Test - Commandos 2 & Praetorians HD Remaster : Zwei Klassiker im neuen Gewand
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Nicht mehr lange und sowohl Commandos 2 als auch Praetorians haben ihr zwanzigjähriges Jubiläum erreicht. Grund für Yippee! und Kalypso, den Klassikern mit HD-Remaster-Versionen wieder in die Verkaufsregale zu verhelfen. Doch reicht eine Frischzellenkur aus, um aus den in die Jahre gekommenen Echtzeit-Strategiespielen wieder konkurrenzfähige Titel zu machen? Oder werden damit lediglich die Fans geschröpft?
Bevor das spanische Entwicklerstudio Pyro Studios den Computerspielen den Rücken kehrte und sich nach der Fusion mit Play Wireless komplett auf Anwendungen für mobile Endgeräte spezialisierte, haben die Jungs und Mädels aus Madrid einige erfolgreiche und vor allem auch richtungsweisende Titel abgeliefert. Die beiden bekanntesten Spiele aus diesem Hause dürften sicherlich Commandos 2 und Praetorians sein, Taktikspiele, die noch heute über große Fangemeinden verfügen.
Zu ihrer Zeit, also vor knapp 18 bzw. 17 Jahren, galten beide als die besten Vertreter ihres Genres und wurden mit Lob und Auszeichnungen überschüttet. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand an die glorreichen Tage dieser Klassiker erinnern würde und sie für den heutigen Markt neu aufpoliert. Dieser jemand ist das Entwicklerstudio Yippee, das 2016 von Team 17 aufgekauft wurde und mithilfe von Kalypso Media die HD-Remaster nun an den Start gebracht hat.
Commandos 2 HD Remaster
Beginnen wir mit Commandos 2: Men of Courage, einem Echtzeit-Taktik-Computerspiel, das ursprünglich 2001 für den PC erschien und nun von Yippee! eine optische Überarbeitung erhielt. Die Fortsetzung zu Commandos: Hinter feindlichen Linien schickt euch im Zweiten Weltkrieg mit einem Team aus Spezialisten ins Feindgebiet, wo ihr Aufgaben bewältigen müsst, die weitgehend als Himmelfahrtskommando eingestuft wurden. Sprengt die Brücke am Kwai, erbeutet ein gestohlenes U-Boot zurück ... das Übliche eben.
Für das Remaster kommt die aktuelle Unity-Engine zum Einsatz, die dem Spiel eine Auflösung von 4K erlaubt und die namensgebenden Commandos sowie ihre Widersacher mit gut dreimal so vielen Polygonen darstellt. Diese Neuerungen sorgen dafür, dass gerade die Charaktermodelle und ihre Bewegungsanimationen ausgesprochen schön anzusehen sind. Im Vergleich mit dem Original kann man nun die Uniformen der einzelnen Einheiten viel besser voneinander unterscheiden, was es zum Beispiel leichter macht, spezialisierte Feinde auf der Map zu identifizieren.
Dank des stufenlosen Zooms, der in einem ersten Update nachgereicht wurde, ist es zudem möglich, anständig weit rauszuzoomen und sich einen besseren Überblick von der Lage zu verschaffen. Dadurch ist es nun deutlich einfacher, Feind wie Freund im Auge zu behalten und sich die beste Strategie auszudenken, um das Einsatzziel zu erreichen. Da die Missionen eins zu eins dem Original entsprechen, gibt es wie jeher zahlreiche Möglichkeiten, die Aufgaben erfolgreich abzuschließen.
Abseits von dieser visuellen Politur hat sich an Commandos 2 natürlich nichts verändert, was sowohl positive wie auch negative Auswirkungen mit sich bringt. Denn das Taktikspiel gehört selbst in Zeiten von XCOM 2 noch immer zu den anspruchsvollsten und kniffligsten Vertretern seiner Art, fällt aber in Sachen Steuerung unnötig kompliziert und wenig intuitiv aus. Ihr müsst mit einem wenig sensitiven Mauszeiger und massenweise Hotkeys hantieren, während ihr die Karte nur auf umständlichem Weg und lediglich in vier 90-Grad-Schritten drehen könnt.
Fans des Originals, die nicht mehr und nicht weniger als eine grafisch überarbeitete Version davon erwarten, dürften mit Commandos 2 HD Remaster zufrieden sein. Wer bisher noch keine Berührungspunkte mit dem Spiel hatte, lässt aber wahrscheinlich besser die Finger davon, denn die Steuerung wurde nicht überarbeitet und ist heute mindestens so umständlich wie 2001.
Denn viele Steuerungskonventionen, die in den letzten knapp 20 Jahren in Echtzeit-Strategiespielen eingeführt wurden und seitdem zum Standard gehören, werden hier komplett vermisst. Es dauert selbst für Veteranen des Originals einige Missionen, bis man sich an die Tastenbelegung gewöhnt hat. Neulinge dürften entsprechend bereits zu Beginn stark abgeschreckt werden. Außerdem wurde auf den legendären Multiplayer-Modus verzichtet, was den Reiz an diesem Spiel noch weiter senkt.
Praetorians HD Remaster
Vor knapp 17 Jahren zogen die Praetorians das erste Mal in den Kampf gegen Gallier, Ägypter und andere Feinde. Damals galt das Spiel von Pyro Studios als eines der besten seiner Art, heute fällt es schwer sich vorzustellen, warum dem so war. Zwar begeistert der Titel durch viele abwechslungsreiche Missionen und einen ansprechenden spielmechanischen Kern, doch ist die Steuerung noch schlechter gealtert als, es in Commandos 2 der Fall ist.
Das fein abgestimmte Stein-Schere-Papier-Prinzip und die unterschiedlichen Rollen, die eure Einheiten in den Missionen einnehmen, haben wenig von ihrem Reiz eingebüßt, doch die vielen kleinen und großen Fehler, die unverständlicherweise eins zu eins aus dem Original übernommen wurden, lassen die Freude am Spielen schnell schwinden. Zu konfus fällt das Verhalten der Einheiten bisweilen aus, zu wirr die Logik hinter manchen Systemen.
Dass Bogenschützen im Nahkampf sogar starke Infanterie aufmischen oder aus einem dichten Wald heraus Pfeile hageln lassen können, ist bereits schwer nachzuvollziehen, Feind-KI, die nicht auf Beschuss reagiert, und gegnerische Anführer, die sich wehrlos abschlachten lassen, sind jedoch unverzeihlich. Während man also auf der einen Seite damit beschäftigt ist, sich mit der teils konfusen Tastenbelegung vertraut zu machen, muss gleichzeitig darauf geachtet werden, welche Macken des Spiels die eigene Taktik zunichte machen können.
Doch gerade ab dem Schwierigkeitsgrad Normal darf man sich bei der Planung so gut wie keine Fehler leisten, da ein Aufeinandertreffen mit dem Feind sonst nahezu zwingend zur Niederlage führt. Dadurch macht sich reichlich Frust breit, gerade dann, wenn man glaubt, alles in Betracht gezogen zu haben, nur um zu erleben, wie die römische Armee schlichtweg nicht in der Lage ist, in einem einheitlichen Tempo oder in geordneter Formation zu marschieren.
Das artet in extrem viel Mikromanagement aus, da man ständig darauf achten muss, die Blickrichtung der Einheiten von Hand zu korrigieren und sortierte sowie nummerierte Gruppen separat zu bewegen. Wer dies nach einer Niederlage ein zweites oder sogar drittes Mal ausführen muss, gelangt sehr schnell an die Grenzen der eigenen nervlichen Belastbarkeit. Was 2003 noch modern wirkte, erscheint heute nur noch unbeholfen und unnötig kompliziert.
Zumindest hat die Grafik eine Überarbeitung erfahren, auch wenn in diesem Fall nur das Allernötigste getan wurde. Obwohl die Unreal Engine 4 genutzt wird, um das Spiel in einem modernen Look zu präsentieren, ist das Ergebnis eher unterdurchschnittlich. Die lieblos animierten Pixelschlachten verwischen oft zu einem groben Grafikbrei, das Bild wird immer wieder von Tearing zerrissen und es kommt wiederholt zu Rucklern.
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