Test - Assassin‘s Creed: The Rebel Collection : Test: Endlich Black Flag für Switch! Und Rogue auch
- NSw
Nach dem eher ambivalenten Assassin‘s Creed III bekommen Switch-Besitzer nun die volle Packung: In der Rebel Collection befindet sich nämlich mit Assassin‘s Creed IV: Black Flag nicht nur einer der größten und besten Teile der Serie, sondern alles, was dieser noch an Treibgut mit sich im Schlepptau führt, etwa den nochmal ebenso großen Nachfolger Rogue und sämtliche DLCs, darunter auch die Standalone-Erweiterung Freedom Cry und so viel Inhalt, dass wir außer Atem geraten würden, wollten wir hier alles aufzählen …
Kreisen wir zunächst einmal die Zielgruppe der Assassin‘s Creed: Rebel Collection ein, um klarzustellen, mit wem wir hier reden: Da sind zum einen hartgesottene Assassin‘s-Creed-Fans, die die Spiele schon kennen, aber auch unterwegs nicht auf sie verzichten wollen. Und da sind zum anderen und vor allem die Nintendo-Fans, die noch nie ein Assassin‘s Creed gespielt haben und nun die Gelegenheit dazu erhalten. Für alle anderen – um das gleich auszusprechen – ist dieses Remaster ungeeignet, denn wer die Spiele auf einer anderen Plattform schon gespielt hat oder noch vorhat, sie auf einer anderen Current- oder meinetwegen auch Last-Gen-Konsole zu spielen, sollte diese der Switch-Fassung vorziehen.
Endlich ein richtiges Assassin‘s Creed für Switch
Im Gegensatz zum mittelprächtigen Assassin‘s Creed III, das im Mai auf Switch erschien, eignet sich Assassin‘s Creed IV: Black Flag deutlich besser dazu, solcherlei Spieler, die noch nie mit der Serie in Kontakt kamen, an sie heranzuführen. Black Flag markiert einen Höhepunkt innerhalb der Serienchronologie, galt bei seinem Erscheinen als das mit Abstand größte und zweifellos schönste Assassin‘s Creed - und lange Jahre auch als das beste. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Reihe mit Origins neu ausrichtete.
Nintendo-Fans, die noch nie ein Assassin‘s-Creed-Spiel gespielt haben, bekommen mit Black Flag die ideale Gelegenheit, um in das Franchise hineinzuschnuppern und seine Faszination nachzuvollziehen. Black Flag vereint die Vorzüge all seiner Vorgänger und breitet sie auf einer Spielwiese aus, die der Fläche der gesamten Karibik entspricht. Black Flag ist ein Mammut von einem Spiel, das so unfassbar viel zu tun aufgibt, dass es mitunter erschlagend wirkt. Black Flag ist aber auch ein Spiel, das zeigt, wie geradezu irritierend schlecht diese Spiele gealtert sind, die noch vor wenigen Jahren das Nonplusultra darstellten.
Mit dem vierten Teil, der eigentlich der sechste ist, verließ Ubisoft endgültig die vertikale Spielweltarchitektur mit ihren Parkourläufen über die Dächer und durch die Straßen der Städte und breitete sie stattdessen in der Ebene vor den Spielern aus. Siedlungen wie Havanna und Nassau wirken mit ihren Hütten und maximal zweistöckigen Häusern eher wie Dörfer, doch sie umgibt eine Weite von Palmenwäldern, Inseln, Stränden, Lagern und Festungen, die der Bezeichnung „Spielwelt“ erst wahrlich gerecht wurde.
Und überall gibt es etwas zu tun: Als Pirat Edward Kenway dringt ihr in feindliche Festungen ein, um ihre Schätze zu plündern, jagt Diebe durch die Gassen, befreit Sklaven, um sie für eure Schiffsbesatzung zu rekrutieren, häutet Tiere, um neue Ausrüstung herzustellen, sammelt Rohstoffe, mit denen sich das eigene Schiff verstärken lässt, geht auf Walfang, taucht zu versunkenen Galeonen hinab, sprengt legendäre Schiffe und erlebt erneut eine Geschichte, in die sich historische Persönlichkeiten geschmuggelt haben, dieses Mal etwa der legendäre Pirat Kapitän Blackbeard.
Manchem Fan stieß daher sauer auf, dass sich Black Flag nicht mehr wie ein richtiges Assassinen-Abenteuer, sondern wie ein reines Piratenspiel anfühlte, dessen karibischer Schauplatz eher Urlaubsstimmung statt blutiger Attentäter-Atmosphäre erzeugte und dessen Heimtücke in den verwinkelten Straßen großer Städte dem Abtauchen im Gebüsch von Bananenplantagen und paradiesischen Inseln wich.
Gameplay-Galore
Assassin‘s Creed IV ist entworfen wie ein Rummelplatz für Gameplay-Sandkästen. Jedes Lager, in das man eindringt, wurde voll und ganz dafür entworfen, von Deckung zu Deckung zu schleichen, sich in einem Feld Bananenstauden zu verstecken und von dort in einen Heuhaufen zu schlüpfen, aufmerksam die Patrouillenwege der Wachen auszukundschaften und sie dann eine nach der anderen zu beseitigen. Ubisoft entwirft daraus ein nahtloses Gameplay-Patchwork, wie es als beispiellos für die damalige Zeit galt: Schleichen wechselt sich ab mit Kämpfen, mit Verfolgungsjagden, Erkunden, Craften, Jagen. Und dann diese spektakulären Seeschlachten! Und natürlich: jede Menge Sammelkram. Jede Menge …
Ich war erstaunt, wie viel Spaß ich nach kürzester Zeit wieder mit Assassin‘s Creed: Black Flag hatte, wo mir doch erst kürzlich das Remaster von Teil 3 auf erschreckende Weise vor Augen hielt, wie geradezu antiquiert die Serie zur damaligen Zeit im direkten Vergleich mit den neueren Spielen seit Origins wirken. Und in der Tat schwingt jederzeit beim Spielen das merkwürdige Gefühl mit, wie erstaunlich schlecht diese Serie in vielerlei Hinsicht gealtert ist: Der Versuch, zusätzliche Spielzeit mit uferlos vielen Sammelobjekten zu schinden, wirkt geradezu verzweifelt einfallslos. Das alte Kampfsystem macht einen geradezu unbeholfenen Eindruck. Auch die Steuerung ist schon lange nicht mehr zeitgemäß angesichts der unzähligen Male, die mein Charakter nicht dort entlang oder hinauf will, wie ich es befehle, sondern sich lieber an eine Mauer hängt oder auf eine Kiste hockt.
Switch-Test: Was kann der Port?
Wie so viele Ports von Spielen, die nicht genuin für die Switch entwickelt wurden, sitzt Assassin‘s Creed etwas ambivalent zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite sieht es für ein Switch-Spiel unverschämt gut aus. Der Detailreichtum dieser Karibik mit ihren Stränden, Urwäldern und Städten weckt sofort Fernweh und gewährt eine für die Hybridkonsole erstaunliche Weitsicht. Trotzdem handelt es sich unverkennbar um ein Spiel aus der letzten Konsolengeneration, über das man als PS4- oder Xbox-One-Spieler bestenfalls die Nase rümpfen kann.
Grafisch entspricht die Switch-Version nahezu 1:1 der PS3- und Xbox-360-Version. Das mag für Augen, die sonst nur Spiele wie Fire Emblem: Three Houses oder Pokémon Schwert/Schild zu sehen bekommen, erquicklich sein. Doch zeigt Black Flag dadurch der Switch auch klar die Grenzen auf, die ihr Heil in dieser Form realistischer Darstellung erst gar nicht mehr zu suchen braucht und ihren eigenen stilistischen Weg weitergehen muss, den Breath of the Wild, Link‘s Awakening oder Luigi‘s Mansion 3 schon längst gegangen sind.
Denn so sauber Black Flag technisch insgesamt zwar ausfallen mag, ein deutlich wahrnehmbares Ruckeln und Stottern kann die Hardware der Switch dann doch nicht ganz verhindern. Spielern der Current-Gen-Remaster-Version werden zudem das Kantenflimmern und in der Ferne hin und wieder aufpoppende Texturen stören - fairerweise muss man hinzufügen, dass es deutlich weniger auffällt als noch in Assassin‘s Creed III für Switch und in ziemlich identischer Form schon die Last-Gen-Originale „zierte“. Immerhin ermogelt sich das Spiel seine Grafikqualität nicht durch ein unscharfes Bild wie Wolfenstein 2 oder kürzlich The Witcher 3.
Kommentarezum Artikel