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Test - ASUS ROG Ally : Test: Die Zukunft des Handheld-PCs?

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Es gab schon so einige Versuche, dem Gaming mit tragbaren PCs Beine zu machen, aber erst das Steam Deck von Valve konnte sich wirklich etablieren, wenn auch mit einigen Kompromissen hinsichtlich der Leistung. Nun legt ASUS mit dem ROG Ally nach und setzt sich das Ziel, Full-HD-Gaming im tragbaren Format mit Windows-Basis an den Mann zu bringen. Das klingt vielversprechend und die Spezifikationen sahen bereits im Vorfeld beeindruckend aus. Aber ist das der Handheld-PC im Format einer Nintendo Switch am Ende seine doch recht teuren 799 Euro wert?

Nicht wenige Hersteller möchten gern auf den gar nicht mal so langsam rollenden Erfolgszug des Steam Deck aufspringen und wir können davon ausgehen, dass uns in Zukunft auch so einiges an Elektroschrott bevorstehen wird. Dass dies beim ASUS ROG Ally eher nicht der Fall ist, wird recht schnell klar, denn schon die Verarbeitung macht beim Auspacken einen sehr guten Eindruck.

Das Design wirkt ebenso hochwertig wie die Verarbeitung und der fürs Gehäuse verwendete Kunststoff. Die Spaltmaße sind minimal und gleichmäßig. Das Gewicht ist mit 608 Gramm sogar noch etwas geringer als beim Steam Deck. Die Bedienelemente fügen sich harmonisch ins große Ganze ein, das Teil sieht einfach schick aus. Wenn man am Design überhaupt etwas bemängeln könnte, dann vielleicht, dass die schwarze Einfassung des Displays ein wenig arg breit geraten ist. Mit 28,0 x 11,1 x 2,12 bis 3,24 mm ist das ROG Ally angenehm handlich.

Die Ergonomie überzeugt vom ersten Moment an. ASUS hat sich sehr offensichtlich einige Gedanken über die Anordnung der Bedienelemente gemacht und aus unserer Sicht gibt es daran tatsächlich nichts zu meckern. Und es sind viele … alles, was man vom Gamepad kennt, ist vorhanden, von den Aktionstasten über die asynchron angeordneten Sticks bis hin zum guten D-Pad sowie den Triggern und Bumpern. Zusatztasten für Menü, View, Command Center und Armoury Crate (das ASUS-eigene Software-Hub) sind vorhanden, zudem findet ihr an der Rückseite noch zwei Paddles, sinnvoll angeordnet und mit knackigen Druckpunkten, damit ihr sie nicht aus Versehen auslöst.

Das schaffen nicht mal einige Controller-Hersteller. Das ASUS-typische Blingbling in Form von RGB-Beleuchtung der Sticks darf natürlich nicht fehlen, lässt sich in der Software aber ebenso deaktivieren wie sich die Bedienelemente neu belegen lassen. Durch die Bank sind alle Schalter und Sticks auf einem hohen Niveau mit schönen Druckpunkten, guter Haptik und gutem Feedback. Wir sagen mal: viel besser geht kaum. Das von einigen angesprochene Verkanten der vier Aktionstasten konnten wir bei unserem Testgerät nicht reproduzieren.

Auch bei den Anschlüssen lässt sich ASUS nicht lumpen. Ein USB 3.2 Gen 2 Type-C Port mit DisplayPort 1.4 dient als universelles Verbindungselement und erlaubt den Anschluss von Maus und Tastatur, aber auch den Anschluss des ROG Ally an einen Monitor oder Fernseher. Ein 3,5-mm-Klinkenanschluss ist für den Betrieb mit einem In-Ear oder Headset vorhanden, wollt ihr nicht die erfreulich guten internen Lautsprecher (sogar mit Dolby Atmos Support) sowie das integrierte Mikrofon mit KI-gesteuertem Noise Cancelling nutzen.

Weiterhin vorhanden ist ein UHS-II Micro SD Port, mit dem ihr die Speicherkapazität eures ROG Ally noch etwas pimpen könnt. Schlusspunkt ist ein proprietärer ROG XG Mobile Anschluss, mit dem ihr beispielsweise eine externe Grafikkarte anschließen könnt, um im Heimbetrieb an der Glotze mehr Power zu haben. Muss man nicht haben, ist aber ein nettes Extra für Nutzer mit dickem Portemonnaie. Für Konnektivität sorgen Wi-Fi 6E sowie BlueTooth 5.2, eine LTE-Option ist nicht vorhanden, dafür muss dann unterwegs das Smartphone als Hotspot herhalten.

Das Innenleben des ASUS ROG Ally setzt auf neueste Technik von AMD. Eine AMD Ryzen Z1 Extreme APU dient als schlagendes Herz. Der 8-Kerner der Zen-4-Architektur bietet 16 Threads bei 5,1 GHz Boost-Takt und unterstützt modernste RDNA-3-Grafik. Ihr zur Seite stehen 16GB LPDDR5 als Shared-Speicher. Als Datenspeicher dient eine flinke 512GB PCIe 4.0 NVMe M.2 SSD (2230). Das gesamte System soll eine Leistung von bis zu 8,6 Teraflops stemmen und kann wahlweise über die Software in den Modi Silent, Performance und Turbo betrieben werden.

Für die Kühlung sorgen zwei Kühlkörper mit zwei Lüftern, welche die Abwärme nach hinten aus dem Gerät pusten – Staubfilter inklusive. Das funktioniert insgesamt bei der geringen Größe erfreulich gut, auch wenn man zugestehen muss, dass der mittlere Bereich von Display und Gehäuse recht warm werden und Temperaturen von knapp über 50 Grad erreichen kann. Das ist bei längerer Touch-Bedienung mitunter etwas unangenehm, aber muss in Kauf genommen werden.

Beim Display setzt ASUS auf ein 7-zölliges Full HD LCD Display mit einer starken Bildwiederholrate von 120 Hz nebst Touchscreen-Funktionalität. Dank der guten Helligkeit von 500 Nits ist es in den meisten Umgebungen sehr gut geeignet. Die Farbabdeckung von 100% sRGB kann sich ebenfalls sehen lassen. Zum Schutz vor Beschädigungen ist das Display mit robustem Gorilla-Glass bestückt, hinzu kommt eine Beschichtung gegen Kratzer und Spiegelungen.

Insgesamt trotz etwas langsamer Reaktionszeit von 7 ms eine Lösung, die dem Steam Deck ziemlich klar und deutlich den Stinkefinger zeigt, aber irgendwo muss der höhere Preis ja herkommen, sieht man vom stärkeren Innenleben ab. Das knackscharfe Display mit satten Farben und guten Kontrasten überzeugt dann auch im praktischen Einsatz in nahezu allen Belangen. Ein ganz klarer Pluspunkt des ASUS ROG Ally.

Die Leistung der modernen APU und das starke Display haben allerdings ihren Preis. Dem 40Wh Lithium-Ionen-Akku geht nämlich recht schnell die Puste aus, je nach Helligkeit, Auflösung, Grafikdetails und Leistungsmodus. Im schlimmsten Fall ist bereits nach gut eineinhalb Stunden das Ende der Fahnenstange erreicht. Mit gedrosselten Einstellungen hält der Akku freilich etwas länger durch, aber möchte man das, wenn man schon die Möglichkeit hat, seine Games auch mobil satt erstrahlen zu lassen?

Immerhin, beim Cloud-Gaming soll der Akku bis zu sieben Stunden stemmen und dank Schnellladefunktion und dem 65W-Netzteil könnt ihr binnen 30 Minuten etwa 50 Prozent des Akkus wieder aufladen. Die insgesamt magere Akkuleistung ist somit auch der größte Kompromiss, den ihr beim ROG Ally eingehen müsst, um dessen Plus an Gaming-Power zu genießen. Bleibt halt nicht aus, wenn man viel Leistung in ein sehr kleines Gerät packen und zudem den Preis noch halbwegs akzeptabel gestalten will.

Eine Besonderheit des ROG Ally ist, dass es im Gegensatz zum Steam Deck mit Windows 11 betrieben wird. Das hat Vor- und Nachteile. Der dicke Vorteil ist natürlich, dass ihr deutlich flexibler seid, was eure Spielebbibliotheken angeht. Läuft es unter Windows, könnt ihr es auf dem ROG Ally zocken, egal, ob von Steam, GOG, EA Play, Ubisoft Connect, Epic Games oder was auch immer. Das Steam Deck ist da deutlich limitierter, zumal es euch nur zertifizierte Spiele wirklich sicher zocken lässt.

Der Nachteil ist, dass die Vielzahl an Stores neben Windows selbst auf dem ROG Ally nicht immer gut bedienbar ist. Windows 11 ist nicht unbedingt optimal für Gamepadsteuerung oder Touchscreen ausgelegt, sodass es mitunter etwas fummelig zugehen kann. Zudem müsst ihr euch mit den Windows-üblichen Updates sowie beim ersten Start mit dem üblichen Einrichtungsprozedere herumplagen. ASUS hat sich immerhin die per Tastendruck erreichbare Armoury Crate Software als Hub ausgedacht, in der ihr etliche Einstellungen recht simpel vornehmen könnt, zudem fasst es auch eure Spiele und Bibliotheken recht übersichtlich auf einem Screen zusammen.

Sowohl Armoury Crate als auch Firmware haben allerdings derzeit noch ihre Kinderkrankheiten und werden recht häufig aktualisiert und das nicht unbedingt immer zum Besseren. Hier gilt es, die kommenden Wochen abzuwarten und durchzustehen, denn bei weiterer Verbreitung des ROG Ally werden sicherlich noch weitere Probleme auftauchen. Das war zum Launch des Steam Deck allerdings auch nicht anders, von daher sind wir derzeit noch bereit, das eine oder andere Auge zuzudrücken.

Natürlich waren wir neugierig auf die Spieleleistung, haben aber gleichzeitig auch keine Wunder erwartet. Immerhin handelt es sich um einen Handheld mit APU und nicht um einen PC mit dedizierter Grafikkarte. Verschiedene Benchmarks spuckten letztendlich eine Leistung aus, die sich irgendwo im Bereich einer GTX 1050 Ti, maximal GTX 1060 oder Radeon 5700 bewegte. Das war in etwa zu erwarten unter der Prämisse, dass das ROG Ally optimalerweise Full HD mit mittleren bis hohen Details darstellen soll.

Dass dies bei aufwendigeren Titeln nicht immer drin ist, war ebenfalls abzusehen. Während ihr ältere Titel oder Indies locker mit Full HD und mitunter 60 oder mehr FPS zocken könnt, zumal auch noch AMD FSR möglich ist (soweit vom Spiel unterstützt), zeigen die großen Blockbuster der Leistung dann doch ihre Grenzen auf. Glücklicherweise gibt es immer die Option, die Auflösung zu reduzieren und bei der Pixeldichte des 7-Zoll-Displays muss auch nicht immer auf hohe Detaileinstellungen gegangen werden.

Klar setzt 1080p der Darstellung noch die Krone auf, aber auch mit 720p und mittleren Einstellungen machen eigentlich alle Titel bei dem kleinen Display eine gute Figur. Und man sollte nicht vergessen, dass die verbaute AMD-GPU auch die Upscaling-Technologie FidelityFX Super Resolution unterstützt. Wir haben in der folgenden Grafik mal Leistungsfresser wie Assassin’s Creed: Valhalla sowie Cyberpunk 2077 mit und ohne FSR 2.1 (auf Qualität) gegenübergestellt und das sind durchaus sehr ordentliche Werte.

Die Benchmarks bei derartigen Leistungsfressern belegen zugleich, dass ihr bei den meisten Titeln keine bis wenig Probleme haben werdet, sie auf dem ROG Ally flüssig zum Laufen zu bringen.

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