Test - Dante's Inferno : Einmal Hölle. Und zurück?
- PS3
- X360
Das volle Programm
Dante steigt im Spielverlauf im tiefer in die Hölle hinab und durchquert die neun Höllenkreise, die jeweils nach der Art der jeweiligen Todsünde eine morbid-bizarre Themenwelt des Schreckens bieten. Entsprechend eklig und krank sehen auch die Kreaturen aus, die einem dort so über den Weg laufen. Von auf den ersten Blick verlockenden, halbnackten Busenwundern (deren diverse Mutationen sie allerdings nicht mehr ganz so attraktiv machen) im Wollust-Wellness-Bereich bis hin zu strunzhässlichen Fettsäcken in der Völlerei-Area, die grünen Schleim spucken, ist alles vertreten, was man sonst in Reality-Shows des Nachmittagsprogramms der Privatsender vermuten würde. Hölle halt.
Und wie es sich für eine echte Konsolen-Schlachterplatte gehört, warten diverse Bossgegner auf euch, die es vor allem optisch in sich haben. Dreiköpfige Riesenwürmer gibt's da. Oder mehrer Stockwerke große Riesenfrauen, aus deren blanken Brustwarzen kleine Minibabys mit Klingenhänden hüpfen, um euch in Stücke zu schneiden. Klingt krank? Ist es auch. Hölle halt. Trotz der imposanten Erscheinung habt ihr relativ schnell die individuelle Achillesverse der opulenten Obermotze ausgemacht und sie in die ... äh ... Hölle geschickt. Frustmomente sind bei diesen Kämpfen eher selten. Besonders sehenswert bei Dante's Inferno: Drückt ihr innerhalb eines bestimmten Zeitfensters eine bestimmte Knopfkombination, nehmt ihr vor allem größere Feinde spektakulär auseinander. Im wahrsten Wortsinn. Da werden fröhlich Leiber in zwei Teile gerissen, Geschöpfe geköpft oder sonst wie in handliche Teile zerlegt.
Hüpf-Hölle?
Im Gegensatz zu den Auseinandersetzungen mit den Höllenfuzzis dürften die obligatorisch eingestreuten Schalter-, Sprung- oder Schieberätsel schon eher mal eure Nerven strapazieren. Zwar ist auch hier alles mit geringem Hirnschmalzeinsatz zu lösen, allerdings sind einige Passagen, die auf Zeit bewältigt werden müssen, einfach nervig. Wenn man zum dreizehnten Mal erst Schalter A auf Plattform X umlegen muss, um dann Schalter B auf Plattform Y umzulegen, um dann durch ein sich schnell schließendes Tor wetzen zu können, ist das dem Spielspaß nicht gerade förderlich. Ansonsten gibt's die übliche Mischung: hier mal auf rotierenden Scheiben herumspringen, da mal von Seil zu Seil schwingen und dort die richtigen Schalter betätigen, um den Teleporter zur nächsten Etage nutzen zu können. Blöcke verschieben und woanders richtig platzieren gehört übrigens auch zum Tagesgeschäft in der Hölle. Alles nicht neu, aber auch nicht schlecht.
Reitstunden und Quellen
Wie beim Genrebegründer stolpert auch Dante immer wieder über praktische Quellen, die für Nachschub in Sachen Lebensenergie oder Magie sorgen. Mit ausreichend Magie wird euer Kruzifix übrigens zu einer hilfreichen Fernkampfwaffe. Auf Knopfdruck schleudert ihr den mies gelaunten Höllenbewohnern magische Strahlen entgegen, was sich gerade bei geflügelten Wespenmutanten als effektive Angriffsvariante entpuppt. Je nachdem, wie ihr gerade drauf seid, könnt ihr an bestimmten Stellen arme Seelen entweder mit der Sense bestrafen oder mit dem Kreuz erlösen. So entwickelt ihr euch entweder zum Erlöser oder gnadenlosen Vollstrecker. Mit den durch die Aktionen aufgeklaubten Seelen „erkauft" ihr euch dann neue Angriffskombos.
Zu den absoluten Highlights bei den Kämpfen gehören die Momente, in denen ihr den Reiter eines riesigen, Minotaurus-ähnlichen Geschöpfs aus dem Sattel schnetzelt, um schließlich selbst mit dem Vieh durch die Gegend zu galoppieren. Da macht es dann unheimlich viel Freude, Gegner einfach unter den Hufen zu zerquetschen oder mit dem Feueratem der Höllenkreatur zu verbrutzeln.
Stimmiger Höllentrip
Dante's Inferno spielt zwar in der Hölle, die technische Umsetzung und Präsentation sind allerdings alles andere als unterirdisch. Die verschiedenen Höllenzirkel haben ihren individuellen Look, mal sucht ihr in riesigen Hallen nach dem Ausgang, mal schleicht ihr durch enge Gänge oder verwinkelte Höhlensysteme. Das Leveldesign gefällt, allerdings machen die Umgebungen einen nicht ganz so polierten, knackigen grafischen Eindruck wie das Ambiente der God-of-War-Serie. Die Kamera kann von euch zwar nicht manuell nachjustiert werden, dies ist aufgrund der guten automatischen Kameraarbeit aber auch gar nicht nötig. Vor allem in den Momenten, wenn die Kamera direkt hinter der Spielfigur platziert ist und dann „aufzieht", weil ihr ein riesiges Gewölbe betretet, zeigt das Spiel seine Stärken.
Weitere Pluspunkte der Spielmechanik sind die fairen Rücksetzpunkte und die mehr als ausreichend vorhandenen Speicherpunkte. Dadurch wurden potenzielle Frustmomente von den Entwicklern geschickt entschärft. Der Sound trägt einen nicht unwesentlichen Teil zu der morbiden Atmosphäre bei. Wenn ihr beim Klettern an einer Wand das Stöhnen, Wimmern und Schreien der armen Seelen hört, wisst ihr, dass dies kein fröhlicher Betriebsausflug wird. Komplettiert wird das Ganze durch gute Animationen, eklige Endgegner und eine packende, wenn auch grafisch nicht überragende Darstellung der Hölle.
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