Special - Bloodborne : Warum 2023 das perfekte Jahr für ein neues Spiel ist
- PS4
Elden Ring räumte erst kürzlich bei den Game Awards den Titel als Spiel des Jahres ab und auch bei der Steam-Preisverleihung führte es die Top-Liste an. Trotz all der Begeisterung für From Softwares Open-World-Kracher darf man aber nicht vergessen: Das Studio und der kreative Kopf Hidetaka Miyazaki lieferten ihr Meisterstück bereits 2015 ab. Bloodborne entführte in die von H. P. Lovecraft inspirierte Stadt Yharnam und hob sich durch das flotte sowie actionreiche Kampfsystem und den viktorianischen Gothic-Stil deutlich von Dark Souls ab. Seitdem liegt die Marke brach, die Gerüchteküche kocht regelmäßig über bezüglich eines möglichen Remakes oder sogar Nachfolgers. Handfeste Ankündigungen fehlen aber. Das muss sich 2023 ändern!
Meckern kann jeder und ich als Redakteur ganz besonders gut. Doch einfach meine Meinung hinaus zu brüllen, ohne sie mit einer handfesten Argumentation zu untermauern, mache ich nicht. Glücklicherweise konnte ich in den Jahren seit dem Release von Bloodborne genügend Einblicke und Erfahrungen sammeln, um euch (und From Software *hust*) unwiderlegbare Gründe zu liefern, warum es Zeit für Neues aus Yharnam wird.
Yharnam und die Story
Sind wir mal ehrlich: Dark Fantasy als Verkaufsargument zieht nicht mehr wie früher. Nicht, dass Dark Souls und Elden Ring keine fetten Schauplätze und ein fantastisches Artdesign geboten hätten. Ja, selbst die indirekt erzählten Geschichten hatten ihren Charme. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nie ganz los, das in ähnlicher Form schon mal erlebt zu haben.
Ganz anders verhielt es sich da bei Bloodborne, dem Schauplatz Yharnam und der zugrunde liegenden Story. Eine viktorianisch angehauchte Stadt mit einer Portion Gothic-Charme (der Grufti-Stil, nicht das Piranha-Bytes-Spiel) und jeder Menge Lovecraft-Einfluss. Das Setting hat mich während meines ersten Durchgangs komplett umgehauen und schafft es auch beim x-ten Anlauf noch, mich einzusaugen. Die Geschichte rund um die Healing Church, das alte Blut und die Great Ones vermischt so viele spannende Elemente, dass nahezu täglich frische Fan-Theorien dazu erscheinen.
Ohne hier andere From-Software-Reihen zu sehr herabwürdigen zu wollen, stellt das Szenario von Bloodborne für mich die bisher größte Leistung von Miyazaki und seinem Team dar. Hier wurde ein eigenes Universum von Grund auf neu erschaffen. Das geht mir bei den Dark-Fantasy-Titeln bisweilen ab, auch aufgrund der zahlreichen Referenzen an andere Werke wie Berserk. Kurz gesagt: Ich will zurück nach Yharnam. Oder eine Stadt, die sich in der gleichen Welt befindet.
Linear kann From Software besser als Open World
Keine Frage, die offene Welt von Elden Ring lädt zum Erkunden ein, bietet viele Geheimnisse und markiert auch für mich die spannendste Vertreterin ihrer Zunft seit The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Im Gegensatz zu Nintendos Meilenstein recycelte From Software aber zu viele Elemente offensichtlich. Die kleinen Dungeons gleichen sich wie ein Backstein dem anderen und viele ihrer Bosse bekämpft ihr mehrfach. Und all die fantastischen Panoramen täuschen nicht über die sich wiederholenden Wiesen und Ruinen hinweg.
Vielmehr brilliert Elden Ring in einem Punkt, der stellvertretend für eine von From Softwares größten Stärken steht: die Legacy Dungeons. Diese halboffenen Gebiete mit ihren unzähligen Geheimnissen, Abkürzungen, Verzweigungen und sorgfältig platzierten Gegnern machen deutlich, dass sich das Studio auf linearen Pfaden am sichersten bewegt.
Hierfür steht Bloodborne geradezu symbolisch. Bereits das erste Gebiet, Central Yharnam, wird regelmäßig von Game-Design-Experten als Beispiel für nahezu perfekten Levelaufbau genannt. Und womit? Mit Recht! Indirekte Beleuchtung, vorsichtig verteilte Items und perfekt platzierte Gegner lotsen euch bis zum großen Platz, wo ihr auf eine Horde durchgedrehter Bewohner trefft. Später bricht Bloodborne die eigenen Mechaniken auf, um euch zu überraschen, in Fallen zu locken und euch dazu zu bringen, die Umgebung stets genauestens im Auge zu behalten.
Trickwaffen als Spaßgaranten
Auf den ersten Blick bieten die Prügel, mit denen ihr die Straßen Yharnams säubert, keine Besonderheiten. Die ersten drei Waffen, aus denen ihr wählt, gehören zwar nicht zum Super-Standard. Doch Axt, Hackebeil mit Sägeblatt und Gehstock gewinnen auch keinen Innovationspreis – bis ihr das erste Mal ihre alternativen Formen und die damit verbundenen Möglichkeiten entdeckt.
Nehmen wir beispielsweise die Gehhilfe: Auf Knopfdruck verwandelt sich der starre Stock in eine flinke Peitsche, mit der ihr mehrere Gegner zugleich in Schach haltet. Bei der Axt verlängert sich hingegen der Stiel, wodurch ihr zwar langsamere Attacken ausführt, aber deutlich mehr Fläche abdeckt. Diese Beispiele deuten schon an, warum die Waffen von Bloodborne so einzigartig und spaßig zu spielen sind. Wirklich genial wird es aber, wenn ihr die ungewöhnlichen Prügel anpackt.
Da wäre etwa die Whirligig Saw der Fraktion der Powder Kegs. In ihrer regulären Form klopft ihr mit einem Streitkolben die Monsterschädel zu Matsch. Umgewandelt hingegen zerteilt ihr die Biester mit einem überdimensionalen Sägeblatt. Meine Lieblingswaffe, Ludwigs Holy Blade, stellt hingegen auf den ersten Hieb ein normales Kurzschwert dar. Dessen Scheide ist aber eine Waffe für sich, nämlich ein mächtiges Großschwert. Oftmals nutzt ihr die Transformationen innerhalb von Angriffsketten, um vernichtende Kombos zu entfesseln. Für jede Situation gibt es das richtige Werkzeug. Das riesige Arsenal verleiht Bloodborne jede Menge Wiederspielwert, auch dank der Möglichkeiten beim Erstellen eures Builds.
Fordernde und belohnende Kämpfe
Kommt man von Dark Souls, kann Bloodborne einen zunächst überfordern. Die Auseinandersetzungen mit abtrünnigen Jägern und Bestien spielen sich schnell und unbarmherzig. Weil ihr keinen Schild besitzt, vermeidet ihr Schaden in erster Linie durch flottes Ausweichen. Genau genommen ist aber Angriff die beste Verteidigung, im wahrsten Wortsinne.
Sobald ihr Schaden erleidet, bietet sich für ein paar Sekunden die Chance, HP zu regenerieren – durch Treffer bei Gegnern. So ermutigt euch Bloodborne, aggressiv vorzugehen und belohnt das auch direkt. Wie viele Bosse ich legen konnte, indem ich diese Mechanik ausreizte, kann ich gar nicht genau sagen. Es waren aber viele.
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Die Konter-Mechanik fügt sich perfekt in diesen schnellen Ansatz ein. Trefft ihr einen Gegner während seiner Attacke mit eurem in der zweiten Hand geführten Schießprügel, betäubt ihr ihn kurzzeitig und es öffnet sich ein kleines Zeitfenster für eine mächtige Visceral Attack. Items wie Molotowcocktails oder magische Fähigkeiten, die Kugeln verbrauchen, runden das Kampfsystem perfekt ab.
Bei mir, dem Dark Souls stets zu langsam war, traf dieser Ansatz natürlich wie ein Schwinger des Cleric Beasts. Der schnelle Ablauf mit seinen Kombos und der Belohnung für das Eingehen von Risiken erleichterte mir das Leben als ungeduldiger Jäger ungemein. Die meisten Bosse lagen bei mir im ersten Versuch, obwohl sie natürlich mächtig forderten. Nur die verdammte Spinne Rom trieb mich regelrecht zur Weißglut. Geduldiges Vorgehen liegt mir einfach nicht, was das Krabbelvieh mit seinen achtbeinigen Babies aber unbedingt voraussetzt.
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