Test - Fahrenheit : Fahrenheit
- Xbox
Richtig gut ist Quantic Dream das innovative Gesprächssystem gelungen. Klickt ihr euch in altmodischen Adventures durch lange Multiple-Choice-Dialoge oder wählt nichtssagende Icons aus, geht es in 'Fahrenheit' Schlag auf Schlag: Innerhalb weniger Sekunden müsst ihr euch für ein Stichwort entscheiden, mit dem euer Charakter das Gespräch weiterführen soll, was die sonst häufig so langatmigen Dialoge spürbar beschleunigt. Negativ fällt lediglich die Einschränkung auf, dass ihr selbst bei Zeugenverhören nur eine bestimmte Anzahl an Punkten ansprechen könnt und somit Fragen offen bleiben. Außerdem wäre eine Verzweigung der Dialoge zu wünschen gewesen; unabhängig von euren Antworten laufen die meisten gleich ab.
Auf und abAllgemein sind Interface und die intuitive Steuerung sehr gut gelungen. Mit dem linken Analogstick lenkt ihr die gespielte Figur durch die Umgebung, während der rechte gewissermaßen ihren Arm darstellt: Wenn ihr eine Tür aufdrücken wollt, schiebt ihr den Stick einfach nach oben, wenn ihr eine Schublade öffnen möchtet, zieht ihr ihn nach unten. Symbole am Bildschirmrand zeigen euch jeweils, was ihr gerade machen könnt. Schwach ist hingegen die Kamera: Aufgrund der cineastischen Präsentation, auf die wir später noch zu sprechen kommen, seid ihr in Gebäuden auf eine feste Sicht angewiesen, sodass ihr bei Perspektivwechseln regelmäßig die falsche Richtung einschlagt und euch kurzzeitig verlauft. Ebenso sind die Actionpassagen nicht optimal gelöst: Zwei Kreise in der Mitte des Bildschirms demonstrieren euch, wie ihr die beiden Analogsticks drücken müsst, um die jeweilige Sequenz mit Bravour zu meistern, was im Prinzip auch funktioniert – nur könnt ihr euch in diesen Momenten auf nichts anderes mehr konzentrieren und verpasst somit mehr oder weniger, was gerade vor sich geht.
Wann kommt der Film?Die Einschnitte, welche bei Kamera und Actionpassagen gemacht werden mussten, kommen allerdings spürbar dem Stil des Spiels sowie der großartigen Präsentation zugute: Kameraperspektiven und -schwenks sowie die häufige Aufteilung des Bildschirms nach dem Vorbild der TV-Serie '24' sorgen für Atmosphäre und Spannung. Wenn ihr in der oberen Hälfte des Bildschirms mit Lucas ein Versteck sucht und in der unteren die Polizei immer näher rücken seht, ist Nervenkitzel garantiert.
Das alles ist jedoch noch nichts gegen die grandiosen Animationen von 'Fahrenheit', die per Motion Capturing ins Spiel integriert wurden. Jede noch so kleine Aktion der Charaktere wird mit detailverliebten Bewegungen dargestellt und die hervorragenden Kampfchoreographien müssen sich nicht einmal vor Filmen wie 'Matrix' verstecken. Auch die Umgebungsgrafik weiß dank ihres durchgängigen Stils zu gefallen, obwohl man dem Spiel in diesem Punkt anmerkt, dass es nicht zuletzt für die PlayStation 2 entwickelt wurde: Auf der Xbox wirken Objekte und Charaktermodelle doch eine Ecke zu kantig.
Voll und ganz zu überzeugen versteht der Soundtrack von 'Fahrenheit', der neben schweren Klängen auch rockige Songs zu bieten hat, unter anderem von 'Theory of a Dead Man'. Über die deutsche Sprachausgabe kann man derweil geteilter Meinung sein: Das hohe Niveau manch anderer Adventures erreicht sie zwar nicht, aber eine schlechte Synchronisation hört sich anders an. Und wer des Englischen mächtig ist oder deutsche Untertitel lesen möchte, kann im Menü ganz einfach die Sprache wechseln.
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