präsentieren sich die englische Sprachausgabe sowie die weitreichenden Soundeffekte im feinsten Dolby Digital 5.1. So finden sich unter den Sprechern für den dritten Teil unter anderem 'Twin Peaks'- und 'Dune'-Star Kyle Maclachlan.
Während der Dolby Digital-Support eine der Neuerung der Xbox-Version ist, findet sich leider ein Großteil der Kritikpunkte der PlayStation 2-Version auch auf dem Microsoft-System wieder. So verliert man bei größeren Schussgefechten aufgrund der störrischen Third-Person-Kamera leicht mal die Übersicht und das Speichern ist zumindest im dritten Teil der 'GTA'-Reihe ungünstig gelöst. Zwar kann man nach jeder Mission sein Alter Ego auf der Festplatte verewigen, jedoch muss man dafür in eine der sicheren Wohnungen des Spiels zurückkehren, was im schlimmsten Fall eine zehnminütige Fahrt in Anspruch nimmt, da es in Liberty City gerade mal drei solche Wohnungen gibt. Besser sieht es da schon in 'Vice City' aus. Der 'GTA 3'-Nachfolger bietet unzählige Immobilien, welche man mit seinem schwer ergaunerten Geld erwerben kann und welche die Anfahrzeiten drastisch verkürzen.
Früher war alles besser
Dies ist jedoch nicht die einzige Neuerung von 'Vice City'. Während ihr als Ex-Häftling Tommy Vercetti durch ein Miami der späten 80er streift – inklusive riesige Strandpromenade und diverser 'Miami Vice'-Geschmacksverirrungen – und nach geklautem Koks Ausschau haltet, dürft ihr euch in noch mehr Mini-Spielen versuchen oder neben allerlei Wagen, Booten und Fluggeräten euer Können nun auch erstmals auf extrem spaßigen Zweirädern unter Beweis stellen. Dank nun teils betretbaren Gebäuden sowie einem breiten Spektrum an Wirtschaftskomponenten, beispielsweise als Taxi-Unternehmer oder Porno-Produzent, ist 'Vice City' dabei deutlich komplexer als sein Vorgänger ausgefallen. Eine verbesserte Physikengine sowie Details wie Reifen, die sich zerschießen lassen, runden dabei das Gesamtpaket ab. Zudem schafft es 'Vice City' wie kaum ein zweiter Titel die Atmosphäre seiner Zeit einzufangen. Ist Liberty City eine gelungene Parodie auf das New York der Neuzeit, strahlt die nochmals größere Metropole des 'GTA 3'-Nachfolgers dank authentischer Kleidung, passender Radiosender, aus denen Michael Jackson und Nena tönen, und modischen Details einen 80er-Stil aus, dem man sich nur schwerlich entziehen kann.
Grün ist schön(er)
Während dies alles bis hierhin jedoch schon für die PlayStation 2-Versionen der beiden Spiele galt, gibt es zumindest im technischen Bereich einige Neuerungen. Zwar verfügen beide Spiele auch auf der Xbox über keinen Echtzeitschatten, dafür wurden vor allem die Lichteffekte in 'GTA 3' deutlich aufgewertet. Spieglungen an allen Fahrzeugen sowie deutlich mehr Polygone für die wichtigen Hauptcharaktere lassen die Xbox-Versionen zu den bis dato schönsten Varianten der beiden Spiele avancieren. Leider wurden jedoch nur Teilaspekte der Optik generalüberholt, was man vor allem dem älteren, dritten Teil anmerkt. Während euer Alter Ego sogar über fein modellierte Hände verfügt, müssen Polizisten und Passanten häufig mit vier Polygonflächen als Gesicht auskommen. Auch die Texturen wurden nur selektiv aufgewertet. Teils erwarten euch ähnlich verwaschene Tapeten wie auf der PlayStation 2, während wiederum Plakate mit feinsten HighRes-Texturen aufwarten können. Ein großes Plus stellt dagegen die deutlich höhere Weitsicht sowie die etwas bessere Bildwiederholungsrate dar. Allerdings kommen auch die Xbox-Varianten der 'GTA'-Reihe bei besonders wilden Szenen oder auch in Zwischensequenzen ins Stocken. Insgesamt lässt sich also sagen, dass beide Spiele zwar sicherlich nicht mit den grafischen Referenztiteln der Xbox mithalten können, aber dennoch trotz ihres Alters überzeugen.
Restlos überzeugen kann dagegen der akustische Bereich. Neben den oben schon angesprochen englischen Synchronsprechern der Spitzenklasse verwöhnen euch beide Spiele mit glaubwürdigen und vor allen abwechslungsreichen Soundeffekten in feinstem Dolby Digital und wer mit dem mitgelieferten Soundtrack, welcher mehrere Stunden lizenzierte Musik der Spitzenklasse beinhaltet, unzufrieden ist, kann dank Xbox-Festplatte nun auch zu 'Heino'-Klängen seine Verbrechen planen. Die Nutzung eines eigenen Soundtracks tut jedoch schon beinah im Herzen weh. Während die Radiosender von Liberty City vor allem wegen der amüsanten Sprecher echte Hinhörer sind, entsteht ein Großteil der 80er-Atmosphäre in Vice City durch die Lizenzmusik aus der damaligen Zeit.
Von Selbstzensur und anderen Schlitterpartien
Ebenfalls neu für die Besitzer der PlayStation 2-Versionen der Spiele ist die nun analoge Tastenabfrage. Dank den Schultertasten des Xbox-Pads könnt ihr gefühlvoll wie nie eure Geschwindigkeit dosieren oder in die Eisen treten. Veteranen der Sony-Konsole müssen hier jedoch deutlich umlernen. Durch den kleinen Eingriff steuern sich die Fahrzeuge spürbar anders und vor allem die übertriebenen Drifts der PlayStation2-Versionen gehen nun schwerer von der Hand. Ebenfalls leicht nervig: Das Nahkampfsystem, welches auf Button-Smashing ausgelegt ist, geht aufgrund der längeren Druckwege beim Xbox-Pad nur sehr schwer von der Hand.
In den Nahkämpfen fällt abschließend auch Rockstars Eigenzensur am stärksten auf. Wo auf der PlayStation 2 – und sei es auch erst nach dem Umstellen der Systemländerkennung – das Blut in Fontainen über den Bildschirm spritzte und in Boxkämpfen auch schon mal nachgetreten wurde, selbst wenn das Opfer am Boden lag, wurden solche Geschmacklosigkeiten in der aktuellen Neuauflage für den deutschsprachigen Raum komplett entfernt. Der Spielspaß leidet durch die Änderung dabei aber nur bedingt. Einzig das fehlende Nachtreten erweist sich als spielerischer Nachteil, da Kämpfe nun etwas schwieriger sind.
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