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Test - Champions Online : Mit Superkräften und dicken Schwächen

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Actionreiches Kampfsystem

Die Kämpfe gegen die Bösewichter sind recht Action-orientiert. Prinzipiell sammelt ihr mit einem mehr oder minder automatischen Angriff Energie, um damit eure Spezialfähigkeiten zu „finanzieren". Diese werden nicht nur auf Knopfdruck abgefeuert, sondern können auch durch längeres Gedrückthalten der entsprechenden Taste aufgeladen oder so lange aktiv gehalten werden, bis eure Energie am Ende ist. Keine schlechte Idee im Grunde. Das Blocken von Angriffen der Gegner ist möglich, scheint aber - vielleicht Lag-bedingt - nicht immer zu funktionieren. Nervig ist, dass ihr aus umklammernden Angriffen der Gegner nur durch lästiges Button-Smashing herauskommt. Nach einem Kampf seid ihr recht schnell wieder einsatzbereit, Energie und Lebenspunkte laden sich fix wieder auf.

Für die Kämpfe gegen unterschiedliche Kategorien von Feinden erhaltet ihr natürlich Erfahrungspunkte, aber bei Weitem weniger als für Quests. Freunde gemütlichen „Grindens" werden nicht viel Freude an dem Spiel haben. Die Quests stehen deutlich im Vordergrund, sind aber leider genauso eintönig und generisch wie in den meisten anderen Spielen. Nur selten gibt es mal originelle Ideen. Das Gros bewegt sich im üblichen Standard: „Töte X Gegner", „Suche dies und das" oder „Sammle X Gegenstände". Hübsch ist hingegen, dass es ähnlich wie in Warhammer Online öffentliche Quests gibt, an denen jeder teilnehmen kann und deren Belohnungen abhängig von der Beteiligung ausfallen. Hinzu kommen ein paar ortsabhängige Zufallsquests.

Beute und Handwerk

Die werden natürlich wie gewohnt mit Erfahrungspunkten und Beute belohnt. Beim Betrachten der Beutestücke kommt mitunter Verwirrung auf, denn leider wird nur selten klar, welche Auswirkung bestimmte Attribute oder Werte haben. Auch fehlt einem ein bisschen der klare Zusammenhang zwischen bestimmten Fähigkeiten und den Attributen. Brauche ich als Feuernutzer nun mehr Ego? Präsenz? Intelligenz? Oder was auch immer? Hier wird der Spieler leider ein wenig zu oft allein gelassen. Es dauert eine Weile, bis man sich in den ganzen Salat der Attribute so richtig eingearbeitet hat. Dass die deutsche Lokalisierung in vielen Fällen nicht angekommen ist, verbessert die Situation nicht.

Handwerker kommen jedenfalls auf ihre Kosten. Zumindest halbwegs. Es gibt drei verschiedene Handwerksgebiete - Wissenschaft, Waffen und Mystizismus. Selbige bieten jeweils noch einmal Spezialisierungen. Material erhaltet ihr in bestimmten Behältern in den Umgebungen oder durch das Zerlegen der reichlich vorhandenen Beute. Leider bieten die Rezepte, die ihr erlernen könnt, erst in späteren Levels halbwegs sinnvolle Gegenstände, sieht man mal von den immer gern genommenen und meist vollen Taschen ab. Einen echten Mehrwert zu der üblichen Beute bietet das Handwerk nur selten.

Leider keine Super-Performance

Leidensfähigkeit sollten Spieler aber ohnehin mitbringen, speziell was die Hardware-Anforderungen angeht. Die Umgebungen zeigen Comic-Grafik mit durchaus ansehnlichen Landschaften, die auf die Dauer allerdings etwas eintönig wirken. Das hindert das Spiel aber nicht daran, ordentlich an eurer Systemleistung zu knabbern. Immer wieder ruckelt es mächtig und speziell in Millenium City sind hässlich aufpoppende Objekte an der Tagesordnung. Immerhin, durch die Instanzierung wird zumindest verhindert, dass ein zu hohes Spieleraufkommen die Leistung noch mehr in den Keller treibt.

Schade ist das schon, denn wie gesagt sind die Umgebungen durchaus hübsch und das Gegnerdesign ist zuweilen spaßig und gelungen. Dafür laufen nach anfänglichen Schwierigkeiten aber die Server derweil recht stabil und Cryptic gibt sich Mühe, Patch nach Patch einzuspielen, um etwaige Probleme zu beheben.

Fazit

Andreas Philipp - Portraitvon Andreas Philipp
Champions Online macht dank einiger netter Einfälle eine gewisse Zeit durchaus Spaß. Doch je länger man spielt, desto stärker packt einen die Ernüchterung. Zu wenig Inhalt, zu schwache Performance, zu eintönige Quests und ein irgendwie konzeptlos wirkendes Balancing aufgrund des extrem offenen Skill-Systems. Was anfänglich vor allem nach der grandiosen Charaktererstellung dank einiger guter Ideen streckenweise sogar begeistern kann, versandet spielerisch nach einiger Zeit im absoluten Durchschnitt. Zumal bereits nach kurzer Zeit das Ende erreicht ist und die Motivation zum erneuten Spielen mit einem Zweitcharakter mangels Abwechslung gegen null geht. Das ist schade und man kann nur hoffen, dass im Laufe der Zeit mit Patches noch einiges nachgebessert wird – wie leider bei fast allen Spielen dieses Genres, die letztendlich beim Kunden reifen. Sofern diese lange genug durchhalten, bevor der finanzielle GAU beim Entwickler ansteht. Im derzeitigen Zustand wird Champions Online recht schnell anderen gescheiterten MMO-Projekten Gesellschaft leisten. Vor allem neue Inhalte tun dringend Not. Wir hoffen, dass Cryptic da schnell genug nachliefern kann.

Überblick

Pro

  • viele gute Ansätze ...
  • immens variable Charaktererstellung
  • sehr offenes Skill-System
  • nette Comic-Grafik
  • grundsätzlich gelungenes Kampfsystem
  • Unmengen an Gegenständen
  • auch solo gut spielbar
  • viele humorige Elemente

Contra

  • ... die leider nicht ausgereizt werden
  • durchwachsenes Balancing
  • Performance-Probleme
  • eintönige Quests
  • kein nennenswerter Highend-Content
  • gleicher Inhalt bei Aufbau eines Zweitcharakters
  • schwer durchschaubares Charakterwertesystem
  • sehr linearer Verlauf
  • PvP-System unausgereift
  • Gruppenbildung kaum notwendig
  • deutsche Lokalisierung nicht durchgängig

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