Test - Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske : Stealth-Action vom Allerfeinsten
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- One
Wie gut das Level-Design ist, bemerkt man spätestens, wenn man das Zusammenspiel aus Umgebungen und Spielmechaniken erlebt. Wie gewohnt steht es euch völlig frei, wie ihr eure Missionen lösen sollt. Jedes Level ist im Grunde ein kleiner Mini-Open-World-Sandkasten, in dem ihr euch austoben könnt. Ob ihr dabei alles niedermacht, was euch vor die Klinge kommt, oder gewaltlos durch die Level schleicht oder eine Mischung aus beidem spielt, bleibt das ganze Spiel über euch überlassen.
Die Skills und Perks von Corvo und Emily unterstützen diese spielerische Freiheit. Sie ähneln sich bei beiden Charakteren, unterscheiden sich aber wiederum genug, um einen zweiten Durchgang mit einem anderen Charakter lohnend zu machen. Ohnehin können die unzähligen Wege und Möglichkeiten der Level kaum in nur einem Durchgang ausgeschöpft werden und es gibt massig versteckte Objekte, die oftmals nicht leicht zu erreichen sind.
All das sorgt dafür, dass ihr euch in einem Level mitunter stundenlang aufhalten könnt, selbst wenn die eigentliche Mission bereits erledigt ist. Währenddessen werdet ihr immer neue Möglichkeiten entdecken, und das ist absolut faszinierend. Es motiviert auf jeden Fall, mindestens ein zweites Mal zu spielen - vielleicht mit einem anderen Charakter, anderen Voreinstellungen, einer anderen Vorgehensweise oder einer Fokussierung auf andere Skills. Vielleicht habt ihr beim ersten Versuch auch einiges nicht gefunden, was an der Spielerehre nagt.
Mit der Kraft des Schwertes oder des Übernatürlichen
Waffen und Skills gewähren zusätzliche Möglichkeiten. Schwert, Armbrust, Pistole und Granaten oder Minen, zum Teil mit unterschiedlicher Wirkung und Munition, eignen sich sowohl für rabiaten als auch heimlichen Einsatz. Die Skills wiederum setzen sowohl auf Kampf als auch Agilität und die Beeinflussung oder Ablenkung von Gegnern. Dabei gibt es einige originelle Möglichkeiten, die recht unterschiedliche Spielstile erlauben. Wir hatten eine Menge Spaß dabei, mit „Weitreichen“ an höhere oder entfernte Stellen zu huschen oder Gegner zu uns zu zerren, um sie auszuschalten. Oder mit „Domino“ zwei oder drei Gegner zu markieren, denen das Schicksal eines einzelnen zuteil wird.
Per Radialmenü sind die Fertigkeiten schnell gewählt. Mit den beiden Triggern beziehungsweise Maustasten nutzt ihr Waffen und Fertigkeiten, zudem könnt ihr schleichen, Angriffe blocken und mit gutem Timing kontern oder fix per Steuerkreuz oder Zahlentaste Heiltränke, Mana oder Munition auswählen. Sowohl auf dem PC als auch auf der Konsole geht die Steuerung gut von der Hand.
Sowohl Level-Design als auch KI stellen euch durchaus vor Herausforderungen, auch wenn Dishonored 2 wie sein Vorgänger zum Ende hin einen Tick zu einfach wird, sofern ihr alle Fertigkeiten und Perks ausgebildet habt. Die KI, die vorrangig auf Sichtlinie arbeitet, aber auch auf Geräusche achtet, ist aufmerksam und nicht schlecht darin, euch zu jagen oder zu verfolgen. Schnell wird Verstärkung gerufen oder ein Alarm ausgelöst, was den offenen Kampf gefährlich macht. Die Schwertattacken von drei oder vier Gegnern nebst einem Pistolenschützen im Hintergrund sind nicht selten ein guter Grund, schnell die Flucht anzutreten.
Stealth und Action funktionieren nahezu makellos, ohne auf dubiose Deckungsmanöver oder Ähnliches zu setzen. Agent 47, Adam Jensen und Dieb Garrett stehen beschämt in der Ecke, während wir in Dishonored 2 in einem grandiosen Flow durch die Level huschen. Das Spiel lädt einen geradezu dazu ein, zu experimentieren, kreative Lösungen zu finden oder einfach die berauschende Macht zu erleben, ein ganzes Level zu entvölkern. Selbst wenn euer Schleichen fehlschlägt, endet das nie in einer Bestrafung, sondern in einer lohnenden Herausforderung. Das Spiel gibt euch einen Ort und eine Handvoll Werkzeuge, alles andere liegt ganz an euch, und das macht verdammt viel Spaß.
Kreative Highlights
Gerade, als man denkt, man hätte in den rund 20 bis 30 Stunden eines Durchgangs schon alles erlebt, nach tollen Leveln wie der Clockwork Mansion oder dem Konservatorium, stellen die Entwickler alles auf den Kopf. Sie berauben uns im grandiosen Stilton-Anwesen aller übernatürlichen Kräfte und drücken uns einen Chronowandler in die Hand, mit dem wir durch die Zeit blicken und springen können, was zu einigen ausgesprochen clever gestalteten Rätselpassagen führt und sogar genutzt werden kann, um Gegner zu umgehen.
Woraus andere Entwickler ganze Spiele machen, das wird von Arkane Studios komprimiert in ein einziges Level gesteckt und zu einem der atemberaubendsten, intelligentesten Spielabschnitte, die wir je gesehen haben. Aber wir wollen nicht zu viel verraten, erlebt es selbst. Allein dieses Level ist schon den Kauf wert. Wir können gar nicht ermessen, wie schwierig dessen Gestaltung war.
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