Test - Deadpool : Egozentrischer Action-Sonderling
- X360
Deadpool ist Marvels schrulligster und verrücktester Antiheld. Dabei gab es schon einige Superhelden vor ihm, die ein eigenes Videospiel bekommen haben. Viele fuhren allerdings mit voller Wucht gegen eine Betonmauer und versanken schnell im Spieleschredder. Die Entwickler der High Moon Studios versuchen natürlich, dies mit ihrem neuen Action-Titel zu vermeiden. Ob der schizophrene Typ im Spandexanzug mit Doppelschwert und -pistolen überzeugen kann oder wie einige seiner Comic-Kollegen im spielerischen Nirgendwo verschwindet, verraten wir euch in unserem Test.
Deadpool ist psychotisch, exzentrisch und hat ein Ego, das von hier bis nach Timbuktu reicht. Mit so jemandem zusammenzuarbeiten, ist äußerst schwierig. Generell könnte er sich freuen, denn er hat sein eigenes Videospiel bekommen. Aber die Entwickler legen ihm ein eng gestricktes Skript vor die Nase, und genau das schmeckt dem Antihelden überhaupt nicht. So was kann sich ein Deadpool nicht gefallen lassen, woraufhin er am Spiel etliche Änderungen vornimmt. Und mittendrin seid ihr. So viel zur Geschichte des Spiels.
Der Herr des Zwiegesprächs
Herzstück des Spiels ist die Figur Deadpool selbst. Selten gab es Spielcharaktere, die eine derart große Klappe und so ein Sprüchearsenal besitzen wie diese in Fleisch gegossene Form eines Dachschadens. Seine drei Identitäten quatschen euch schier pausenlos ins Ohr, ohne allerdings dabei nervig zu werden. Der Superheld schimpft wie ein Rohrspatz, vor allem wenn ihr dafür gesorgt habt, dass er seine Wunden regenerieren muss. Er kommentiert euren Spielstil und eure Fehler und fordert euch immer wieder auf, doch endlich seine Waffe oder Spezialfähigkeit zu verwenden. Das bietet ausgezeichnete Unterhaltung und bringt den typischen Deadpool-Humor ins Spiel, den vor allem Comic-Fans lieben.
Immer kräftig drauf
Selbstverständlich dürfen Kämpfe nicht fehlen. Diese fallen, wie soll es auch anders sein, extrem übertrieben aus. In der Third-Person-Perspektive stehen euch diverse Schusswaffen und Klingen zur Auswahl. Ihr verbindet Nah- mit Fernkampfangriffen und sammelt pausenlos Deadpool-Points. Mit diesen Punkten könnt ihr diverse Boni kaufen, um eure Spezialkombos und alles mögliche andere Zeug aufzuwerten. Auch wenn es einige typische und eher innovationslose Abschnitte zu durchkämpfen gibt, gestalten sich die Gefechte insgesamt unterhaltsam und dynamisch. Das liegt vor allem am kruden Kampfstil und der herrlichen Übertreibung Deadpools. Sollte sich euer Held dabei verletzen, kann er sich übrigens selbstständig regenerieren.
Und sonst?
Was nicht so gefällt, sind die sehr hakelige Kameraführung und die schwammige Steuerung. Um Deadpool geschwind durch die leider linearen Level zu steuern, braucht ihr schon eine gewisse Eingewöhnungszeit. Zudem fehlt es dem Spiel an fordernden Bossen und einer Portion unterschiedlicher Feinde. Für Abwechslung sorgen in ruhigen Momenten hingegen die Klettereinlagen und spontanen, aberwitzigen Minispiele. Positiv sind zudem die vielen Anspielungen auf die Popkultur, die anderen Comic-Helden und die riesige Anzahl verrückter Situationen. Die Grafik wird hingegen keine Lobeshymnen einfahren, denn die ist altbacken und nicht gerade das Glanzstück des Action-Titels. Dem gegenüber stehen Soundtrack und -Effekte, die eines Comic-Titels würdig sind und eine tolle Stimmung erzeugen.
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