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Test - Endless Space : Griff nach den Sternen

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Wir haben uns sogar mal durch einen scheinheiligen Friedensvertrag übers Ohr hauen lassen, denn drei Runden später stand die gesamte Flotte des unserer Meinung nach friedlichen Völkchens vor der Haustür. Auch wenn es um den Handel von wichtigen Rohstoffen zum Bau von Schiffen geht, solltet ihr aufpassen. Ihr habt viel Hyperium, was zum Bau von Raketen benutzt werden kann und wollt es loswerden? Denkt lieber zwei Mal darüber nach. Verkauft ihr einer anderen Fraktion diesen seltenen Rohstoff, werden sie ihn wohl kaum in den Schrank stellen, sondern dicke Bewaffnung für ihre Flotte basteln, die sich dann gegen euch wendet. Dass es gegen die stets mitdenkende KI auch mal zu Frust kommen kann, ist wohl klar. Um das einzugrenzen, haben die Entwickler ein sehr faires Speichersystem eingebaut, das alle fünf Züge eine Autosave-Datei erstellt.

Meine Heimat? Ein giftiger Gasplanet

Um gegen die clevere künstliche Intelligenz zu bestehen, müsst ihr euch recht früh im Spiel auf die Suche nach geeigneten Sternensystemen umsehen, die kolonialisierbare Planeten beherbergen. In den meisten Fällen, vor allem zu Beginn, gibt es kaum eine Wahl, da für die Besiedlung einer neuen Welt viel Forschung betrieben werden muss. Ein Eis- oder Wüstenplanet ist eben nicht so einfach zu besiedeln, wie zum Beispiel ein nahrungsreicher Dschungelplanet. Euch erwartet eine abwechslungsreiche Fülle an Planetenarten mit Anomalien und verschiedenen Ressourcen, die darauf Warten entdeckt und kolonialisiert zu werden. Sogar Asteroiden oder Gasplaneten können bevölkert werden, jedoch fühlen sich die neu angesiedelten Menschen dort anfangs nicht sonderlich wohl, was zu Dust-Verlust führt.

Dust ist in Endless Space die harte Währung, mit der ihr eure Raumschiffe oder Verbesserungen für die Planeten kauft. Durch den Handel mit anderen Fraktionen, Steuereinnahmen oder verbesserte Finanzpolitik, füllt ihr eure Staatskasse am besten auf. Die leert sich aber bei Nichtbeachten einiger komplexer Abläufe mindestens genau so schnell wieder. Ihr forscht gerne nach neuen Technologien für eure Sternensysteme und Handelsrouten? Klar, Forschung muss sein und ist auch nötig, wenn ihr die Galaxie erobern wollt, aber alles kostet Dust. Wer damit um sich wirft, wird schnell dem Pleitegeier Hallo sagen können. Da wird euch auch einer der drei wählbaren Helden nicht mehr aus der Patsche helfen können. Diese wählt ihr zu Beginn einer Partie aus und weist sie einem System oder einer Flotte zu, wo sie dann ihre Boni nutzen, um zum Beispiel ein Sternensystem mit mehr Nahrung zu versorgen oder eine Flotte mit mehr Verteidigung. Nach einer gewissen Zeit steigen die Helden auch im Level auf, was sie teurer, aber auch viel stärker macht.

Verschwindet aus meiner Galaxie!

In Endless Space hängt alles miteinander zusammen, hier ist die perfekte Mischung gefragt. Soll ich einen Krieg beginnen und den anderen ihren hübschen Planeten mit hoher Lebensqualität abluchsen oder lieber weiter mit ihnen Handel treiben? Es sind unzählige Strategien möglich, was den Titel zu einem wahren taktischen Schwergewicht macht. Aber ganz so extrem, wie es sich anhört, ist es dann doch nicht. Die Benutzeroberfläche erweist sich hierbei als pures Gold. So gut wie alles, was ihr für eine erfolgreiche Führung einer Galaxie braucht, findet sich auf der Strategiekarte. Status meines Planeten? Klick auf den Planeten. Status meiner Handels- und Friedensabkommen? Klick auf das Diplomatiesymbol. Übersicht der Nahrung und Finanzen? Klick auf die Übersicht der Sternensysteme. Keine verschachtelten Menüs oder kryptischen Schieberegler, alles ist übersichtlich und sofort mit nur einem Klick zu erreichen, großartig!

Doch so ganz fehlerlos ist Endless Space leider nicht. Wenn es darum geht, eure immer größer werdenden Flottenverbände vernünftig zu führen, lässt das Interface euch ein wenig im Stich. Bei vielen verschiedenen Flotten, die alle an einem Planeten parken, ist es schon eine nicht zu verachtende Fummelei, die sogar noch ausarten kann, wenn ihr Schiffe hin und her verschieben wollt. Auch die wirklich gelungene KI hat ein paar Macken. Die computergesteuerten Kontrahenten legen ihr Augenmerk nämlich viel zu sehr auf die militärische Macht, was euren Spielstil beeinflusst, da ihr ebenfalls möglichst schnell eine vernünftige Flotte aus dem Hut zaubern müsst. Wenn man es zusammenfassen möchte, ist das gesamte Kampfsystem eine gewöhnungsbedürftige Geschichte. Zwar darf man beim Bau der Schiffe wunderbar tief ins Detail gehen und die Flotten so völlig nach eigenem Geschmack erstellen. Wenn es aber in einen Kampf geht, seid ihr fast nur Zuschauer. Die Schlachten laufen völlig eigenständig ab, nur mit verschiedenen Taktiken in den Kampfphasen könnt ihr ein bisschen ins Geschehen eingreifen.

Die Schönheit des Weltalls

Grafisch präsentiert sich Endless Space für ein Weltraum-Strategiespiel von seiner schönsten Seite. Die Planeten sehen zum Verlieben aus und auch die Schiffe glänzen mit scharfen Texturen sowie abwechslungsreichem Design. Die bewohnbaren Sterne verändern sich sogar, je nach Bevölkerungsmenge oder Anomalie. Schade ist nur, dass die gekauften Verbesserungen für das Sternensystem die Planeten nicht sichtbar verändern und die Upgrades für die Schiffe nur Zahlen sind. Im weiteren Verlauf des Spiels werdet ihr auch mit teils ziemlich starken Nachladerucklern auf der Strategiekarte zu kämpfen haben. Wir vermuten das hier in der Anzahl der Flotten, die auf der Karte hin und her geschoben werden, der Hund begraben liegt. Trotzdem macht die gesamte Präsentation einen erstklassigen Eindruck. Auch die Musikstücke passen wie die Faust aufs Auge und haben sogar einen beruhigenden Effekt, der die Atmosphäre des Spiels unterstreicht.

Fazit

Marek Orzechowski - Portraitvon Marek Orzechowski
Nach dem Debakel mit Legends of Pegasus war ich bestimmt nicht der Einzige, der schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte. Wird es irgendwann noch jemand schaffen, ein 4X-Weltraum-Strategiespiel zu entwickeln, das mehr als nur eine schnell auf den Markt geworfene Produktion ist? Und wer hätte das gedacht, Endless Space schaffte es tatsächlich mich zu begeistern, und für Stunden an den PC zu fesseln. Wer braucht schon eine Geschichte oder Sprecher, die einen aus den Tiefen des Weltalls reißen. Die Stille und die beruhigenden Soundtracks reichen völlig aus, um mich völlig in den Bann zu ziehen. Das mag von Spieler zu Spieler anders sein, aber Veteranen der Atari-Ära werden wissen, wie schön es ist, alleine gelassen zu werden, nur mit der Mechanik des Spiels, denn der Rest geschieht im Kopf. Wenn wir schon beim Kopf und dessen Inhalt sind, sollte euch klar sein, dass ihr den vor dem Spielen von Endless Space ordentlich auf Betriebstemperatur bringen müsst. Es mag zwar durch die grandiose Benutzeroberfläche alles wunderbar aufgeräumt aussehen, unter der Haube versteckt sich hier aber ein strategisches Schwergewicht. Um erfolgreich zu sein, müssen komplexe Abläufe und Verbindungen verinnerlicht werden. Alles scheint miteinander zu funktionieren und jede eurer Handlungen wirkt sich früher oder später auf das Spielgeschehen aus. Natürlich ist in Endless Space nicht alles perfekt, aber die Minuspunkte, wie die umständliche Flottenführung oder die fehlenden taktischen Kämpfe machen das Spiel nicht kaputt. Na ja, die Nachladeruckler sind zwar ein kleiner Spielspaßkiller, doch man darf vermuten, dass dies noch ausgebügelt wird. Wenn ihr auf die Erkundung von Planeten steht, glaubt, dass euch in Sachen Finanzpolitik sowie im Regieren von Sternensystemen keiner etwas vormachen kann, und ihr auf Echtzeitkämpfe verzichten könnt, dann herzlich willkommen im Paradies.

Überblick

Pro

  • einstellbare Siegesbedingungen und Fraktionen
  • faire automatische Speicherung
  • ausführliches Tutorial
  • das Fehlen der Story lässt euch eure eigene Geschichten schreiben
  • aufgeräumte und einfach zu handhabende Benutzeroberfläche8 verschiedene Fraktionen mit eigenen Schiffen sowie Vor- und Nachteilen
  • gigantischer Forschungsbaum
  • stimmige Musikuntermalung und hübsche Grafik
  • Raumschiffe können selbst ausgerüstet werden

Contra

  • teils umständliche Flottenführung
  • starke Nachladeruckler im weiteren Spielverlauf
  • Kämpfe verlangen kein taktisches Geschick
  • für Profis ein wenig zu einfach
  • KI ist zu sehr auf Militärstärke ausgelegt

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