Test - Castlevania: Lords of Shadow : Ist das noch Castlevania?
- PS3
- X360
Vom Troll bis zum Titanen
Ähnlich abwechslungsreich wie die Umgebungen sind die Kreaturen, die euch ans Leder wollen. Von werwolfähnlichen Ungetümen über angriffslustige Gnome, rasende Warzenschweine oder eklige Riesenspinnen bis hin zu gigantischen Titanen ist alles vertreten, was das Herz des Monsterzerhackers begehrt. Größeren Viechern macht Gabriel per wiederholten Knopfdruck mit einem Finishing-Move den Garaus, sobald diese betäubt sind. Auch hier lassen God of War und Co. grüßen. Reichen anfangs noch die Grundattacken, schadet es in späteren Abschnitten nicht, einige wuchtigere Kombos auszupacken. Zusätzlich empfiehlt sich gerade bei dickeren Brocken der Einsatz von Licht- und Schattenmagie. Erstere frischt eure Lebensenergie auf, letztere verleiht euren Aktionen mehr Wumms.
An diversen Heilbrunnen füllt Gabriel ebenfalls seine Lebensenergie auf. Auch das kennen wir von ... ja, genau ... God of War. Falls ihr mal von einer Horde fieser Trolle vermöbelt werdet, sorgen fair positionierte Rücksetzpunkte dafür, dass ihr nicht das ganze Level wiederholen müsst. Neben den obligatorischen Bosskämpfen gegen bildschirmfüllende Endgegner, deren Schwachstelle gefunden werden muss, bilden vor allem die Reiteinlagen Gabriels den Höhepunkt im Rahmen der Keilereien. Die Momente, in denen ihr auf einer Riesenspinne, einem wilden Warzenschwein oder einem riesigen Troll dahintrabt, machen wirklich Laune. Nur mithilfe dieser unkonventionellen Fortbewegungsmittel kann Gabriel riesige Felsbrocken aus dem Weg räumen, Schluchten auf einer klebrigen Spinnennetzbrücke überwinden oder gigantische Tore zerstören.
Das volle Standardprogramm
So, was fehlt denn jetzt eigentlich noch, was man bei den anderen Genrevertretern abgucken könnte? Richtig, Rätselelemente! Gabriel muss neben Waffen ab und an auch mal das Hirn einsetzen. Ein Verschieberätsel hier, ein umzulegender Hebel dort, und dann noch ein paar Türen, zu denen erst der richtige Schlüssel gefunden werden muss: Auch in diesem Bereich bietet Konami das volle Standardprogramm.
Abgerundet wird das Ganze durch diverse Klettereinlagen. Mithilfe des modifizierten Kreuzes erklimmt der Protagonist steile Felswände oder schwingt sich über gähnende Abgründe zum nächsten Vorsprung. Das Klettern von Felsspalte zu Felsspalte beherrscht Gabriel Belmont ebenso wie das Balancieren auf Holzbalken oder schmalen Steinbrücken. In diesen Sequenzen sorgt die starre Kamera allerdings hin und wieder für einen unfreiwillig erhöhten Schwierigkeitsgrad.
Heiliger Gremlin-Guano!
Die Spielmechanik funktioniert bis auf einige wenige Ausnahmen beim Klettern tadellos. Allerdings sorgt die Möglichkeit, Gegner zu greifen und dann in einem kurzen Quick-Time-Event auszuschalten, dafür, dass man als Spieler gerade in späteren Abschnitten verstärkt die Feinde mit eben diesem Griffmanöver bekämpft, weil man sie so am schnellsten ausschalten kann. Selbst mit teuren Kombos dauert es länger, sich durch die Horden zu metzeln. Da kann aus Kombovielfalt schnell Eintönigkeit werden. Löblich sind die vielen schön inszenierten Schauplätze und die zahlreichen Kameraeinstellungen. Nicht immer ansehnlich sind dagegen die Texturen sowie das Kantenflimmern, was sowohl auf der Xbox 360 als auch auf der PS3 deutlich erkennbar ist.
Sichtlich Mühe gegeben haben sich die Entwickler bei den Animationen und dem Design der Monster. Alle Unholde sind mit vielen Details versehen und bewegen sich je nach Statur und Gewicht entweder geschmeidig elegant oder plump trampelnd durch die Szenerie. Erwähnens- und auch lobenswert ist die Vertonung der Dialoge. Schauspieler wie Robert Carlyle („Trainspotting", „28 Weeks later") oder Patrick Stewart („X-Men", „Star Trek: Next Generation") sorgen dafür, dass der Erzähler und die Charaktere kinoreif parlieren. Auch in der deutschen Version von Castlevania: Lords of Shadow sind die englischen Originalstimmen zu hören, unterlegt mit deutschen Untertiteln. Die Musik reicht zwar nicht an den Soundtrack genialer Klassiker wie Castlevania: Symphony of the Night heran, überzeugt aber trotzdem und treibt das Geschehen auf dem Bildschirm gut voran.
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