Test - Exoprimal : Dino-Schießbude mit großen Lücken
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Saurier-Horden fallen über die Erde herein und euer Team muss sie abknallen – das ist eigentlich genug Hintergrundgeschichte für einen Shooter. Aber Capcom sieht das anders. Aus unzähligen Videosequenzen, Standbildern und Texten wird eine Geschichte zusammengestrickt, um die Vorkommnisse in Exoprimal zu erklären: Eine hochentwickelte KI schickt Soldaten in virtuelle Szenarien, um sie gegen Dinosaurier kämpfen zu lassen und damit wichtige Daten zu gewinnen. Okay, reicht schon. Denn ganz ehrlich: Praktisch niemand spielt Exoprimal aufgrund seiner wirren Story. Man will jede Menge Viecher plattmachen! Also ab dafür …
Der Spielmodus heißt Dino-Survival und ist wie ein Wettrennen aufgebaut: Zu fünft geht es darum, eine Reihe von Zielen schneller abzuschließen als das gegnerische Team – länger als 15 Minuten dauert das nie. Bei aktiver PvP-Einstellung treffen in der finalen Mission beide Teams direkt aufeinander, um sich gegenseitig in die ewigen Jagdgründe zu schießen. Setzt ihr das Häkchen im Vorfeld einer Partie dagegen bei PvE, bitten am Ende nur CPU-Echsen zum Tanz. In beiden Fällen seht ihr die Mitglieder des gegnerischen Teams als rote Silhouetten durch die Gegend laufen, um stets euren Fortschritt mit ihrem abgleichen zu können. Das Team, das zuerst alle Missionen abschließt, gewinnt das Spiel.
Die per Zufallsprinzip aneinander gereihten Aufgaben fallen überschaubar aus: Ihr knallt einfach nur Saurier ab oder verteidigt einen festgelegten Bereich – und knallt dabei Saurier ab. Manchmal muss euer Team einen schwebenden Datenwürfel ans Ziel bringen. Greifen Dinos das Ding an, geht es nicht weiter. Was macht ihr also? Richtig, Saurier abknallen! Und schwingt ihr den Omega Hammer, um Barrieren zu zerstören und euch somit den Weg zu ebnen, müssen ebenfalls reihenweise kleine und große Kreaturen dran glauben.
Es regnet Dinosaurier!
Aus Portalen purzeln Hunderte von Raptoren, Suchomimussen, Pteranodons und weitere kleinere Arten, die sogleich in eure Richtung stürmen – das sieht immer wieder beeindruckend aus. Hinzu kommen einzelne große Kaliber wie Triceratops, Stegosaurus, Ankylosaurus und manchmal gar ein Tyrannosaurus Rex. Trotz spezieller Attacken und Verhaltensweisen stellen sie jedoch keine echte Gefahr dar, sondern eher große Hindernisse auf dem Weg zum nächsten Missionsziel.
Vor und auch während einer Runde wählt ihr aus den Klassen Angriff, Tank und Unterstützung einen von mehreren Exosuits aus. Deadeye ist ein klassischer Allrounder, der alles kann, aber nichts sonderlich gut. Mit Zephyr und seinen Klingen filetiert ihr sehr fix sehr viele Biester im Nahkampf. Ebenso flott geht euch aber die Energie aus, weil der Anzug wenig einsteckt. Dieses Problem habt ihr mit dem Koloss Roadblock nicht, denn der hält mit seinem mächtigen Schild und der dicken Panzerung problemlos Dutzende Dinos zugleich in Schach.
Dazwischen wuselt der agile Witchdoctor umher, der mit seinem Stab Feinde betäubt und Flächenheilung fürs Team organisiert. Skywave fliegt indes über das Schlachtfeld und sorgt aus sicherer Entfernung dafür, dass sich die eigene Truppe immer bester Gesundheit erfreut. Granatwerfer-Kämpfer Barrage, Scharfschütze Vigilant, Gatling-Schütze Krieger, Samurai Murasame sowie Skater Nimbus komplettieren die angenehm unterschiedliche Riege.
Jeder Exosuit verfügt über individuelle Waffen und Fertigkeiten, die sich nach jedem Gebrauch wieder aufladen müssen. Das dauert meist nur wenige Sekunden, danach könnt ihr wieder Landminen verteilen, eine Granate abfeuern oder sprinten. Deutlich länger brauchen die Overdrive-Angriffe, dafür räumt ihr mit ihnen mächtig auf: Cluster-Salve oder Tornado helfen besonders, wenn die Dino-Dichte gegen Ende eines Einsatzes ordentlich zunimmt oder ihr die gegnerische Truppe erledigen müsst.
Sogenannte Rigs wie Laserstrahl, Schild oder Bohrfaust werden auf bestimmten Anzug-Stufen freigeschaltet und können auch im laufenden Spiel ausgetauscht werden. Hinzu kommen drei Module pro Exosuit, die unter anderem die Nachladegeschwindigkeit erhöhen oder die Gesundheitsregeneration verbessern. Diese Effekte machen sich im Kampf schnell bemerkbar, vor allem dann, wenn ihr die Module mit erspielter Währung verbessert habt. Im Gegensatz zu den Rigs könnt ihr sie jedoch nur im Vorfeld einer Mission festlegen. Loadouts für unterschiedliche Rigs und Module gibt es nicht, daher müsst ihr Anpassungen stets umständlich über das Menü vornehmen.
Eine zähe Angelegenheit
Ihr ahnt es garantiert schon: Erfahrungspunkte, neue Rigs und Module sowie deren Upgrades sollen der zentrale Ansporn sein, um Exoprimal zu zocken. Aber auch massig Skins für Exosuits und Waffen, Anzug-Aufkleber und Emotes schaltet ihr mit genügend Beharrlichkeit frei – oder erhaltet sie aus Belohnungs-Lootboxen. Noch mehr Zeug bietet euch der Survival Pass, der in einen Gratis- und einen Premium-Rang unterteilt ist. Letzterer schlägt mit knapp zehn Euro zu Buche und gilt für die gerade laufende Saison 1.
Leider müsst ihr euch auch eine gewisse spielerische Abwechslung hart erarbeiten. Erst nach zig Runden tauchen beispielsweise Triceratops oder Stegosaurus erstmals in den Missionen auf. Nochmals viele Partien später kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit dem mutierten Neo-T-Rex, dessen bildschirmfüllende Attacken sogar nach einer Prise Teamplay verlangen. Danach stehen erneut reichlich Wiederholungen an, bis ihr vielleicht einen größeren Dino-Schwarm oder eine andere finale Mission spielen dürft.
Diese Salamitaktik soll vermutlich davon ablenken, dass Exoprimal inhaltlich derzeit erschreckend wenig zu bieten hat. Erst am 28. Juli geht es mit dem zweiten Spielmodus namens Spießrutenlauf weiter: Dabei erwarten euch wöchentlich wechselnde Herausforderungen, in denen es um Bestzeiten und hohe Punktzahlen geht. Danach folgen laut aktueller Roadmap lediglich neue Anzüge, Rigs und Module sowie eine frische Karte.
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Es darf allerdings bezweifelt werden, dass sich mit neuem Modus und zusätzlicher Karte am grundsätzlich monotonen Ablauf etwas ändert. Simples Ballern bringt euch durch nahezu alle Missionen. Lediglich im PvP-Finale braucht es ein halbwegs ausgewogenes Team, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Im Testverlauf erlebten wir jedoch kaum Runden, in denen unsere Truppe an einem Strang zog und sich gegenseitig unterstützte. Meistens machte jeder sein Ding und versuchte, so viele Punkte wie möglich einzusacken.
Das liegt auch an Balancing-Problemen unter den Klassen. Einige Anzüge, allen voran Barrage mit seinem Granatwerfer und der fliegende Skywave, verfügen über so starke Fähigkeiten, dass sie sehr häufig gewählt werden – obwohl ein Tank oder Allrounder für die Gruppe wesentlich sinnvoller wäre. Doch selbst mit mehreren Respawns waren wir häufig schneller als der Gegner, weil unser Team besser austeilte.
Selbst eine an sich coole Idee zündet nicht recht: Mit einem speziellen Item könnt ihr die Gestalt eines großen Dinosauriers annehmen und auf das gegnerische Team losgehen. Hat das allerdings noch den einen oder anderen Overdrive übrig, endet euer Ausflug manchmal schon nach wenigen Sekunden. Zudem fallen die Angriffsmöglichkeiten als Saurier sehr beschränkt aus. Mit Beißen, Trampeln oder Schwanzschlägen könnt ihr hauptsächlich in engen Bereichen austeilen, ansonsten zieht ihr gegen die agilen Exosuits oftmals den Kürzeren.
Sieht das Ganze denn wenigstens schick aus? Ja und nein. Detaillierte Exosuits, kräftige Farben und Effekte sowie riesige Dino-Massen stehen auf der Pro-Seite. Selbst im größten Getümmel fällt die Bildrate relativ selten unter 60 FPS. Weniger schön sind unscharfe, bisweilen leicht körnige Texturen, Pop-ups kleiner Elemente wie Gräser und Steine und die statische Beleuchtung der Schauplätze.
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