Test - Fussball Manager 06 : König Fußball regiert die Welt.

Weniger überzeugen konnte uns hingegen das überarbeite Transfersystem, das grundsätzlich zwar noch immer nach den gleichen Routinen abläuft, dafür aber einige essentielle Features, wie eine ordentliche Suche nach Vereins- und Spielernamen, vermissen lässt. Warum computergesteuerte Vereine in Leihverträge eine Kaufoption einbauen dürfen, dem Spieler dieses Feature aber nicht offen steht, ist ebenso unverständlich wie das Fehlen einer Bewertung der einzelnen Vertragsdetails. Außerdem unrealistisch: Starspieler wie Michael Ballack oder Adriano werden selbst während der laufenden Saison von ihren Vereinen für ein Probetraining bei interessierten Vereinen freigestellt. Weiterhin knabbern die indiskutablen Verhandlungsstrategien der KI-Gegner deutlich am Realismus. Habt ihr euch bereits mit eurem Verhandlungspartner auf eine Ablösesumme verständigt, könnt ihr trotzdem noch einmal frech Millionenbeträge nachfordern, ohne einen Abbruch der Gespräche fürchten zu müssen. Die einzig wirklichen Verbesserungen am Transfermodus sind hingegen eher von geringfügiger Natur: Ein gezieltes Scoutingprogramm verhindert Fehlinvestitionen und Berater loten nun Wechselchancen und voraussichtliche Ablösesumme des Objekts eurer Begierde gezielt aus. Das war's.

Überhaupt hat Electronic Arts in diesem Jahr den Rotstift deutlich zu oft angesetzt. Im Taktikbereich dürfen nun weder Raumdeckung noch Einsatz festgelegt werden, für Jugendspieler gibt’s keinen Mentor aus der ersten Mannschaft mehr und der private Managerbereich wurde gleich komplett wegrationalisiert. Maßnahmen, die mit Sicherheit nicht bei allen Spielern auf Gegenliebe stoßen werden.

Dafür gibt's endlich einen 3D-Modus, der im Vergleich zum Textmodus einen echten Mehrwert für den Spieler bedeutet. Packende Torszenen, brauchbare Kommentare, verbissene Zweikämpfe und atemberaubende Glanzparaden der Torhüter werden dank der 'UEFA Champions League 2005'-Engine simuliert. Endlich ist es möglich, den 3D-Modus in mehreren Stufen zu betrachten. Wer es eilig hat, lässt sich in bewährter Sportschau-Manier Tore und/oder Torchancen präsentieren, während Hardcore-Manager sich das Spiel über die volle Distanz geben. Abgerundet wird diese Form der Spieldarstellung schließlich durch das so genannte Match-Analyse-Tool, mit dem ihr nach dem Spiel die gesamte Partie anhand zahlreicher Statistiken noch einmal bis ins kleinste Detail analysieren dürft. Welcher Spieler hat die größten Laufwege zurückgelegt, wer hatte die höchste Passgenauigkeit und an welchen Stellen bröckelte das Abwehrbollwerk? Alles Fragen, zu denen das Tool die passenden Antworten bereithält.

Allerdings stellt sich Electronic Arts auch in diesem Punkt selbst ein Bein: Wenn gleichwertige Mannschaften mit 8:2 im Europapokalfinale vom Platz gefegt werden und die durchschnittliche Zahl an Freistößen und roten Karten pro Spiel der Schuldenhöhe von Borussia Dortmund bedenklich nahe kommt, muss sich der Entwickler Fragen zur Ausgewogenheit des Spielmodus gefallen lassen. Die Ergebnislogik ist in höchstem Maße unrealistisch und spottet bisweilen jeder Beschreibung. Übrigens ein Kritikpunkt, der auch auf den Textmodus zutrifft, der sich ansonsten weitaus weniger spektakulär, aber vollkommen zweckmäßig präsentiert. Ähnlich den bekannten Internet Live-Tickern werden hierbei die spannendsten Szenen des Spiels mit wenigen Worten beschrieben. Laut Herstellerangaben wurde die Spielvariante zwar um rund 4.000 neue Zeilen erweitert, Spielern der Vorgängerversionen kommt vieles allerdings bekannt vor. Vor allem die zahlreichen Managerentscheidungen, wie 'Der Schiedsrichter übersieht ein klares Foul! Wie reagieren sie?', ziehen seit Jahren die exakt gleichen Folgen nach sich und hätten eine Überarbeitung bitter nötig gehabt.

Zahlreiche Bugs und Unzulänglichkeiten runden den Gesamteindruck des 'Fußball Managers 06' zudem in negativer Hinsicht ab. Für die Gruppenauslosung der UEFA Champions League gibt es keine Setzliste, Vereine verlängern den Vertrag mit euch selbst dann, wenn sie keine Option darauf haben, und Neuzugänge sind für den Europapokal nicht spielberechtigt, obwohl sie vor Ablauf der Frist dafür gemeldet wurden. Das Traurige dabei: Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Hier sollte Electronic Arts so schnell wie möglich nachbessern.