Test - Assassin's Creed Odyssey : Wow, noch größer geht nun echt nicht mehr
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Gameplay: alles beim Alten
Wer Assassin's Creed Origins gespielt hat, ist ab der ersten Sekunde in Odyssey „drin“. In ihrem Kern sind die beiden Spiele identisch. Ein Blick auf die Karte oder ins Questmenü genügt, um sich von Fragezeichen regelrecht umzingelt zu sehen. Los geht’s! Eine Schatztruhe im Lager dort drüben plündern, um den „Ort abzuschließen“, gleich daneben noch eine Nebenquest abgreifen und wenn wir schonmal in der Nähe sind, dann klettern wir doch noch schnell auf diesen Aussichtsturm oder tauchen zu diesem Schiffswrack.
Von Sekunde Eins an fühlt sich Odyssey wie ein einziger fließender Übergang direkt aus seinem Vorgänger an. Wer also keine Lust darauf hat, ein Jahr nach Origins schon wieder 80 bis 100 Stunden damit zu verbringen, Schatztruhen aus Zeltlagern zu plündern und die Hauptmänner von Festungen zu beseitigen, um nach und nach die Fragezeichen auf der Karte abzuhaken, der kann eigentlich an dieser Stelle auch schon aufhören zu lesen.
Aber Assassin's Creed Odyssey ist dennoch nicht lediglich nur ein Neuaufguss seines Vorläufers – es ist viel, viel mehr. Daher hören wir einfach damit auf zu erklären, was es mit Origins gemeinsam hat, sondern reden nur noch darüber, was neu ist.
Kampfsystem: Bleibt alles anderes
Das Kampfsystem entspricht in seinem Kern dem von Origins, wurde aber an den Rändern um ganz viele Facetten erweitert und deutlich in Richtung Rollenspiel frisiert. Es gibt nun keine Schilde mehr, auch keinen Fatality-Angriff, der sich entfesseln lässt, wenn der Adrenalinpegel voll aufgeladen ist. An seine Stelle rücken eine ganze Reihe von Fähigkeiten, die ihr nach und nach erlernen und verbessern könnt und die sich durch „Verbrauch“ von Adrenalin benutzen lassen: eure Waffen mit Feuer und Gift versehen etwa, ein Spartaner-Tritt in den Abgrund oder die Fernsteuerung eurer Pfeile.
Fahndungslevel: Phylakes sind jetzt Söldner
Auffällig in Odyssey: Alles, was es im Spiel gibt, steht nicht isoliert für sich, sondern ist Bestandteil eines kompletten Systems. Regionen beispielsweise müssen nun nicht mehr nur erforscht, sie können auch erobert werden, indem ihr zunächst den Einfluss des Herrschers schwächt, ihn dann beseitigt und schließlich zur Schlacht ruft, an deren Ende ihr entscheiden dürft, ob der Landstrich den Spartiaten oder Athenern zugesprochen wird. Wofür das gut ist? Wie so häufig bei Assassin's Creed lautet die Antwort: für irgendwie alles und auch nichts.
Bestes Beispiel für die allerorts um sich greifende System-Wut des Spiels: die Söldner. Diese entsprechen den Phylakes aus Origins, also jene extrem harten Gegner, die die Spielwelt durchstreiften und bei Begegnungen mit dem Spieler zähe Kämpfe lieferten. In Odyssey streunen sie nicht einfach ziellos durch die Lande, sondern nehmen die Jagd auf euch auf, wenn ein Kopfgeld auf euch ausgesetzt ist.
Denn: auch der Fahndungslevel ist wieder zurück. Diese Spielmechanik kennt man schon in ähnlicher Form aus den alten Assassin's-Creed-Teilen oder auch den GTA-Spielen: Werdet ihr bei einem Verbrechen erwischt, so steigt eure Fahndungsstufe und die Söldner sind ab sofort hinter euch her, bis ihr euch ihrer entledigt oder den Spender des Kopfgeldes beseitigt habt. Als Nebeneffekt steigt ihr mit jedem erledigten Söldner selbst im Rang der Söldner-Gilde auf und werdet derart irgendwann zum Gewinner von „Griechenland sucht den Supersöldner“.
Odyssey will euch auf diese Weise zum vorsichtigen, sprich: Stealth-Vorgehen ermutigen. Regelmäßig nervt es aber ziemlich, wenn man gerade immer dann von den besonders starken Gegnern aufgespürt wird, wenn man es gerade gar nicht brauchen kann oder sich sogar ohnehin schon mitten in einem Bosskampf befindet.
Attentatsziele: Kult des Kosmos
Bisher waren die Geschichten der Assassin's-Creed-Spiele zumeist um mehrere Attentatsziele herum gesponnen, die eins nach dem anderen ausgeschaltet werden mussten. Odyssey entkoppelt das eine vom anderen erstmals und entwirft daraus, richtig: wiederum ein eigenes System. Das hat einerseits den Vorteil, dass sich die Geschichte zur Abwechslung mal um etwas anderes drehen kann als Rache und Blutwurst (aber dennoch nicht so recht über Hollywood-Seifenoper-Niveau hinauskommt), und andererseits einmal mehr uferlos viel Nebenkrams in der Welt verstreut.
Die heimlichen Drahtzieher im Griechenland von Assassin's Creed Odyssey sind die Mitglieder des Kult des Kosmos, die nach der Macht der alten Zivilisation streben und damit die Brücke schlagen beziehungsweise gar den Grundstein legen für die später spielenden Episoden der Serie. Den Kult des Kosmos zu zerschlagen, indem man alle seine Mitglieder beseitigt, ist eines der großen To-Dos auf der Bucketlist von Assassin's Creed Odyssey. Knapp 50 sind sie an der Zahl, die im Laufe des Spiels aufgespürt und gemeuchelt werden sollen. Und das fühlt sich in der Tat wie eine Lebensaufgabe an.
Denn für jeden einzelnen müsst ihr zunächst Hinweise auf seine Identität und den Aufenthaltsort finden, indem ihr Nebenaufgaben absolviert oder Orte in der Spielwelt erforscht. Erst dann lässt sich seine Position enthüllen und zuschlagen. Assassin's Creed Odyssey wird dadurch auf eine Weise uferlos in seinem Umfang, dass wir diesem Thema ein eigenes Kapitel widmen wollen …
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