Test - Assassin's Creed III : Switch-Test: Braucht das jemand wirklich?
- NSw
Nun hat also auch die Switch ihr erstes Assassin's-Creed-Spiel erhalten. Warum ausgerechnet dieses? Weil es auch schon für die WiiU erschien? Weil Ubisoft sowieso gerade mit der Portierung für PS4 und Xbox One beschäftigt war? Weil es der meistverkaufte Teil der Serie ist? Weil es im Gegensatz zu den neueren Teilen mit der limitierten Hardware der Switch noch gerade so klarkommt? Alles zusammen? Ist eigentlich auch egal. Jetzt ist es jedenfalls da, und wir müssen uns fragen, wer sich darüber freuen soll.
Technik: Ist das Switch oder kann das weg?
Schon das Remaster für PS4 und Xbox One musste sich die Frage nach der Existenzberechtigung gefallen lassen, gilt Assassin's Creed III doch unter den Fans der Serie als qualitativ eher mittelprächtiges Verbindungsstück zwischen den Teilen der Ezio-Trilogie und der Open-World-Gigantomanie von Black Flag. „Der Vollständigkeit halber“, wird dort das Hauptargument gewesen sein, sowie die Tatsache, dass Teil 3 das Finale der Rahmenhandlung um Desmond und den drohenden Untergang der Welt bildet.
Auf der Switch liegt die Existenzberechtigung des Remaster allein schon mal darin, dass es sonst kein anderes Spiel der Serie auf dieser Plattform gibt. Nintendo-Jünger, die die Vorgänger nicht gespielt haben, werden daher ins eiskalte Wasser geworfen und dürften die Rahmenhandlung wohl nur schwerlich nachvollziehen können. Das Hauptargument für die Switch-Version liegt damit vor allem wohl auf dem Unterwegs-Aspekt.
Es ist schon ein befremdlicher, nahezu erhabener Moment, das Assassin's-Creed-Logo das erste Mal auf dem kleinen Bildschirm der Switch zu sehen. Generell kommt das Kleinformat der gefühlten Grafikqualität zugute: Auf Westentaschenformat verkleinert ist die Herkunft aus einer anderen Konsolengeneration weniger offensichtlich als auf dem großen HD-Fernseher. Solange das Bild auf diese Größe gestaucht ist, sieht es tatsächlich ganz passabel aus. Was man über den Eindruck auf dem großen Fernseher selbst bei bestem Willen und mit zugekniffenem Auge nicht behaupten kann.
Ubisoft hatte seine Neuauflage für PS4 und Xbox One einer Schönheitsoperation unterzogen. Atmosphärische Licht- und Partikeleffekte sorgten sogar für gelegentliche Wow-Momente, denen es zumindest für den einen oder anderen Augenblick gelang, die steifen Animationen und kantigen Objekte vergessen zu lassen. Die Switch-Version muss auf diese Überarbeitungen weitgehend verzichten. Stattdessen gibt es hier Kantenflimmern, Pop-ups, matschige Objekte und gelegentliche Ruckler. Man kann es nicht schönreden: Für PS4- und Xbox-One-verwöhnte Spieler ist das geradezu eine Zumutung.
Gameplay: Das Finale der Desmond-Saga
Inhaltlich hat sich natürlich nichts geändert. Ihr spielt den Halbindianer Connor, der sich den Assassinen anschließt, um das Geheimnis um die Vorgängerzivilisation zu ergründen, und nebenbei den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auslöst. Wie in jedem Assassin's-Creed-Teil begegnet ihr historischen Persönlichkeiten, in diesem Fall etwa George Washington, Benjamin Franklin und einigen anderen, die hierzulande nur denjenigen bekannt sein dürften, die sich ausgiebig mit amerikanischer Geschichte befassen.
Spielerisch setzte sich Assassin's Creed III seinerzeit etwas verloren zwischen die Stühle. Erstmals konstruierte es seine offene Welt nicht am Vorbild einer Stadt in der Vertikalen, sondern in der Weite. Mit seinen Wäldern, Bergen und Schluchten des amerikanischen Outbacks huldigte Assassin's Creed der Schönheit und Wildheit der Natur und machte damit einen großen Schritt weg von seinen Wurzeln und hin zu Red Dead Redemption. Auch bei der Inszenierung, die mit vielen geskripteten Ereignissen lauter kleine Alltagsgeschichten erzählte und die Welt so noch lebendiger wirken ließ.
Zu neuer Größe sollte sich die Serie aber erst einen Teil später mit Assassin's Creed IV: Black Flag aufschwingen, das all den Spielmechaniken, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten, auch die passende Bühne bot, um sie zur Entfaltung zu bringen. Symptomatisch für diese Phase der Serie, in der sie sich verrannt zu haben schien, sind allein die acht (!!) Stunden Tutorial, die eine Spielmechanik nach der anderen einführen, ohne dass der Open World die Gelegenheit gegeben wird, sich zu ihrer vollen Größe aufzuschwingen.
Trotz aller Kritik ist Assassin's Creed III natürlich beileibe kein schlechtes Spiel, lediglich eines, das unter der Last seiner eigenen Größe schwer zu ächzen hat. Vor allem die Seeschlachten, die Teil 3 erstmals in die Serie einführte, machen immer noch erstaunlich viel Spaß, wenngleich sie auf etwas merkwürdige Weise vom Rest des Spiels abgetrennt wirken. Das Schleich-Gameplay ist ohnehin zeitlos, und der riesige Umfang bietet Beschäftigung für viele, viele Stunden. Abseits der Hauptmissionen baut ihr etwa nach und nach eure Siedlung auf, werbt dafür Arbeiter an und verkauft gewonnene Ressourcen per Konvoi in alle Welt – Assassin's Creed III bietet daher fast schon eine vollwertige Wirtschaftssimulation als Spiel im Spiel. Als einziger Teil der Reihe verfügte er sogar über diverse Minispiele (Dame, Mühle, Bowls).
Andere Spielmechaniken wirken hingegen überflüssig oder zumindest unausgegoren. Das Jagen ist spielerisch eher sinnlos, das übermächtige Kampfsystem wirkt im Vergleich zu dem neuen in Origins und Odyssey im Rückblick geradezu befremdlich ebenso wie die überfrachtete Steuerung, und die Masse an Sammelkram und Nebenmissionen wie die Botengänge, in denen ihr lediglich Briefe vom einen Ende der Stadt zum anderen überbringen müsst, fühlen sich mehr nach Beschäftigungstherapie denn kurzweiliger Spielinhalt an.
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