Preview - Days Gone : Zombie-Assassin's-Creed mit Last-of-Us-Atmosphäre
- PS4
Vieles wissen wir bereits über Days Gone: dass die Zombies nicht Zombies, sondern Freaker heißen und sich wie im Film World War Z zu einem reißenden Fluss aus blutlüsternen Körpern zusammenschließen. Oder über das Open-World-Gameplay, das mit seinem Erobern von Lagern und Erklimmen von Türmen den Spielen nach „Ubisoft-Formel“ wie Assassin's Creed und Far Cry ähnelt. Doch nachdem wir nun die ersten vier Stunden spielen durften, wissen wir eine Sache mehr, die wir so noch nicht kannten: dass es stärker als viele vergleichbare Titel auf Story und Emotionen setzt.
Um es eingangs gleich mal auf den Punkt zu bringen: Von der ersten Sekunde an merkt man Days Gone an, welches Spiel sich Entwickler Bend Studios für die Geschichte und die Emotionalität zum Vorbild genommen hat, nämlich The Last of Us, dasjenige Spiel, das Story-Telling in Videospielen einst neu definiert hat. Nicht das schlechteste Vorbild, zweifellos.
Die Eröffnungsszene von Days Gone ähnelt daher auch in vielerlei Hinsicht dem legendären Anfang des Naughty-Dog-Meisterwerks. In der Rolle von Deacon St. John erleben wir den Ausbruch der Zombie-Apokalypse hautnah. In den Straßen herrschen kriegsähnliche Zustände. Das Militär führt einen verzweifelten Kampf gegen die „Freaker“ genannten Infizierten. Die Hoffnung, wieder Herr der Lage zu werden, ist bereits aufgegeben. Nun kann es nur noch darum gehen, so viele Überlebende wie möglich zu evakuieren, zu retten, was noch zu retten ist.
Darunter auch Deacon, sein bester Freund Boozer und seine Frau Sarah. Doch Sarah wurde schwer verletzt. Ob sie durchkommen wird, ist ungewiss. Und im Hubschrauber ist nur noch Platz für zwei Personen. Deacon trifft eine folgenschwere Entscheidung, die sein Leben für immer verändern wird …
Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang
Zwei Jahre später ist das Antlitz der Erde ein anderes. Die Freaker beherrschen weite Teile des Landes. Menschen sind eine aussterbende Spezies. Deacon und seine Kumpane haben sich in die schier endlosen Wälder Oregons zurückgezogen, ein menschenfeindlicher Ort, der aber durch seine Abgeschiedenheit Schutz verheißt. Hier beginnt unser Abenteuer, 700 und ein paar zerquetschte Tage nach dem Ende der Welt, wie wir sie kennen. Oder auf Englisch: 741 Days Gone. Der Titel des Spiels ist doppeldeutig zu verstehen: Er zählt die Tage, die seit dem Ausbruch der Zombie-Apokalypse vergangen sind; die Tage, seit eine neue Zeitrechnung begonnen hat. Gleichzeitig bezeichnet er dadurch aber auch die Zeitspanne, die vergangen ist, seitdem Deacon seine geliebte Frau verloren hat, die also „gone“ ist und ihn mit dem Schmerz des Verlustes zurücklässt.
Das Erste, was beim Spielen von Days Gone auffällt, ist, wie viel Wert die Entwickler auf Story und Inszenierung gelegt haben. Vor allem die Gesichter der Charaktere und ihre Animationen sind mit sehr viel mehr Sorgfalt und Detailversessenheit entworfen als zum Beispiel in den spielerisch sehr ähnlichen Ubisoft-Titeln wie Far Cry und Assassin's Creed. Daran sieht man deutlich die Erfahrung, die Sony in dieser Disziplin schon in Spielen wie God of War und Uncharted walten ließ.
Die Missionen mögen zwar den üblichen Mustern folgen – Lager erobern, Gegner platt machen, Gegenstände auftreiben – die Motivation, dies zu tun, steht aber von Anfang im Zentrum der Erfahrung. Ein kompletter Handlungsstrang der Hauptstory widmet sich so etwa der Geschichte um Deacon und seine Frau. Beim Versuch, ihre letzten Stunden und ihren Verbleib zu rekonstruieren (ist sie womöglich doch noch am Leben?), erleben wir in Rückblenden die Vorgeschichte der beiden in einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war: wie die beiden sich kennenlernten, sich verliebten und schließlich heirateten. Der emotionale Trailer, der vor einiger Zeit veröffentlicht wurde und die Hochzeit der beiden zeigt, ist daher nicht bloß ein auf Sentiment zielendes Werbevideo, sondern gibt anschaulich die Gefühlslage vor, die über weite Strecken des Spiels herrscht. In der Welt von Days Gone steht nicht einfach nur Mann gegen Zombies. Stattdessen hat jeder sein Päckchen aus Verlust und schwindender Hoffnung zu tragen, das eine gute Postapokalypse-Geschichte auszeichnet.
Freaker sind keine Zombies
Noch immer lässt Sony die Katze nicht aus dem Sack, welchen Auslöser die Zombie-Apokalypse nun eigentlich hat. Dafür war aber beim Anspielen endlich mehr über die Natur der unterschiedlichen Freaker-Typen in Erfahrung zu bringen. Die normalen Gegner sind relativ tumb und reagieren vor allem auf Geräusche, aber auch Sichtkontakt. Unauffälliges Vorgehen ist daher höchstens angeraten, denn sobald euch ein Gegner entdeckt, lockt er auch seine Kollegen in der Nähe zu sich. Das führt schnell dazu, dass sich die Freaker bei der Verfolgung zu einem reißenden Fluss aus Körpern zusammenschließen, wie man sie in den Trailern schon häufig gesehen hat und gewissermaßen zum Markenzeichen des Spiels geworden ist.
Entsprechend gefährlich sind daher auch die Freaker der zweiten Gattung: die Schreier. Sobald sie auf euch aufmerksam werden, machen sie ihrem Namen Ehre und rufen mit ohrenbetäubendem Gebrüll ihre Artgenossen herbei, die nun Jagd auf euch machen. Da hilft meistens nur noch Reißausnehmen. Ganz anders hingegen verhalten sich die sogenannten Newts: Diese Freakerklasse ist verhältnismäßig schmächtig und wehrlos. Daher halten sie in der Regel Abstand zu euch, verschanzen sich auf Dächern, behalten euch schmatzend im Auge und warten geduldig auf den richtigen Augenblick zum Hinterhalt. Steht es dann um eure Gesundheit einmal nicht so blendend, stürzen sie sich auf euch herab, um euch das verbliebene Lebensfünkchen zu rauben.
Das genaue Gegenteil davon bilden hingegen die „Brecher“: Diese hünenhaften Gegner verfügen über übermenschliche Kräfte, weswegen ihr ihnen unbedingt mit ausreichend Munition und gebührendem Respekt entgegentreten solltet.
Motorräder sind die besseren Pferde
Fast schon Standard im Genre der Open-World-Spiele ist ein rudimentäres Rollenspielsystem: Ähnlich wie in Horizon: Zero Dawn oder den neueren Assassin's-Creed-Teilen erhaltet ihr Erfahrungspunkte durch besiegte Gegner und abgeschlossene Missionen, wodurch ihr neue Fähigkeiten in den drei Skilltrees Überlebenskünstler, Nahkampf und Fernkampf erhaltet und euren Charakter so eurem persönlichen Spielstil anpasst.
Neu ist hingegen, dass euer Motorrad ebenfalls so etwas wie einen eigenen Rollenspiel-Charakter besitzt – in etwa vergleichbar mit eurem Pferd in Red Dead Redemption 2. So könnt ihr es im Spielverlauf nach und nach tunen und erweitern, um etwa mehr Stauraum für Waffen und Gegenstände zu erhalten, aber auch um es schneller, robuster und wendiger zu machen. Zwar könnt ihr auch auf andere Fahrzeuge umsteigen, doch wird man dies vermutlich nur in Notsituationen tun, wenn einem beispielsweise mitten in der Wildnis das Benzin ausgegangen ist. Denn als wahrer Biker hält man natürlich zu seinem eigenen Motorrad, das einem mehr als alles Andere in der Welt lieb und teuer ist.
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