Special - Eve Online : Tarnen, täuschen, tricksen

Ein einzelner ranghoher Offizier der einst mächtigsten Allianz Band of Brothers (BoB) brachte den Stein ins Rollen. Unzufrieden war er angeblich über das arrogante Auftreten seines Lagers, zudem drängte ihn ein Offizier des Erzfeinds Goonswarm zur Allianzauflösung (mit den nötigen Rechten klappt das umgehend). BoB fiel und mit ihm alle eroberten Territorien, da diese nur gehalten werden können, solange die Allianz auf dem Papier existiert. Goonswarm und ihre informierten Verbündeten (bis auf Against All Authorities gehören alle einflussreichen Allianzen dazu) stürmten zu Tausenden in die unfreiwillig neutralisierten Gebiete von Band of Brothers. Sie sicherten sich das Territorium.

Mit der hinterhältigen Auslöschung BoBs, dessen Firmen (Corporations) mittlerweile getrennte Wege gehen, legten manche sämtliche Hemmungen ab. Einige wenige Piloten scheinen sich besonders darin zu gefallen, den Teamspeak-Server des Gegners kurz vor dem virtuellen Gemetzel mit ganz realen DDoS-Angriffen in die Knie zu zwingen – damit steht der Feind nahezu blind dar. Allianzforen werden ebenfalls mit DDoS-Attacken beschossen, obwohl derartige Straftaten weitreichende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können.

Hacken und Bloßstellen

Ein weiterer Volkssport: Mithilfe von Schwachstellen in der Forensoftware hacken sich Metagamer in die geschützten Bereiche ein und kopieren den gesamten Inhalt, nur um ihn wenig später hämisch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Andere Foren werden mit Spams bombardiert, was ein normales Nutzen unmöglich macht. Bekannt dafür wurde Kugutsumen.com, dessen Betreiber ein mittlerweile aus Eve Online ausgesperrtes Mitglied der Allianz Pandemic Legion ist.

In deutschen Fan-Foren wird Metagaming kritisch und aufbrausend diskutiert. Die meisten Spieler sprechen sich gegen den Angriff durch Bot-Netzwerke aus, wenige andere halten dies für durchaus legitim. Eve Online scheint gerade für Anhänger der einflussreichen Allianzen weit über den bloßen Spaß am Spiel hinauszugehen.

Schuld daran tragen nicht nur vereinzelte Spieler, sondern auch CCP. Der isländische Betreiber hält sich diesbezüglich bisher stark zurück und unternimmt kaum etwas gegen den bedenklichen Wandel rund um ihr Produkt. Die ernsthaften Auseinandersetzungen werden scheinbar in Kauf genommen, schließlich möchte man seinen zahlenden Kunden nicht auf die Füße treten. Verdenken kann man es der Schmiede nicht, zumal ihnen teilweise die Hände gebunden sind.

Nicht mehr nur ein Spiel

Natürlich macht das falsche Leben um den Galaxiekrimi einen großen Reiz aus. Mit ihren illegalen Handlungen zerstören aber die wenigen schwarzen Schafe Betroffenen den Spielspaß. Außerdem steht das Grundprinzip des MMOGs in Frage. Dürfen sich die politischen Auseinandersetzungen, die bei keinem Konkurrenten so wichtig wie im CCP-Erzeugnis sind, so stark auf das reale Leben auswirken? Letztendlich muss die Community über den Werdegang entscheiden und sich ernsthaft fragen, ob sie für die knackige Würze illegale Handlungen in Kauf nimmt.