Test - GearGrinder : Rammen und Ballern aus Russland
- PC
Es gibt zu viele Rennspiele auf dieser Welt ... weshalb GearGrinder zusätzlich auf Waffengewalt setzt. Einen kunterbunten Mix aus Rennen, Kämpfen und minispielähnlichen Missionen möchte Targem an den Mann bringen. Dazu sollte das Spiel spannender sein als die Frage, ob sich dieser Kauf für euch wirklich lohnt.
Anti-Identifikation
Was ist der größte Unterschied zwischen einem Film- und einem Spielprotagonisten? Der eine muss nicht zwingend sympathisch sein beziehungsweise nicht unbedingt eine Identifikationsfigur für den Zuschauer darstellen. Dies ist bei dem anderen nahezu essenziell, denn der Spieler übernimmt die Rolle der Figur und muss sich ergo mit ihren Motiven identifizieren.
Der "Held" aus GearGrinder ist ein erstklassiges Beispiel dafür, wie es mit der Identifikation nicht klappt. Jack sitzt als verurteilter Mörder in der Gaskammer und wird hingerichtet. Doch nach der Vollstreckung wacht er plötzlich in einer Halle auf. Ein Telefon klingelt, er geht ran und spricht mit einem Jorge. Der bietet Jack einen Job als Fahrer an, für den er einen fetten Truck inklusive Kanone zur Verfügung stellt.
Fortan stellt ihr euch einem Auftrag nach dem anderen, von harmlosen Wettrennen bis gezielten Auftragsmorden. Jack wirkt dabei äußerst kühl und unnahbar. Ihm scheinen andere Menschen egal zu sein, weshalb er in einer Mission unschuldige Zivilfahrzeuge zu Schrott rammt, nur um seine Wut abzureagieren.
Irgendwann "freundet" sich Jack mit einem Trucker namens Billy an, wobei nicht mal im Ansatz klar wird, warum sich gerade zwischen diesen beiden eine "Freundschaft" entwickelt. Das Ganze endet in einem überdramatischen Finale, das sich wie jede Szene und jeder Dialog zuvor viel zu ernst nimmt. Zum Glück ist der Aspekt der Handlung für ein Rennspiel zu vernachlässigen.
Anspruch unerwünscht
Leider ist das Spiel selbst nur marginal besser. Die genretypischen Missionen sind noch recht abwechslungsreich und versuchen, das Rennspieleinerlei durch ungewöhnliche Aufgaben aufzulockern. So müsst ihr beispielsweise wie in einem Bowlingspiel einen Pulk PKW rammen, indem ihr euren Truck eine Rampe runterschubst.
Das Fahrgefühl ist extrem schlicht gehalten. Aufgrund der viel zu simplen Physik-Engine könnt ihr problemlos mit Vollgas durch die Straßen brettern. Heizt ihr einer Kurve mal zu schnell entgegen, so bremst ihr mühelos in einer Sekunde auf nahezu null km/h ab. Wettrennen gewinnt ihr ohne Schwierigkeiten mit der immer gleichen Taktik, indem ihr eure Vordermänner mit der Kanone abballert und anschließend per Geschwindigkeitsboost einen unaufholbaren Vorsprung herausfahrt.
Die Computer-KI ist mies und das Streckendesign anspruchslos. Jede Mission wird bei Erfolg mit einer Medaille belohnt, sei es Gold, Silber oder Bronze. Gleichzeitig erhaltet ihr neue Ersatzteile in Form von alternativen Waffen oder einer Panzerung. Jedoch sind die Unterschiede dermaßen gering, dass ihr ohne Taktik einfach auf die jeweils neuesten Goodies umrüstet.
Alt und kurz
Selbst eine tolle Präsentation könnte kaum noch etwas retten, aber auch an der mangelt es. Schon die billigen Animationen und uralten Polygonmodelle töten jeglichen Atmosphärekeim sofort ab. Need-for-Speed-Fans der ersten Stunde freuen sich allenfalls über die Synthie-Musik, die nicht nur entfernt an Hot Pursuit erinnert.
Viel Zeit kostet euch der Titel nicht, denn aufgrund des niedrigen Schwierigkeitsgrades (der sich in der Tat nicht einstellen lässt) seht ihr das Ende bereits nach drei, maximal vier Stunden. Der Mehrspielermodus ist mit seinen vier Wettrennkursen und zwei Kampfarenen ähnlich mickrig geraten.
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