Preview - Anno 2205 : Hinterm Mond gleich links

Der Mond als neuer Sektor spielt sich ebenfalls erfrischend anders. Auf der Oberfläche des Erdtrabanten solltet ihr eure Bewohner unbedingt durch Mondschilde vor Meteoritenschlägen schützen. Da ihr euch nur in Kratern auf dem Mond ausbreiten könnt, spielt sich der Titel hier aufgrund des Platzmangels ähnlich wie in den Unterwasserwelten aus dem Vorgänger.

Das bisher größte Anno

Ansonsten bleibt so gut wie alles beim Alten. Ihr errichtet an einem vorgegebenen Fixpunkt das “Kontor” und könnt von dort aus die Insel oder neuerdings auch das Festland mit euren Gebäuden zupflastern. In 2205 dürft ihr die größten Landmassen erschließen, die es bisher in einem Anno-Teil zu sehen gab. Monumentale Brückenverbindungen helfen euch, eure Siedlung sogar nochmals zu vergrößern. Es ist nicht mehr nötig, mit dem Kommandoschiff einen neuen Knotenpunkt auf jeder Insel zu setzen.

Die Spielmechanik bleibt sich im Kern treu. Ihr errichtet zunächst Wohnhäuser, die den Arbeitern Unterkunft bieten. Das Marktzentrum unterlag dem Rotstift und ist fortan nicht mehr der Mittelpunkt eurer Niederlassungen. Beim Aufbau eurer Stadt spielt der Radius der Gebäude keine Rolle mehr, da alles, was eure Bürger zum Glücklichsein brauchen, nun über das Straßennetz verteilt wird. Die Straßen nehmen also jetzt den wichtigsten Part ein und gliedern zum Beispiel normale Wohngebäude an die Polizeistation an.

Über mehrere Entwicklungsstufen hinweg werdet ihr die Bedürfnisse der Stadtbewohner erfüllen, um so neue Produktionsketten freizuschalten. Je weiter ihr in der Entwicklung und der Versorgung eurer Gemeinden fortgeschritten seid, desto komplexer wird es. Anno 2205 besitzt ein Levelsystem, das euch bei Stufenaufstiegen mit seltenen Rohstoffen oder Ländereien belohnt. Bereits früh im Spiel werdet ihr über Strommangel klagen, könnt aber mit kleinen Nebengebäuden das Hauptgebäude aufrüsten.

Hierfür braucht ihr die besagten Rohstoffe: Ein Akkumulator minimiert den Energiehunger um zehn Prozent und Drohnen ersetzen menschliche Arbeitskräfte. Die Stadt durch diese Baumodule noch effizienter zu gestalten, wird selbst Kenner der Serie fordern und ihnen einige spaßige Stunden bescheren.

Globalisierung in Perfektion

Produziert ihr beispielsweise Waren im Norden eurer Insel, werden sie nicht mehr mühsam zum nächsten Sammelpunkt gekarrt, sondern landen ohne Umschweife in euren Lagern. Die Transportzeiten wurden aufgrund der Globalisierung gestrichen, da sonst der Austausch von Fabrikaten über mehrere Regionen hinweg zu mühsam geraten wäre. Leider fällt das wuselige Treiben auf den Meeren weg, da die Waren in einem Siedlungsgebiet komplett und überall verfügbar sind. Beamen wird laut Entwickler in Anno 2205 wohl möglich sein.

Erzeugnisse werden auf der Weltkarte gehandelt. Anstatt einer bauchigen Handelskogge, die mit Bier und Gewürzen beladen zwischen euren Inseln hin- und herschaukelt,  deutet jetzt lediglich eine orangefarbene Linie auf die eingerichteten Handelsrouten hin. Die optische Präsentation hatte im Vorgänger mit den relativ gleich aussehenden Gebäuden zu kämpfen. In Anno 2205 könnt ihr die Bauwerke und Fabriken durch farbliche Unterschiede und einen höheren Grad an Details nun besser unterscheiden.

Die Wolkenkratzer spiegeln das neuzeitliche Leben in großen Straßenschluchten wider. Des Öfteren haben wir uns beim Anspielen dabei ertappt, wie wir einfach den automatischen Kameraschwenk aktivierten, um dem städtischen Treiben zuzusehen. Der neue Grafikmotor lässt seine Muskeln spielen.

Fazit

von Marcus Rätzke

Viele interessante Neuerungen

Dem neuesten Ableger dürften im Entwicklerstudio in Mainz hitzige Diskussionen vorangegangen sein. Schließlich wirft Anno 2205 haufenweise lieb gewonnene Spielmechaniken über Bord. Transportzeiten wurden gänzlich gestrichen, da Handelsrouten auf der globalen Karte erstellt werden. Umweltkatastrophen wie der Vulkanausbruch gehören ebenfalls der Vergangenheit an. Der Frust der Spieler, die einfach nur vor sich hin bauen wollen, sei zu hoch.

Ebenso fehlen KI-Gegner in den einzelnen Sektoren, um sie im Wettrennen um Inselabschnitte zu besiegen. Der halbgare Kampfmodus in den abgetrennten Missionsarenen ist dafür keinesfalls ein Ersatz. Wenn wir also nicht gerade auf die Belohnungsressourcen scharf sind, lassen wir die kriegerischen Missionen einfach links liegen.

Serienkenner mögen sich daran stören, ich hatte bereits in dieser Vorschauversion trotzdem meine helle Freude. Auf den ersten Blick mögen die Komfortfunktionen Anno vereinfacht haben, doch die neuen Gebäudemodule wirken sich nicht auf den Komplexitätsgrad aus. Im Gegenteil: Ich muss mich noch mehr um die effiziente Gestaltung von Produktion und Wohnraum kümmern. Mit dem Mond und der Arktis sind nicht nur optisch zwei neue Landschaften hinzugekommen, sondern auch andere Aufbaurouten.

Lediglich ein Feature hatte der Vorgänger voraus: Der Multiplayer-Part aus Anno 2070 war hervorragend und wird in Anno 2205 bisher schmerzlich vermisst. Dennoch können sich Aufbau-Fans auf den kommenden November freuen.